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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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Er begegnete ihr ungemein höflich und freundlich,
worauf sie gar bald mit einander ins Gespräch ge-
riethen, da sie ihm denn alle ihre Begebenheiten,
seit der Abreise von Holland, wie sie in die Sclave-
rey gerathen, wie es ihr darinnen ergangen, und
endlich, auf was vor Art sie aus derselben befreyet
worden, auch wie sie nicht uur so glücklich gewesen
ein ziemliches Vermögen, sondern, welches das
Haupt-Stück, ihre Ehre unverletzt wieder mit zu-
rück zu bringen. Hierbey vergaß sie denn auch
nicht, ihm meine gantze Geschicht und die ihr ge-
leisteten Dienste bey der Befreyung zu melden,
Dostart, welchem ich durch einen Ritz in die Au-
gen sehen konte, war hierüber sehr Verwunderungs
voll, stattete bey der van Bredal nochmahls seine
Gratulation ab, fing aber hernach also zu reden an:
Madame, es ist an dem, daß sie| in ihren besten
Jahren die bösesten Fata gehabt, ihre Schönheit
und Tugend hätte freylich ein besseres Schicksal
verdienet, aber dem Himmel| sey gedanckt, daß nur
das schlimmste vorbey ist, aus dem übrigen wolte
ich ihnen wohl rathen, sich keinen besondern Kum-
mer zuziehen, denn - - - -

Wie er nun solchergestalt in seinen Reden auf
ein mahl inne hielt, sagte die van Bredal: Nun
so sagen sie mir doch, mein Herr Dostart, was
ich ohngefähr/ wenn ich in mein Vaterland komme,
vor mir finden werde. Madame, gab er zur Ant-
wort, ich will ihnen aufrichtig sagen, was so wohl
Freunde als Feinde von ihrer und ihres Mannes
Geschichten judiciren. Es ist gleich Anfangs jeder-
mann bekannt gewesen, daß ihr Mann, der van

Steen,

Er begegnete ihr ungemein hoͤflich und freundlich,
worauf ſie gar bald mit einander ins Geſpraͤch ge-
riethen, da ſie ihm denn alle ihre Begebenheiten,
ſeit der Abreiſe von Holland, wie ſie in die Sclave-
rey gerathen, wie es ihr darinnen ergangen, und
endlich, auf was vor Art ſie aus derſelben befreyet
worden, auch wie ſie nicht uur ſo gluͤcklich geweſen
ein ziemliches Vermoͤgen, ſondern, welches das
Haupt-Stuͤck, ihre Ehre unverletzt wieder mit zu-
ruͤck zu bringen. Hierbey vergaß ſie denn auch
nicht, ihm meine gantze Geſchicht und die ihr ge-
leiſteten Dienſte bey der Befreyung zu melden,
Doſtart, welchem ich durch einen Ritz in die Au-
gen ſehen konte, war hieruͤber ſehr Verwunderungs
voll, ſtattete bey der van Bredal nochmahls ſeine
Gratulation ab, fing aber hernach alſo zu reden an:
Madame, es iſt an dem, daß ſie| in ihren beſten
Jahren die boͤſeſten Fata gehabt, ihre Schoͤnheit
und Tugend haͤtte freylich ein beſſeres Schickſal
verdienet, aber dem Himmel| ſey gedanckt, daß nur
das ſchlimmſte vorbey iſt, aus dem uͤbrigen wolte
ich ihnen wohl rathen, ſich keinen beſondern Kum-
mer zuziehen, denn ‒ ‒ ‒ ‒

Wie er nun ſolchergeſtalt in ſeinen Reden auf
ein mahl inne hielt, ſagte die van Bredal: Nun
ſo ſagen ſie mir doch, mein Herr Doſtart, was
ich ohngefaͤhr/ wenn ich in mein Vaterland komme,
vor mir finden werde. Madame, gab er zur Ant-
wort, ich will ihnen aufrichtig ſagen, was ſo wohl
Freunde als Feinde von ihrer und ihres Mannes
Geſchichten judiciren. Es iſt gleich Anfangs jeder-
mann bekannt geweſen, daß ihr Mann, der van

Steen,
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[171/0179] Er begegnete ihr ungemein hoͤflich und freundlich, worauf ſie gar bald mit einander ins Geſpraͤch ge- riethen, da ſie ihm denn alle ihre Begebenheiten, ſeit der Abreiſe von Holland, wie ſie in die Sclave- rey gerathen, wie es ihr darinnen ergangen, und endlich, auf was vor Art ſie aus derſelben befreyet worden, auch wie ſie nicht uur ſo gluͤcklich geweſen ein ziemliches Vermoͤgen, ſondern, welches das Haupt-Stuͤck, ihre Ehre unverletzt wieder mit zu- ruͤck zu bringen. Hierbey vergaß ſie denn auch nicht, ihm meine gantze Geſchicht und die ihr ge- leiſteten Dienſte bey der Befreyung zu melden, Doſtart, welchem ich durch einen Ritz in die Au- gen ſehen konte, war hieruͤber ſehr Verwunderungs voll, ſtattete bey der van Bredal nochmahls ſeine Gratulation ab, fing aber hernach alſo zu reden an: Madame, es iſt an dem, daß ſie| in ihren beſten Jahren die boͤſeſten Fata gehabt, ihre Schoͤnheit und Tugend haͤtte freylich ein beſſeres Schickſal verdienet, aber dem Himmel| ſey gedanckt, daß nur das ſchlimmſte vorbey iſt, aus dem uͤbrigen wolte ich ihnen wohl rathen, ſich keinen beſondern Kum- mer zuziehen, denn ‒ ‒ ‒ ‒ Wie er nun ſolchergeſtalt in ſeinen Reden auf ein mahl inne hielt, ſagte die van Bredal: Nun ſo ſagen ſie mir doch, mein Herr Doſtart, was ich ohngefaͤhr/ wenn ich in mein Vaterland komme, vor mir finden werde. Madame, gab er zur Ant- wort, ich will ihnen aufrichtig ſagen, was ſo wohl Freunde als Feinde von ihrer und ihres Mannes Geſchichten judiciren. Es iſt gleich Anfangs jeder- mann bekannt geweſen, daß ihr Mann, der van Steen,

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/179>, abgerufen am 27.11.2024.