sagte: Liebster Vater! allem Ansehen nach, hat das Verhängniß beschlossen, mich Arme durch das Hey- rathen unglücklich zu machen. Er laß den Brief mit ziemlicher Bestürtzung, wuste aber gar bald, ein an- der Mittel zu erfinden, indem er sagte: Meine Toch- ter! das ist eine falsche Charte, euer Bräutigam ist unschuldig, aber Rackhuysen ist ein Schelm, und hat ohnfehlbar die gantze Sache auf die Art einge- richtet, auch diesen falschen Brief gemacht, denn ich habe vermerckt, daß er sich vorigen Abend im- mer etwas um den van Steen zu thun gemacht hat, kehret euch an nichts, ich will genaue Kundschafft darauf legen, wo euer Bräutigam diese Nacht zu- gebracht hat, der frevele Rackhuysen aber soll, so bald der Tag anbricht, zum Hause hinaus.
Demnach wurde ich begütiget, und um desto sicherer zu schlaffen, muste sich meiner Mutter Auf- warte-Mägdgen zu mir in die Cammer legen. Früh Morgens vor Tage, hatte sich Rackhuysen mit allen seinen Sachen schon aus dem Staube ge- macht, worüber mein Vater sich etwas verdrüß- lich stellete, allein, es mochte eben sein harter Ernst nicht seyn, mitlerweile machte er mir weiß, er hät- te gleich auf der Stunde nach meines Bräutigams Behausung geschickt, und ersahren, daß derselbe un- schuldig, auch gerades Wegs nach Hause gegan- gen, und von unserm Jungen in seinem Bette vest schlaffend angetroffen worden. Jch glaubte mei- nem Vater zu Gefallen alles, was er mir vorredete/ erfuhr aber wenige Zeit hernach besser, daß mein Vater so gleich 3. Schild-Wächter ausgeschickt,
welche
ſagte: Liebſter Vater! allem Anſehen nach, hat das Verhaͤngniß beſchloſſen, mich Arme durch das Hey- rathen ungluͤcklich zu machen. Er laß den Brief mit ziemlicher Beſtuͤrtzung, wuſte aber gar bald, ein an- der Mittel zu erfinden, indem er ſagte: Meine Toch- ter! das iſt eine falſche Charte, euer Braͤutigam iſt unſchuldig, aber Rackhuyſen iſt ein Schelm, und hat ohnfehlbar die gantze Sache auf die Art einge- richtet, auch dieſen falſchen Brief gemacht, denn ich habe vermerckt, daß er ſich vorigen Abend im- mer etwas um den van Steen zu thun gemacht hat, kehret euch an nichts, ich will genaue Kundſchafft darauf legen, wo euer Braͤutigam dieſe Nacht zu- gebracht hat, der frevele Rackhuyſen aber ſoll, ſo bald der Tag anbricht, zum Hauſe hinaus.
Demnach wurde ich beguͤtiget, und um deſto ſicherer zu ſchlaffen, muſte ſich meiner Mutter Auf- warte-Maͤgdgen zu mir in die Cammer legen. Fruͤh Morgens vor Tage, hatte ſich Rackhuyſen mit allen ſeinen Sachen ſchon aus dem Staube ge- macht, woruͤber mein Vater ſich etwas verdruͤß- lich ſtellete, allein, es mochte eben ſein harter Ernſt nicht ſeyn, mitlerweile machte er mir weiß, er haͤt- te gleich auf der Stunde nach meines Braͤutigams Behauſung geſchickt, und erſahren, daß derſelbe un- ſchuldig, auch gerades Wegs nach Hauſe gegan- gen, und von unſerm Jungen in ſeinem Bette veſt ſchlaffend angetroffen worden. Jch glaubte mei- nem Vater zu Gefallen alles, was er mir vorredete/ erfuhr aber wenige Zeit hernach beſſer, daß mein Vater ſo gleich 3. Schild-Waͤchter ausgeſchickt,
welche
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0166"n="158"/>ſagte: Liebſter Vater! allem Anſehen nach, hat das<lb/>
Verhaͤngniß beſchloſſen, mich Arme durch das Hey-<lb/>
rathen ungluͤcklich zu machen. Er laß den Brief mit<lb/>
ziemlicher Beſtuͤrtzung, wuſte aber gar bald, ein an-<lb/>
