Barbarn zu entwischen und wieder zu ihm käme? gab er zur Antwort: Jch will ihr ihre Befreyung hertzlich gern gönnen, wolte auch mit einem guten Stück Gelde darzu behülfflich seyn, wenn dieselbe auszuwürcken stünde, allein, in mein Ehe-Bet- te soll sie nicht wieder kommen, und wenn sie ein gantzes Orlogs-Schiff mit Golde, Perlen und Edelgesteinen mitbrächte, denn wer wolte mir zu muthen: eine von den Barbarn geschändete Per- son wieder anzunehmen, ohngeacht ich sie, vor der Zeit, und sonderlich, so lange sie meine Ehe- Frau gewesen, hertzlich geliebt habe.
Wie dieses, Madame! eure Eltern wieder er- fuhren, zohen sie es sich dergestalt zu Gemüthe, daß sie Bettlägerig wurden, und binnen 4. Wochen alle beyde sturben. Jnzwischen ist euch doch euer Erbtheil bis auf eine gewisse Zeit ausgesetzt, und ein Curator darüber bestellet worden, welches ihr, so bald als ihr kommet, werdet heben können, in- zwischen halte das vor euer gröstes Glück, daß ihr mit dem van Steen, welcher eurer Person nie- mahls würdig gewesen, keine Kinder gezeugt habt.
Hiermit beschloß Dostart seine Erzählung, und fragte nur noch dieses: Was meynet ihr nun, Ma- dame, bey diesen Geschichten, und wie wollet ihr die Sachen mit eurem ungetreuen Manne anstellen? Die van Bredal hatte die meiste Zeit unter seinem Erzählen geweinet, konte derowegen auch itzo vor Thränen noch nicht gleich antwortten, doch end- lich sagte sie: Was will ich anders machen, als meine Sache dem Himmel befehlen, ich will den van Steen gantz nicht in seinem Vergnügen stöh-
ren,
Barbarn zu entwiſchen und wieder zu ihm kaͤme? gab er zur Antwort: Jch will ihr ihre Befreyung hertzlich gern goͤnnen, wolte auch mit einem guten Stuͤck Gelde darzu behuͤlfflich ſeyn, wenn dieſelbe auszuwuͤrcken ſtuͤnde, allein, in mein Ehe-Bet- te ſoll ſie nicht wieder kommen, und wenn ſie ein gantzes Orlogs-Schiff mit Golde, Perlen und Edelgeſteinen mitbraͤchte, denn wer wolte mir zu muthen: eine von den Barbarn geſchaͤndete Per- ſon wieder anzunehmen, ohngeacht ich ſie, vor der Zeit, und ſonderlich, ſo lange ſie meine Ehe- Frau geweſen, hertzlich geliebt habe.
Wie dieſes, Madame! eure Eltern wieder er- fuhren, zohen ſie es ſich dergeſtalt zu Gemuͤthe, daß ſie Bettlaͤgerig wurden, und binnen 4. Wochen alle beyde ſturben. Jnzwiſchen iſt euch doch euer Erbtheil bis auf eine gewiſſe Zeit ausgeſetzt, und ein Curator daruͤber beſtellet worden, welches ihr, ſo bald als ihr kommet, werdet heben koͤnnen, in- zwiſchen halte das vor euer groͤſtes Gluͤck, daß ihr mit dem van Steen, welcher eurer Perſon nie- mahls wuͤrdig geweſen, keine Kinder gezeugt habt.
