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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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lere erfuhr von diesem allen nichts, weil sie viel zu
lange geschlaffen hatte, jedennoch, weil ich glaub-
te, daß es vielleicht die Noth erfordern möchte, sie
noch öffters solchergestalt in meinem Nahmen zu
verschicken, machte ich ihr, da sie wieder zu mir kam,
noch ein starckes Present an Gelde, Galanterie.
Waaren und andern Delicatessen, über dieses
nahm ich sie zu meiner vertrautesten Freundin an,
und wir sassen beständig beysammen, indem ich zur
selben Zeit noch mit niemand Holländisch, mit die-
ser aber Französisch sprechen konte.

Jch müste mehr als 24. Stunden Zeit haben,
wenn ich meine Geschichte mit allen behörigen Um-
ständen erzählen solte, derowegen will nur so viel
sagen, daß die la Galere meine Person und die
gantze Tragoedie dergestalt wohl gespielet hat,
daß weder der Kayser, noch die Verschnittenen,
nicht das geringste davon gemerckt, und ob schon ich
den grösten Gewinst davon hatte, so ließ ich sie doch
nicht leer ausgehen, sondern gab ihr, was billig
war, habe auch niemahls vermerckt, daß sie übel
mit mir zufrieden gewesen wäre.

Ein eintziges mahl, da der Kayser einige von
seinen Kebs-Weibern in den Garten beruffen ließ,
bekam er einen plötzlichen Appetit, mich in ein ge-
heimes Cabinet zu führen, jedoch da ich ihm mit
einer ernsthafften Mine versicherte, daß ich es ver-
schworen hätte, und mich eher umbringen lassen wol-
te, als bey hellen lichten Tage dergleichen zu thun,
küßte er mich auf den Mund, und gab sich zufrieden.
Dieses ist auch der erste und letzte Kuß gewesen, den
ich von ihm empfangen, und gezwungener Weise

habe

lere erfuhr von dieſem allen nichts, weil ſie viel zu
lange geſchlaffen hatte, jedennoch, weil ich glaub-
te, daß es vielleicht die Noth erfordern moͤchte, ſie
noch oͤffters ſolchergeſtalt in meinem Nahmen zu
verſchicken, machte ich ihr, da ſie wieder zu mir kam,
noch ein ſtarckes Preſent an Gelde, Galanterie.
Waaren und andern Delicateſſen, uͤber dieſes
nahm ich ſie zu meiner vertrauteſten Freundin an,
und wir ſaſſen beſtaͤndig beyſammen, indem ich zur
ſelben Zeit noch mit niemand Hollaͤndiſch, mit die-
ſer aber Franzoͤſiſch ſprechen konte.

Jch muͤſte mehr als 24. Stunden Zeit haben,
wenn ich meine Geſchichte mit allen behoͤrigen Um-
ſtaͤnden erzaͤhlen ſolte, derowegen will nur ſo viel
ſagen, daß die la Galere meine Perſon und die
gantze Tragœdie dergeſtalt wohl geſpielet hat,
daß weder der Kayſer, noch die Verſchnittenen,
nicht das geringſte davon gemerckt, und ob ſchon ich
den groͤſten Gewinſt davon hatte, ſo ließ ich ſie doch
nicht leer ausgehen, ſondern gab ihr, was billig
war, habe auch niemahls vermerckt, daß ſie uͤbel
mit mir zufrieden geweſen waͤre.

Ein eintziges mahl, da der Kayſer einige von
ſeinen Kebs-Weibern in den Garten beruffen ließ,
bekam er einen ploͤtzlichen Appetit, mich in ein ge-
heimes Cabinet zu fuͤhren, jedoch da ich ihm mit
einer ernſthafften Mine verſicherte, daß ich es ver-
ſchworen haͤtte, und mich eher umbringen laſſen wol-
te, als bey hellen lichten Tage dergleichen zu thun,
kuͤßte er mich auf den Mund, und gab ſich zufrieden.
Dieſes iſt auch der erſte und letzte Kuß geweſen, den
ich von ihm empfangen, und gezwungener Weiſe

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[168/0176] lere erfuhr von dieſem allen nichts, weil ſie viel zu lange geſchlaffen hatte, jedennoch, weil ich glaub- te, daß es vielleicht die Noth erfordern moͤchte, ſie noch oͤffters ſolchergeſtalt in meinem Nahmen zu verſchicken, machte ich ihr, da ſie wieder zu mir kam, noch ein ſtarckes Preſent an Gelde, Galanterie. Waaren und andern Delicateſſen, uͤber dieſes nahm ich ſie zu meiner vertrauteſten Freundin an, und wir ſaſſen beſtaͤndig beyſammen, indem ich zur ſelben Zeit noch mit niemand Hollaͤndiſch, mit die- ſer aber Franzoͤſiſch ſprechen konte. Jch muͤſte mehr als 24. Stunden Zeit haben, wenn ich meine Geſchichte mit allen behoͤrigen Um- ſtaͤnden erzaͤhlen ſolte, derowegen will nur ſo viel ſagen, daß die la Galere meine Perſon und die gantze Tragœdie dergeſtalt wohl geſpielet hat, daß weder der Kayſer, noch die Verſchnittenen, nicht das geringſte davon gemerckt, und ob ſchon ich den groͤſten Gewinſt davon hatte, ſo ließ ich ſie doch nicht leer ausgehen, ſondern gab ihr, was billig war, habe auch niemahls vermerckt, daß ſie uͤbel mit mir zufrieden geweſen waͤre. Ein eintziges mahl, da der Kayſer einige von ſeinen Kebs-Weibern in den Garten beruffen ließ, bekam er einen ploͤtzlichen Appetit, mich in ein ge- heimes Cabinet zu fuͤhren, jedoch da ich ihm mit einer ernſthafften Mine verſicherte, daß ich es ver- ſchworen haͤtte, und mich eher umbringen laſſen wol- te, als bey hellen lichten Tage dergleichen zu thun, kuͤßte er mich auf den Mund, und gab ſich zufrieden. Dieſes iſt auch der erſte und letzte Kuß geweſen, den ich von ihm empfangen, und gezwungener Weiſe habe

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/176>, abgerufen am 23.11.2024.