he will ich ihnen, wo es mir erlaubt ist, Morgen schrifftlich melden, denn ich mercke, daß wenig Ge- legenheit heute seyn wird, unsern Discours fortzu- führen. Jch konte hierauf nicht antworten, weiln nicht allein meine Befreundtin, sondern auch andere von der Compagnie schon so nahe da waren, und zu nöthigen nicht abliessen, biß wir mit ihnen zur andern Gesellschafft gingen, welche das Tantzen bereits eingestellet hatte, und nur einer angenehmen Music zuhörete, worbey einige Arien gesungen wurden. Mit anbrechender Demmerung machte ich den Aufbruch, konte aber den van Steen nicht abschlagen, mich in Begleitung meiner Brüder nach Hause zu führen, welche ihn auf morgenden Tag zu sich in unser Hauß nöthigten, weiln ohne- dem unsere Eltern zu einem Hochzeit-Schmause fahren wolten. Van Steen stellete sich, versproche- ner massen, um gehörige Zeit ein, meine Brüder hatten unter sich und vor die darzu erbetenen Gäste ein Lust Spiel angestellet, ehe sich aber van Steen in selbiges einließ, passete er die Gelegenheit ab, mir einen Brief in die Hände zu practiciren, dessen Jnhalt dieser war: wie er als ein vollkommener aufrichtiger Mensch zwar nicht leugnen könte, daß er seit wenig Jahren seine Augen auf die Helena geworffen, allein, es wäre dieses zu einer solchen Zeit geschehen, da er nicht gewust, daß meine Ge- stalt und gantzes Wesen (seinem Schreiben nach) weit angenehmer/ vollkommener und Liebens-wür- diger sey, als der Helenae. Hierbey that er mir einen förmlichen Liebes-Antrag, und versicherte, daferne ich mich wolte erbitten und bewegen lassen,
statt
he will ich ihnen, wo es mir erlaubt iſt, Morgen ſchrifftlich melden, denn ich mercke, daß wenig Ge- legenheit heute ſeyn wird, unſern Diſcours fortzu- fuͤhren. Jch konte hierauf nicht antworten, weiln nicht allein meine Befreundtin, ſondern auch andere von der Compagnie ſchon ſo nahe da waren, und zu noͤthigen nicht ablieſſen, biß wir mit ihnen zur andern Geſellſchafft gingen, welche das Tantzen bereits eingeſtellet hatte, und nur einer angenehmen Muſic zuhoͤrete, worbey einige Arien geſungen wurden. Mit anbrechender Demmerung machte ich den Aufbruch, konte aber den van Steen nicht abſchlagen, mich in Begleitung meiner Bruͤder nach Hauſe zu fuͤhren, welche ihn auf morgenden Tag zu ſich in unſer Hauß noͤthigten, weiln ohne- dem unſere Eltern zu einem Hochzeit-Schmauſe fahren wolten. Van Steen ſtellete ſich, verſproche- ner maſſen, um gehoͤrige Zeit ein, meine Bruͤder hatten unter ſich und vor die darzu erbetenen Gaͤſte ein Luſt Spiel angeſtellet, ehe ſich aber van Steen in ſelbiges einließ, paſſete er die Gelegenheit ab, mir einen Brief in die Haͤnde zu practiciren, deſſen Jnhalt dieſer war: wie er als ein vollkommener aufrichtiger Menſch zwar nicht leugnen koͤnte, daß er ſeit wenig Jahren ſeine Augen auf die Helena geworffen, allein, es waͤre dieſes zu einer ſolchen Zeit geſchehen, da er nicht gewuſt, daß meine Ge- ſtalt und gantzes Weſen (ſeinem Schreiben nach) weit angenehmer/ vollkommener und Liebens-wuͤr- diger ſey, als der Helenæ. Hierbey that er mir einen foͤrmlichen Liebes-Antrag, und verſicherte, daferne ich mich wolte erbitten und bewegen laſſen,
ſtatt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0160"n="152"/>
he will ich ihnen, wo es mir erlaubt iſt, Morgen<lb/>ſchrifftlich melden, denn ich mercke, daß wenig Ge-<lb/>
legenheit heute ſeyn wird, unſern <hirendition="#aq">Diſcours</hi> fortzu-<lb/>
fuͤhren. Jch konte hierauf nicht antworten, weiln<lb/>
nicht allein meine Befreundtin, ſondern auch andere<lb/>
