pliment von der Madame van Bredal, welche bit- ten liesse, ob ich nicht die Güte haben, von meiner Ruhe etwas abbrechen, und auf ein wichtiges Ge- spräch zu ihr kommen wolte? Jch folgte der Magd so gleich nach, und traff die beyden Frauenzimmer auf 2. Schlaff-Stühlen sitzend an, zwischen wel- chen ein Tisch stunde, auf welchem sich ein paar Bou- teillen Wein nebst Confect befanden. So bald sie mich bewillkommet und zu sitzen genöthiget, fing die van Bredal an, sehet, meine Liebste Baase, dieses ist der Herr, welcher mir mit seiner grösten Lebens- Gefahr zu meiner Freyheit verholffen, die zu er- kauffen, vielleicht keine Million hingereicht haben würde. Die Baase war eine artige Jungfer von 19. biß 20. Jahren, und nennete sich Gillers, war ei- nes aufgeweckten Geistes, stund auf und sagte: mein Herr, erlaubt mir, daß ich euch vor die über- grosse Gefälligkeit, die ihr meiner allerliebsten Freun- din auf dieser Welt, und zugleich mir erwiesen habt, die Hand küssen darff. Jndem ich mich nun des- sen weigerte, und sehr beschämt befand, küssete sie mich in der Geschwindigkeit dergestalt derb auf den Mund, daß ich mich fast selbst schämete, und gantz Feuer-roth im Gesichte wurde.
Die van Bredal fing hertzlich darüber an zu lachen, sagte aber: Kinder! wir müssen die wenigen Stun- den, so wir beysammen bleiben können, mit ernst- hafften Gesprächen zubringen. Demnach fing sie an, mir alles zu erzählen, wie es ihr allhier ergangen, die Haupt-Puncte aber waren diese: 1.) Hätte sie anfänglich absolut praetendirt, ihren Mann, den van Steen, wieder zu haben, derselbe aber hätte viel-
leicht
pliment von der Madame van Bredal, welche bit- ten lieſſe, ob ich nicht die Guͤte haben, von meiner Ruhe etwas abbrechen, und auf ein wichtiges Ge- ſpraͤch zu ihr kommen wolte? Jch folgte der Magd ſo gleich nach, und traff die beyden Frauenzimmer auf 2. Schlaff-Stuͤhlen ſitzend an, zwiſchen wel- chen ein Tiſch ſtunde, auf welchem ſich ein paar Bou- teillen Wein nebſt Confect befanden. So bald ſie mich bewillkommet und zu ſitzen genoͤthiget, fing die van Bredal an, ſehet, meine Liebſte Baaſe, dieſes iſt der Herr, welcher mir mit ſeiner groͤſten Lebens- Gefahr zu meiner Freyheit verholffen, die zu er- kauffen, vielleicht keine Million hingereicht haben wuͤrde. Die Baaſe war eine artige Jungfer von 19. biß 20. Jahren, und nennete ſich Gillers, war ei- nes aufgeweckten Geiſtes, ſtund auf und ſagte: mein Herr, erlaubt mir, daß ich euch vor die uͤber- groſſe Gefaͤlligkeit, die ihr meiner allerliebſten Freun- din auf dieſer Welt, und zugleich mir erwieſen habt, die Hand kuͤſſen darff. Jndem ich mich nun deſ- ſen weigerte, und ſehr beſchaͤmt befand, kuͤſſete ſie mich in der Geſchwindigkeit dergeſtalt derb auf den Mund, daß ich mich faſt ſelbſt ſchaͤmete, und gantz Feuer-roth im Geſichte wurde.
Die van Bredal fing hertzlich daruͤber an zu lachen, ſagte aber: Kinder! wir muͤſſen die wenigen Stun- den, ſo wir beyſammen bleiben koͤnnen, mit ernſt- hafften Geſpraͤchen zubringen. Demnach fing ſie an, mir alles zu erzaͤhlen, wie es ihr allhier ergangen, die Haupt-Puncte aber waren dieſe: 1.) Haͤtte ſie anfaͤnglich abſolut prætendirt, ihren Mann, den van Steen, wieder zu haben, derſelbe aber haͤtte viel-
leicht
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pliment von der Madame van Bredal, welche bit-
ten lieſſe, ob ich nicht die Guͤte haben, von meiner
Ruhe etwas abbrechen, und auf ein wichtiges Ge-
ſpraͤch zu ihr kommen wolte? Jch folgte der Magd
ſo gleich nach, und traff die beyden Frauenzimmer
auf 2. Schlaff-Stuͤhlen ſitzend an, zwiſchen wel-
chen ein Tiſch ſtunde, auf welchem ſich ein paar Bou-
teillen Wein nebſt Confect befanden. So bald
ſie mich bewillkommet und zu ſitzen genoͤthiget, fing
die van Bredal an, ſehet, meine Liebſte Baaſe, dieſes
iſt der Herr, welcher mir mit ſeiner groͤſten Lebens-
Gefahr zu meiner Freyheit verholffen, die zu er-
kauffen, vielleicht keine Million hingereicht haben
wuͤrde. Die Baaſe war eine artige Jungfer von
19. biß 20. Jahren, und nennete ſich Gillers, war ei-
nes aufgeweckten Geiſtes, ſtund auf und ſagte:
mein Herr, erlaubt mir, daß ich euch vor die uͤber-
groſſe Gefaͤlligkeit, die ihr meiner allerliebſten Freun-
din auf dieſer Welt, und zugleich mir erwieſen habt,
die Hand kuͤſſen darff. Jndem ich mich nun deſ-
ſen weigerte, und ſehr beſchaͤmt befand, kuͤſſete ſie
mich in der Geſchwindigkeit dergeſtalt derb auf den
Mund, daß ich mich faſt ſelbſt ſchaͤmete, und gantz
Feuer-roth im Geſichte wurde.
Die van Bredal fing hertzlich daruͤber an zu lachen,
ſagte aber: Kinder! wir muͤſſen die wenigen Stun-
den, ſo wir beyſammen bleiben koͤnnen, mit ernſt-
hafften Geſpraͤchen zubringen. Demnach fing ſie
an, mir alles zu erzaͤhlen, wie es ihr allhier ergangen,
die Haupt-Puncte aber waren dieſe: 1.) Haͤtte ſie
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/218>, abgerufen am 27.11.2024.
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