welche den van Steen selbiges Morgens früh bey anbrechenden Tage aus der Helenae Behausung hatten heraus kommen sehen.
Jnzwischen stellete sich van Steen, des, auf die- se fatale Nacht folgenden Tages, gleich nach der Mittags-Mahlzeit bey uns ein. Mein Vater em- pfing ihn sehr freundlich, um keinen Spuck in die Hochzeit, welche Morgen vor sich gehen solte, zu machen, oder weil er glaubte, daß wenn wir nur erstlich beysammen wären, van Steen seine Extra- Gänge von selbsten unterlassen würde. Mir be- gegnete van Steen ungemein zärtlich und verliebt, weßwegen ich fast selbst auf die Gedancken gerieth, daß er unschuldig wäre, und ihm also das vermeynt- lich angethane Unrecht in meinem Hertzen abbath, auch ihn von nun an recht vollkommen zu lieben an- fing, und solchergestalt trat ich folgendes Tages ziem- lich ruhig und vergnügt in den Eh-Stands-Orden, wurde auch nachhero so wohl von meinen Schwie- ger-Eltern, als dem Scheine nach, von meinem Manne recht hertzlich geliebt, ja die erstern betheu- reten hoch, daß es ihnen nunmehro tausendmahl angenehmer wäre, mich an statt der Helena zur Schwieger-Tochter zu haben, mein Mann aber be- gegnete mir im Anfange etliche Monate dergestalt liebreich, daß ich nicht in dem geringsten Stücke über ihn zu klagen hatte, auch war er bey unserer neu angelegten Handelschafft dergestallt fleißig, daß seine, so wohl als meine Eltern nebst mir ein voll- kommenes Vergnügen darüber fanden. Allein, ehe noch das erste Jahr verging, legte er sich auf die schlimme Seite, fing an murrisch und verdrüßlich
zu
welche den van Steen ſelbiges Morgens fruͤh bey anbrechenden Tage aus der Helenæ Behauſung hatten heraus kommen ſehen.
Jnzwiſchen ſtellete ſich van Steen, des, auf die- ſe fatale Nacht folgenden Tages, gleich nach der Mittags-Mahlzeit bey uns ein. Mein Vater em- pfing ihn ſehr freundlich, um keinen Spuck in die Hochzeit, welche Morgen vor ſich gehen ſolte, zu machen, oder weil er glaubte, daß wenn wir nur erſtlich beyſammen waͤren, van Steen ſeine Extra- Gaͤnge von ſelbſten unterlaſſen wuͤrde. Mir be- gegnete van Steen ungemein zaͤrtlich und verliebt, weßwegen ich faſt ſelbſt auf die Gedancken gerieth, daß er unſchuldig waͤre, und ihm alſo das vermeynt- lich angethane Unrecht in meinem Hertzen abbath, auch ihn von nun an recht vollkommen zu lieben an- fing, und ſolchergeſtalt trat ich folgendes Tages ziem- lich ruhig und vergnuͤgt in den Eh-Stands-Orden, wurde auch nachhero ſo wohl von meinen Schwie- ger-Eltern, als dem Scheine nach, von meinem Manne recht hertzlich geliebt, ja die erſtern betheu- reten hoch, daß es ihnen nunmehro tauſendmahl angenehmer waͤre, mich an ſtatt der Helena zur Schwieger-Tochter zu haben, mein Mann aber be- gegnete mir im Anfange etliche Monate dergeſtalt liebreich, daß ich nicht in dem geringſten Stuͤcke uͤber ihn zu klagen hatte, auch war er bey unſerer neu angelegten Handelſchafft dergeſtallt fleißig, daß ſeine, ſo wohl als meine Eltern nebſt mir ein voll- kommenes Vergnuͤgen daruͤber fanden. Allein, ehe noch das erſte Jahr verging, legte er ſich auf die ſchlimme Seite, fing an murriſch und verdruͤßlich
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welche den van Steen ſelbiges Morgens fruͤh bey
anbrechenden Tage aus der Helenæ Behauſung
hatten heraus kommen ſehen.
Jnzwiſchen ſtellete ſich van Steen, des, auf die-
ſe fatale Nacht folgenden Tages, gleich nach der
Mittags-Mahlzeit bey uns ein. Mein Vater em-
pfing ihn ſehr freundlich, um keinen Spuck in die
Hochzeit, welche Morgen vor ſich gehen ſolte, zu
machen, oder weil er glaubte, daß wenn wir nur
erſtlich beyſammen waͤren, van Steen ſeine Extra-
Gaͤnge von ſelbſten unterlaſſen wuͤrde. Mir be-
gegnete van Steen ungemein zaͤrtlich und verliebt,
weßwegen ich faſt ſelbſt auf die Gedancken gerieth,
daß er unſchuldig waͤre, und ihm alſo das vermeynt-
lich angethane Unrecht in meinem Hertzen abbath,
auch ihn von nun an recht vollkommen zu lieben an-
fing, und ſolchergeſtalt trat ich folgendes Tages ziem-
lich ruhig und vergnuͤgt in den Eh-Stands-Orden,
wurde auch nachhero ſo wohl von meinen Schwie-
ger-Eltern, als dem Scheine nach, von meinem
Manne recht hertzlich geliebt, ja die erſtern betheu-
reten hoch, daß es ihnen nunmehro tauſendmahl
angenehmer waͤre, mich an ſtatt der Helena zur
Schwieger-Tochter zu haben, mein Mann aber be-
gegnete mir im Anfange etliche Monate dergeſtalt
liebreich, daß ich nicht in dem geringſten Stuͤcke
uͤber ihn zu klagen hatte, auch war er bey unſerer
neu angelegten Handelſchafft dergeſtallt fleißig, daß
ſeine, ſo wohl als meine Eltern nebſt mir ein voll-
kommenes Vergnuͤgen daruͤber fanden. Allein, ehe
noch das erſte Jahr verging, legte er ſich auf die
ſchlimme Seite, fing an murriſch und verdruͤßlich
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/167>, abgerufen am 23.11.2024.
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