gehorsamst, daß mir diesen Nachmittag um eine selbst beliebige Stunde, möchte erlaubt werden, auf kurtze Zeit meine Aufwartung bey Jhnen zu machen um nicht nur meinen ehemahls begangenen Fehler zudeoreciren, sondern ausserdem, einige geheime Nachrich- ten zu geben, woran Jhnen allerdings sehr viel gelegen seyn möchte. Könte es seyn, daß wir beyde allein und ohne andere Zuhö- rer wären, so würde vielleicht desto dreu- ster heraus sagen können, wer der Urheber Jhres bißherigen Ungemachs gewesen, und wie Sie vor der Hand, DeroAffairen,itzigen Umständen nach etwa einzurichten, am be- sten thäten. Jn Erwartung einiger Ant- worts-Zeilen bin
Madame le votre Rackhuysen.
Jch gab nach Verlesung des Briefs denselben mit einer lächlenden Mine wieder zurück, sagte aber kein Wort darzu, weßwegen sie von selbsten anfing, und im Fortgehen sprach: Jch werde mich dieser Visite entschlagen, und vorgeben, daß ich heute Zu- spruch von Frauenzimmer hätte. Madam! rieff ich ihr nach, bedencken sie wohl was sie thun, bey ihren delicaten Affairen müssen sie itzo viel anhören, so wohl von ein und andern Umständen, als von gu- ten Rathschlägen, damit sie hernach sich desto besser darnach richten, und das beste auslesen können. Es ist wohl wahr, replicirte sie, ging hierauf ins Cabi- net, und schrieb folgende Antworts-Zeilen zurück:
Mon-
(M 2)
gehorſamſt, daß mir dieſen Nachmittag um eine ſelbſt beliebige Stunde, moͤchte erlaubt werden, auf kurtze Zeit meine Aufwartung bey Jhnen zu machen um nicht nur meinen ehemahls begangenen Fehler zudeoreciren, ſondern auſſerdem, einige geheime Nachrich- ten zu geben, woran Jhnen allerdings ſehr viel gelegen ſeyn moͤchte. Koͤnte es ſeyn, daß wir beyde allein und ohne andere Zuhoͤ- rer waͤren, ſo wuͤrde vielleicht deſto dreu- ſter heraus ſagen koͤnnen, wer der Urheber Jhres bißherigen Ungemachs geweſen, und wie Sie vor der Hand, DeroAffairen,itzigen Umſtaͤnden nach etwa einzurichten, am be- ſten thaͤten. Jn Erwartung einiger Ant- worts-Zeilen bin
Madame le votre Rackhuyſen.
Jch gab nach Verleſung des Briefs denſelben mit einer laͤchlenden Mine wieder zuruͤck, ſagte aber kein Wort darzu, weßwegen ſie von ſelbſten anfing, und im Fortgehen ſprach: Jch werde mich dieſer Viſite entſchlagen, und vorgeben, daß ich heute Zu- ſpruch von Frauenzimmer haͤtte. Madam! rieff ich ihr nach, bedencken ſie wohl was ſie thun, bey ihren delicaten Affairen muͤſſen ſie itzo viel anhoͤren, ſo wohl von ein und andern Umſtaͤnden, als von gu- ten Rathſchlaͤgen, damit ſie hernach ſich deſto beſſer darnach richten, und das beſte ausleſen koͤnnen. Es iſt wohl wahr, replicirte ſie, ging hierauf ins Cabi- net, und ſchrieb folgende Antworts-Zeilen zuruͤck:
Mon-
(M 2)
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gehorſamſt, daß mir dieſen Nachmittag um
eine ſelbſt beliebige Stunde, moͤchte erlaubt
werden, auf kurtze Zeit meine Aufwartung
bey Jhnen zu machen um nicht nur meinen
ehemahls begangenen Fehler zu deoreciren,
ſondern auſſerdem, einige geheime Nachrich-
ten zu geben, woran Jhnen allerdings ſehr
viel gelegen ſeyn moͤchte. Koͤnte es ſeyn,
daß wir beyde allein und ohne andere Zuhoͤ-
rer waͤren, ſo wuͤrde vielleicht deſto dreu-
ſter heraus ſagen koͤnnen, wer der Urheber
Jhres bißherigen Ungemachs geweſen, und
wie Sie vor der Hand, Dero Affairen, itzigen
Umſtaͤnden nach etwa einzurichten, am be-
ſten thaͤten. Jn Erwartung einiger Ant-
worts-Zeilen bin
Madame
le votre
Rackhuyſen.
Jch gab nach Verleſung des Briefs denſelben
mit einer laͤchlenden Mine wieder zuruͤck, ſagte aber
kein Wort darzu, weßwegen ſie von ſelbſten anfing,
und im Fortgehen ſprach: Jch werde mich dieſer
Viſite entſchlagen, und vorgeben, daß ich heute Zu-
ſpruch von Frauenzimmer haͤtte. Madam! rieff
ich ihr nach, bedencken ſie wohl was ſie thun, bey
ihren delicaten Affairen muͤſſen ſie itzo viel anhoͤren,
ſo wohl von ein und andern Umſtaͤnden, als von gu-
ten Rathſchlaͤgen, damit ſie hernach ſich deſto beſſer
darnach richten, und das beſte ausleſen koͤnnen. Es
iſt wohl wahr, replicirte ſie, ging hierauf ins Cabi-
net, und ſchrieb folgende Antworts-Zeilen zuruͤck:
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/187>, abgerufen am 24.11.2024.
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