Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

Trauer gantz stille zu. Bey dieser Gelegenheit
wurden nicht nur die bißherigen Aeltesten der
Stämme in ihrem Amte bestätiget, sondern auch
aus jeder Pflantz-Stadt nach des seeligen Alt-
Vaters Willen 3. Beysitzer erwählet und dieselben
bestellet, wenigstens voritzo etliche Wochen hin-
tereinander, allezeit Donnerstags nach angehör-
ter Predigt auf der Albertus-Burg zu erscheinen,
um das gemeine Beste zu berathschlagen. Ein
jeder Stamm gab demnach ein, was in seiner
Pflantz-Stadt annoch voritzo vor der Erndte
höchstnöthig zu bauen und zu verbessern sey, inglei-
chen kam in Vorschlag, daß neben der Kirche et-
liche geraumliche Häuser vor die 3. Herrn Geistli-
chen, Informatores, insonderheit auch ein beson-
deres Schul-Hauß vor diejenigen Knaben erbauet
werden solte, welche sich nicht auf das Haus- We-
sen, sondern auf die Theologie und andere hohe
Studia legen wolten. Allein, ehe wir alles dieses
Bau-Werck noch anfingen, erfuhren wir zu grö-
ster Verwunderung, daß uns ein unverhofftes
Stück Arbeit vorgekommen war; denn es hatte
sich der letztere Sturm- Wind in der Bucht, wo
Capitain Horns Schiff lag, dergestalt gefangen,
daß es von allen Seilen und Anckern loß gerissen,
und dergestalt an die Felsen-Ecken geschleudert
und zerstossen war, daß diese gantze grosse Machi-
ne
fast gäntzlich wandelbar und unbrauchbar wor-
den, worbey am meisten zu bedauren, daß 4. Ca-
nonen mit der Wand heraus gefallen und versun-
cken waren. Capitain Horn krauete sich zwar
ziemlich im Kopffe dieses Unglücks-Falls wegen

allein,

Trauer gantz ſtille zu. Bey dieſer Gelegenheit
wurden nicht nur die bißherigen Aelteſten der
Staͤmme in ihrem Amte beſtaͤtiget, ſondern auch
aus jeder Pflantz-Stadt nach des ſeeligen Alt-
Vaters Willen 3. Beyſitzer erwaͤhlet und dieſelben
beſtellet, wenigſtens voritzo etliche Wochen hin-
tereinander, allezeit Donnerſtags nach angehoͤr-
ter Predigt auf der Albertus-Burg zu erſcheinen,
um das gemeine Beſte zu berathſchlagen. Ein
jeder Stamm gab demnach ein, was in ſeiner
Pflantz-Stadt annoch voritzo vor der Erndte
hoͤchſtnoͤthig zu bauen und zu verbeſſern ſey, inglei-
chen kam in Vorſchlag, daß neben der Kirche et-
liche geraumliche Haͤuſer vor die 3. Herrn Geiſtli-
chen, Informatores, inſonderheit auch ein beſon-
deres Schul-Hauß vor diejenigen Knaben erbauet
werden ſolte, welche ſich nicht auf das Haus- We-
ſen, ſondern auf die Theologie und andere hohe
Studia legen wolten. Allein, ehe wir alles dieſes
Bau-Werck noch anfingen, erfuhren wir zu groͤ-
ſter Verwunderung, daß uns ein unverhofftes
Stuͤck Arbeit vorgekommen war; denn es hatte
ſich der letztere Sturm- Wind in der Bucht, wo
Capitain Horns Schiff lag, dergeſtalt gefangen,
daß es von allen Seilen und Anckern loß geriſſen,
und dergeſtalt an die Felſen-Ecken geſchleudert
und zerſtoſſen war, daß dieſe gantze groſſe Machi-
ne
faſt gaͤntzlich wandelbar und unbrauchbar wor-
den, worbey am meiſten zu bedauren, daß 4. Ca-
nonen mit der Wand heraus gefallen und verſun-
cken waren. Capitain Horn krauete ſich zwar
ziemlich im Kopffe dieſes Ungluͤcks-Falls wegen