von der <hirendition="#aq">Compagnie</hi>ſchon ſo nahe da waren, und<lb/>
zu noͤthigen nicht ablieſſen, biß wir mit ihnen zur<lb/>
andern Geſellſchafft gingen, welche das Tantzen<lb/>
bereits eingeſtellet hatte, und nur einer angenehmen<lb/><hirendition="#aq">Muſic</hi> zuhoͤrete, worbey einige <hirendition="#aq">Arien</hi> geſungen<lb/>
wurden. Mit anbrechender Demmerung machte<lb/>
ich den Aufbruch, konte aber den <hirendition="#aq">van Steen</hi> nicht<lb/>
abſchlagen, mich in Begleitung meiner Bruͤder<lb/>
nach Hauſe zu fuͤhren, welche ihn auf morgenden<lb/>
Tag zu ſich in unſer Hauß noͤthigten, weiln ohne-<lb/>
dem unſere Eltern zu einem Hochzeit-Schmauſe<lb/>
fahren wolten. <hirendition="#aq">Van Steen</hi>ſtellete ſich, verſproche-<lb/>
ner maſſen, um gehoͤrige Zeit ein, meine Bruͤder<lb/>
hatten unter ſich und vor die darzu erbetenen Gaͤſte<lb/>
ein Luſt Spiel angeſtellet, ehe ſich aber <hirendition="#aq">van Steen</hi><lb/>
in ſelbiges einließ, paſſete er die Gelegenheit ab,<lb/>
mir einen Brief in die Haͤnde zu <hirendition="#aq">practicir</hi>en, deſſen<lb/>
Jnhalt dieſer war: wie er als ein vollkommener<lb/>
aufrichtiger Menſch zwar nicht leugnen koͤnte, daß<lb/>
er ſeit wenig Jahren ſeine Augen auf die <hirendition="#aq">Helena</hi><lb/>
geworffen, allein, es waͤre dieſes zu einer ſolchen<lb/>
Zeit geſchehen, da er nicht gewuſt, daß meine Ge-<lb/>ſtalt und gantzes Weſen (ſeinem Schreiben nach)<lb/>
weit angenehmer/ vollkommener und Liebens-wuͤr-<lb/>
diger ſey, als der <hirendition="#aq">Helenæ.</hi> Hierbey that er mir<lb/>
einen foͤrmlichen Liebes-Antrag, und verſicherte,<lb/>
daferne ich mich wolte erbitten und bewegen laſſen,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſtatt</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[152/0160]
he will ich ihnen, wo es mir erlaubt iſt, Morgen
ſchrifftlich melden, denn ich mercke, daß wenig Ge-
legenheit heute ſeyn wird, unſern Diſcours fortzu-
fuͤhren. Jch konte hierauf nicht antworten, weiln
nicht allein meine Befreundtin, ſondern auch andere
von der Compagnie ſchon ſo nahe da waren, und
zu noͤthigen nicht ablieſſen, biß wir mit ihnen zur
andern Geſellſchafft gingen, welche das Tantzen
bereits eingeſtellet hatte, und nur einer angenehmen
Muſic zuhoͤrete, worbey einige Arien geſungen
wurden. Mit anbrechender Demmerung machte
ich den Aufbruch, konte aber den van Steen nicht
abſchlagen, mich in Begleitung meiner Bruͤder
nach Hauſe zu fuͤhren, welche ihn auf morgenden
Tag zu ſich in unſer Hauß noͤthigten, weiln ohne-
dem unſere Eltern zu einem Hochzeit-Schmauſe
fahren wolten. Van Steen ſtellete ſich, verſproche-
ner maſſen, um gehoͤrige Zeit ein, meine Bruͤder
hatten unter ſich und vor die darzu erbetenen Gaͤſte
ein Luſt Spiel angeſtellet, ehe ſich aber van Steen
in ſelbiges einließ, paſſete er die Gelegenheit ab,
mir einen Brief in die Haͤnde zu practiciren, deſſen
Jnhalt dieſer war: wie er als ein vollkommener
aufrichtiger Menſch zwar nicht leugnen koͤnte, daß
er ſeit wenig Jahren ſeine Augen auf die Helena
geworffen, allein, es waͤre dieſes zu einer ſolchen
Zeit geſchehen, da er nicht gewuſt, daß meine Ge-
ſtalt und gantzes Weſen (ſeinem Schreiben nach)
weit angenehmer/ vollkommener und Liebens-wuͤr-
diger ſey, als der Helenæ. Hierbey that er mir
einen foͤrmlichen Liebes-Antrag, und verſicherte,
daferne ich mich wolte erbitten und bewegen laſſen,
ſtatt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/160>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.