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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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und bey Herrn Gillers in Condition gekommen
war. Dieser hatte meine Liebste nicht so bald er-
blickt, als er sich derselben so gleich zu erkennen
und darbey zu vernehmen gab, wie sie, als die erste
Frau des van Steen, ehemahls seine Patronin ge-
wesen wäre, er aber sey nur vor wenig Wochen
aus des van Steens Diensten gegangen, um sich ei-
ne Zeitlang in Engelland aufzuhalten, könte auch,
wenn es uns etwa auf den Abend gelegen wäre, ver-
schiedene wunderbahre Geschichte, so vor weniger
Zeit in des van Steens Hause und sonsten in Leu-
warden passiret
wären, erzählen.

Meine Frau, die sich dieses Menschens, von etli-
chen Jahren her, noch sehr wohl zu erinnern wuste,
bath ihn so gleich, uns die Gefälligkeit zu erweifen,
und Abends auf unser Zimmer zu kommen, welches
er denn that, und eine weitläufftige Erzählung von
den Geschichten des van Steen, seiner Helena
Nörgels
und anderer mehr machte, und endlich
kam er auf die letzten Streiche, so ich in Leuwarden
gespielet hatte, wuste aber nicht, daß ich es gewesen,
sondern erzählete nur, daß der van Steen neulichst
von unbekandter Hand einen Brief nebst einem
Kästlein mit Kleidungs-Stücken und andern Sa-
chen, die seiner Frau gehöreten, und davon sie aus-
gegeben, daß sie ihr gestohlen worden, erhalten.
Er hätte sich gantz rasend darüber angestellet, we-
nig Stunden darnach aber seine Frau nebst ihrem
Aufwarte-Mägdgen in ein finsteres Gewölbe ver-
schlossen, und ihnen 3. grosse Brodte nebst einem Fäß-
gen voll Wasser hinein gesetzt. Hierauf wäre er
mit dem Bothen/ welcher den Brief gebracht, nach

Har-

und bey Herrn Gillers in Condition gekommen
war. Dieſer hatte meine Liebſte nicht ſo bald er-
blickt, als er ſich derſelben ſo gleich zu erkennen
und darbey zu vernehmen gab, wie ſie, als die erſte
Frau des van Steen, ehemahls ſeine Patronin ge-
weſen waͤre, er aber ſey nur vor wenig Wochen
aus des van Steens Dienſten gegangen, um ſich ei-
ne Zeitlang in Engelland aufzuhalten, koͤnte auch,
wenn es uns etwa auf den Abend gelegen waͤre, ver-
ſchiedene wunderbahre Geſchichte, ſo vor weniger
Zeit in des van Steens Hauſe und ſonſten in Leu-
warden paſſiret
waͤren, erzaͤhlen.

Meine Frau, die ſich dieſes Menſchens, von etli-
chen Jahren her, noch ſehr wohl zu erinnern wuſte,
bath ihn ſo gleich, uns die Gefaͤlligkeit zu erweifen,
und Abends auf unſer Zimmer zu kommen, welches
er denn that, und eine weitlaͤufftige Erzaͤhlung von
den Geſchichten des van Steen, ſeiner Helena
Nörgels
und anderer mehr machte, und endlich
kam er auf die letzten Streiche, ſo ich in Leuwarden
geſpielet hatte, wuſte aber nicht, daß ich es geweſen,
ſondern erzaͤhlete nur, daß der van Steen neulichſt
von unbekandter Hand einen Brief nebſt einem
Kaͤſtlein mit Kleidungs-Stuͤcken und andern Sa-
chen, die ſeiner Frau gehoͤreten, und davon ſie aus-
gegeben, daß ſie ihr geſtohlen worden, erhalten.
Er haͤtte ſich gantz raſend daruͤber angeſtellet, we-
nig Stunden darnach aber ſeine Frau nebſt ihrem
Aufwarte-Maͤgdgen in ein finſteres Gewoͤlbe ver-
ſchloſſen, und ihnen 3. groſſe Brodte nebſt einem Faͤß-
gen voll Waſſer hinein geſetzt. Hierauf waͤre er
mit dem Bothen/ welcher den Brief gebracht, nach

Har-
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[220/0228] und bey Herrn Gillers in Condition gekommen war. Dieſer hatte meine Liebſte nicht ſo bald er- blickt, als er ſich derſelben ſo gleich zu erkennen und darbey zu vernehmen gab, wie ſie, als die erſte Frau des van Steen, ehemahls ſeine Patronin ge- weſen waͤre, er aber ſey nur vor wenig Wochen aus des van Steens Dienſten gegangen, um ſich ei- ne Zeitlang in Engelland aufzuhalten, koͤnte auch, wenn es uns etwa auf den Abend gelegen waͤre, ver- ſchiedene wunderbahre Geſchichte, ſo vor weniger Zeit in des van Steens Hauſe und ſonſten in Leu- warden paſſiret waͤren, erzaͤhlen. Meine Frau, die ſich dieſes Menſchens, von etli- chen Jahren her, noch ſehr wohl zu erinnern wuſte, bath ihn ſo gleich, uns die Gefaͤlligkeit zu erweifen, und Abends auf unſer Zimmer zu kommen, welches er denn that, und eine weitlaͤufftige Erzaͤhlung von den Geſchichten des van Steen, ſeiner Helena Nörgels und anderer mehr machte, und endlich kam er auf die letzten Streiche, ſo ich in Leuwarden geſpielet hatte, wuſte aber nicht, daß ich es geweſen, ſondern erzaͤhlete nur, daß der van Steen neulichſt von unbekandter Hand einen Brief nebſt einem Kaͤſtlein mit Kleidungs-Stuͤcken und andern Sa- chen, die ſeiner Frau gehoͤreten, und davon ſie aus- gegeben, daß ſie ihr geſtohlen worden, erhalten. Er haͤtte ſich gantz raſend daruͤber angeſtellet, we- nig Stunden darnach aber ſeine Frau nebſt ihrem Aufwarte-Maͤgdgen in ein finſteres Gewoͤlbe ver- ſchloſſen, und ihnen 3. groſſe Brodte nebſt einem Faͤß- gen voll Waſſer hinein geſetzt. Hierauf waͤre er mit dem Bothen/ welcher den Brief gebracht, nach Har-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/228>, abgerufen am 24.11.2024.