der Mittel zu erfinden, indem er ſagte: Meine Toch-<lb/>
ter! das iſt eine falſche Charte, euer Braͤutigam iſt<lb/>
unſchuldig, aber <hirendition="#aq">Rackhuyſen</hi> iſt ein Schelm, und<lb/>
hat ohnfehlbar die gantze Sache auf die Art einge-<lb/>
richtet, auch dieſen falſchen Brief gemacht, denn<lb/>
ich habe vermerckt, daß er ſich vorigen Abend im-<lb/>
mer etwas um den <hirendition="#aq">van Steen</hi> zu thun gemacht hat,<lb/>
kehret euch an nichts, ich will genaue Kundſchafft<lb/>
darauf legen, wo euer Braͤutigam dieſe Nacht zu-<lb/>
gebracht hat, der frevele <hirendition="#aq">Rackhuyſen</hi> aber ſoll, ſo<lb/>
bald der Tag anbricht, zum Hauſe hinaus.</p><lb/><p>Demnach wurde ich beguͤtiget, und um deſto<lb/>ſicherer zu ſchlaffen, muſte ſich meiner Mutter Auf-<lb/>
warte-Maͤgdgen zu mir in die Cammer legen.<lb/>
Fruͤh Morgens vor Tage, hatte ſich <hirendition="#aq">Rackhuyſen</hi><lb/>
mit allen ſeinen Sachen ſchon aus dem Staube ge-<lb/>
macht, woruͤber mein Vater ſich etwas verdruͤß-<lb/>
lich ſtellete, allein, es mochte eben ſein harter Ernſt<lb/>
nicht ſeyn, mitlerweile machte er mir weiß, er haͤt-<lb/>
te gleich auf der Stunde nach meines Braͤutigams<lb/>
Behauſung geſchickt, und erſahren, daß derſelbe un-<lb/>ſchuldig, auch gerades Wegs nach Hauſe gegan-<lb/>
gen, und von unſerm Jungen in ſeinem Bette veſt<lb/>ſchlaffend angetroffen worden. Jch glaubte mei-<lb/>
nem Vater zu Gefallen alles, was er mir vorredete/<lb/>
erfuhr aber wenige Zeit hernach beſſer, daß mein<lb/>
Vater ſo gleich 3. Schild-Waͤchter ausgeſchickt,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">welche</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[158/0166]
ſagte: Liebſter Vater! allem Anſehen nach, hat das
Verhaͤngniß beſchloſſen, mich Arme durch das Hey-
rathen ungluͤcklich zu machen. Er laß den Brief mit
ziemlicher Beſtuͤrtzung, wuſte aber gar bald, ein an-
der Mittel zu erfinden, indem er ſagte: Meine Toch-
ter! das iſt eine falſche Charte, euer Braͤutigam iſt
unſchuldig, aber Rackhuyſen iſt ein Schelm, und
hat ohnfehlbar die gantze Sache auf die Art einge-
richtet, auch dieſen falſchen Brief gemacht, denn
ich habe vermerckt, daß er ſich vorigen Abend im-
mer etwas um den van Steen zu thun gemacht hat,
kehret euch an nichts, ich will genaue Kundſchafft
darauf legen, wo euer Braͤutigam dieſe Nacht zu-
gebracht hat, der frevele Rackhuyſen aber ſoll, ſo
bald der Tag anbricht, zum Hauſe hinaus.
Demnach wurde ich beguͤtiget, und um deſto
ſicherer zu ſchlaffen, muſte ſich meiner Mutter Auf-
warte-Maͤgdgen zu mir in die Cammer legen.
Fruͤh Morgens vor Tage, hatte ſich Rackhuyſen
mit allen ſeinen Sachen ſchon aus dem Staube ge-
macht, woruͤber mein Vater ſich etwas verdruͤß-
lich ſtellete, allein, es mochte eben ſein harter Ernſt
nicht ſeyn, mitlerweile machte er mir weiß, er haͤt-
te gleich auf der Stunde nach meines Braͤutigams
Behauſung geſchickt, und erſahren, daß derſelbe un-
ſchuldig, auch gerades Wegs nach Hauſe gegan-
gen, und von unſerm Jungen in ſeinem Bette veſt
ſchlaffend angetroffen worden. Jch glaubte mei-
nem Vater zu Gefallen alles, was er mir vorredete/
erfuhr aber wenige Zeit hernach beſſer, daß mein
Vater ſo gleich 3. Schild-Waͤchter ausgeſchickt,
welche
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/166>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.