allein,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0259" n="251"/>
Trauer gantz &#x017F;tille zu. Bey die&#x017F;er Gelegenheit<lb/>
wurden nicht nur die bißherigen Aelte&#x017F;ten der<lb/>
Sta&#x0364;mme in ihrem Amte be&#x017F;ta&#x0364;tiget, &#x017F;ondern auch<lb/>
aus jeder Pflantz-Stadt nach des &#x017F;eeligen Alt-<lb/>
Vaters Willen 3. Bey&#x017F;itzer erwa&#x0364;hlet und die&#x017F;elben<lb/>
be&#x017F;tellet, wenig&#x017F;tens voritzo etliche Wochen hin-<lb/>
tereinander, allezeit Donner&#x017F;tags nach angeho&#x0364;r-<lb/>
ter Predigt auf der <hi rendition="#aq">Albertus</hi>-Burg zu er&#x017F;cheinen,<lb/>
um das gemeine Be&#x017F;te zu berath&#x017F;chlagen. Ein<lb/>
jeder Stamm gab demnach ein, was in &#x017F;einer<lb/>
Pflantz-Stadt annoch voritzo vor der Erndte<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;tno&#x0364;thig zu bauen und zu verbe&#x017F;&#x017F;ern &#x017F;ey, inglei-<lb/>
chen kam in Vor&#x017F;chlag, daß neben der Kirche et-<lb/>
liche geraumliche Ha&#x0364;u&#x017F;er vor die 3. Herrn Gei&#x017F;tli-<lb/>
chen, <hi rendition="#aq">Informatores,</hi> in&#x017F;onderheit auch ein be&#x017F;on-<lb/>
deres Schul-Hauß vor diejenigen Knaben erbauet<lb/>
werden &#x017F;olte, welche &#x017F;ich nicht auf das Haus- We-<lb/>
&#x017F;en, &#x017F;ondern auf die <hi rendition="#aq">Theologie</hi> und andere hohe<lb/><hi rendition="#aq">Studia</hi> legen wolten. Allein, ehe wir alles die&#x017F;es<lb/>
Bau-Werck noch anfingen, erfuhren wir zu gro&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ter Verwunderung, daß uns ein unverhofftes<lb/>
Stu&#x0364;ck Arbeit vorgekommen war; denn es hatte<lb/>
&#x017F;ich der letztere Sturm- Wind in der Bucht, wo<lb/><hi rendition="#aq">Capitain</hi> Horns Schiff lag, derge&#x017F;talt gefangen,<lb/>
daß es von allen Seilen und Anckern loß geri&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und derge&#x017F;talt an die Fel&#x017F;en-Ecken ge&#x017F;chleudert<lb/>
und zer&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en war, daß die&#x017F;e gantze gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Machi-<lb/>
ne</hi> fa&#x017F;t ga&#x0364;ntzlich wandelbar und unbrauchbar wor-<lb/>
den, worbey am mei&#x017F;ten zu bedauren, daß 4. Ca-<lb/>
nonen mit der Wand heraus gefallen und ver&#x017F;un-<lb/>
cken waren. <hi rendition="#aq">Capitain</hi> Horn krauete &#x017F;ich zwar<lb/>
ziemlich im Kopffe die&#x017F;es Unglu&#x0364;cks-Falls wegen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">allein,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[251/0259] Trauer gantz ſtille zu. Bey dieſer Gelegenheit wurden nicht nur die bißherigen Aelteſten der Staͤmme in ihrem Amte beſtaͤtiget, ſondern auch aus jeder Pflantz-Stadt nach des ſeeligen Alt- Vaters Willen 3. Beyſitzer erwaͤhlet und dieſelben beſtellet, wenigſtens voritzo etliche Wochen hin- tereinander, allezeit Donnerſtags nach angehoͤr- ter Predigt auf der Albertus-Burg zu erſcheinen, um das gemeine Beſte zu berathſchlagen. Ein jeder Stamm gab demnach ein, was in ſeiner Pflantz-Stadt annoch voritzo vor der Erndte hoͤchſtnoͤthig zu bauen und zu verbeſſern ſey, inglei- chen kam in Vorſchlag, daß neben der Kirche et- liche geraumliche Haͤuſer vor die 3. Herrn Geiſtli- chen, Informatores, inſonderheit auch ein beſon- deres Schul-Hauß vor diejenigen Knaben erbauet werden ſolte, welche ſich nicht auf das Haus- We- ſen, ſondern auf die Theologie und andere hohe Studia legen wolten. Allein, ehe wir alles dieſes Bau-Werck noch anfingen, erfuhren wir zu groͤ- ſter Verwunderung, daß uns ein unverhofftes Stuͤck Arbeit vorgekommen war; denn es hatte ſich der letztere Sturm- Wind in der Bucht, wo Capitain Horns Schiff lag, dergeſtalt gefangen, daß es von allen Seilen und Anckern loß geriſſen, und dergeſtalt an die Felſen-Ecken geſchleudert und zerſtoſſen war, daß dieſe gantze groſſe Machi- ne faſt gaͤntzlich wandelbar und unbrauchbar wor- den, worbey am meiſten zu bedauren, daß 4. Ca- nonen mit der Wand heraus gefallen und verſun- cken waren. Capitain Horn krauete ſich zwar ziemlich im Kopffe dieſes Ungluͤcks-Falls wegen allein,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/259
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/259>, abgerufen am 23.11.2024.