Hiermit beſchloß Doſtart ſeine Erzaͤhlung, und fragte nur noch dieſes: Was meynet ihr nun, Ma- dame, bey dieſen Geſchichten, und wie wollet ihr die Sachen mit eurem ungetreuen Manne anſtellen? Die van Bredal hatte die meiſte Zeit unter ſeinem Erzaͤhlen geweinet, konte derowegen auch itzo vor Thraͤnen noch nicht gleich antwortten, doch end- lich ſagte ſie: Was will ich anders machen, als meine Sache dem Himmel befehlen, ich will den van Steen gantz nicht in ſeinem Vergnuͤgen ſtoͤh-
ren,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0182"n="174"/>
Barbarn zu entwiſchen und wieder zu ihm kaͤme?<lb/>
gab er zur Antwort: Jch will ihr ihre Befreyung<lb/>
hertzlich gern goͤnnen, wolte auch mit einem guten<lb/>
Stuͤck Gelde darzu behuͤlfflich ſeyn, wenn dieſelbe<lb/>
auszuwuͤrcken ſtuͤnde, allein, in mein Ehe-Bet-<lb/>
te ſoll ſie nicht wieder kommen, und wenn ſie ein<lb/>
gantzes Orlogs-Schiff mit Golde, Perlen und<lb/>
Edelgeſteinen mitbraͤchte, denn wer wolte mir zu<lb/>
muthen: eine von den Barbarn geſchaͤndete Per-<lb/>ſon wieder anzunehmen, ohngeacht ich ſie, vor<lb/>
der Zeit, und ſonderlich, ſo lange ſie meine Ehe-<lb/>
Frau geweſen, hertzlich geliebt habe.</p><lb/><p>Wie dieſes, <hirendition="#aq">Madame!</hi> eure Eltern wieder er-<lb/>
fuhren, zohen ſie es ſich dergeſtalt zu Gemuͤthe,<lb/>
daß ſie Bettlaͤgerig wurden, und binnen 4. Wochen<lb/>
alle beyde ſturben. Jnzwiſchen iſt euch doch euer<lb/>
Erbtheil bis auf eine gewiſſe Zeit ausgeſetzt, und<lb/>
ein <hirendition="#aq">Curator</hi> daruͤber beſtellet worden, welches ihr,<lb/>ſo bald als ihr kommet, werdet heben koͤnnen, in-<lb/>
zwiſchen halte das vor euer groͤſtes Gluͤck, daß ihr<lb/>
mit dem <hirendition="#aq">van Steen,</hi> welcher eurer Perſon nie-<lb/>
mahls wuͤrdig geweſen, keine Kinder gezeugt habt.</p><lb/><p>Hiermit beſchloß <hirendition="#aq">Doſtart</hi>ſeine Erzaͤhlung, und<lb/>
fragte nur noch dieſes: Was meynet ihr nun, <hirendition="#aq">Ma-<lb/>
dame,</hi> bey dieſen Geſchichten, und wie wollet ihr die<lb/>
Sachen mit eurem ungetreuen Manne anſtellen?<lb/>
Die <hirendition="#aq">van Bredal</hi> hatte die meiſte Zeit unter ſeinem<lb/>
Erzaͤhlen geweinet, konte derowegen auch itzo vor<lb/>
Thraͤnen noch nicht gleich antwortten, doch end-<lb/>
lich ſagte ſie: Was will ich anders machen, als<lb/>
meine Sache dem Himmel befehlen, ich will den<lb/><hirendition="#aq">van Steen</hi> gantz nicht in ſeinem Vergnuͤgen ſtoͤh-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ren,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[174/0182]
Barbarn zu entwiſchen und wieder zu ihm kaͤme?
gab er zur Antwort: Jch will ihr ihre Befreyung
hertzlich gern goͤnnen, wolte auch mit einem guten
Stuͤck Gelde darzu behuͤlfflich ſeyn, wenn dieſelbe
auszuwuͤrcken ſtuͤnde, allein, in mein Ehe-Bet-
te ſoll ſie nicht wieder kommen, und wenn ſie ein
gantzes Orlogs-Schiff mit Golde, Perlen und
Edelgeſteinen mitbraͤchte, denn wer wolte mir zu
muthen: eine von den Barbarn geſchaͤndete Per-
ſon wieder anzunehmen, ohngeacht ich ſie, vor
der Zeit, und ſonderlich, ſo lange ſie meine Ehe-
Frau geweſen, hertzlich geliebt habe.
Wie dieſes, Madame! eure Eltern wieder er-
fuhren, zohen ſie es ſich dergeſtalt zu Gemuͤthe,
daß ſie Bettlaͤgerig wurden, und binnen 4. Wochen
alle beyde ſturben. Jnzwiſchen iſt euch doch euer
Erbtheil bis auf eine gewiſſe Zeit ausgeſetzt, und
ein Curator daruͤber beſtellet worden, welches ihr,
ſo bald als ihr kommet, werdet heben koͤnnen, in-
zwiſchen halte das vor euer groͤſtes Gluͤck, daß ihr
mit dem van Steen, welcher eurer Perſon nie-
mahls wuͤrdig geweſen, keine Kinder gezeugt habt.
Hiermit beſchloß Doſtart ſeine Erzaͤhlung, und
fragte nur noch dieſes: Was meynet ihr nun, Ma-
dame, bey dieſen Geſchichten, und wie wollet ihr die
Sachen mit eurem ungetreuen Manne anſtellen?
Die van Bredal hatte die meiſte Zeit unter ſeinem
Erzaͤhlen geweinet, konte derowegen auch itzo vor
Thraͤnen noch nicht gleich antwortten, doch end-
lich ſagte ſie: Was will ich anders machen, als
meine Sache dem Himmel befehlen, ich will den
van Steen gantz nicht in ſeinem Vergnuͤgen ſtoͤh-
ren,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/182>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.