und mir ein Hertz-Pulver holen soll, denn ich weiß nicht, wie es kömmt, daß ich so gar matthertzig bin. Jch bath mir so gleich aus, diesen Dienst selbst zu verrichten, und etwas zu bringen, wodurch der Leib wiederum gestärckt und das Gemüthe aufge- räumt gemacht würde; zohe auch gleich meinen Ober-Rock an, und ließ mich durch sie nicht an meinem hurtigen Fortgehen verhindern. Bey der Wirthin bestellete ich erstlich eine delicate Abend- Mahlzeit nebst ein paar Bouteillen des allerbesten Weins, hernach ging ich auf die Apothecke, ließ ein herrliches Cordial, auf ihren Zustand gerichtet, zurechte machen, und brachte es so hurtig, als mög- lich, zurück.
Jhr seyd allzudienstfertig, Mons. van Blac, sagte sie hierzu, [nachdem sie einige Löffel voll davon zu sich genommen, und es kräfftig befunden hatte,] und wenn es noch so lange währen solte, als es gewähret hat, dürffte mein gantzes Vermögen nicht zureichen, euch eure Liebe und Treue zu beloh- nen. Die letztern wenigen Worte machten, daß mir die Thränen in die Augen stiegen, weßwegen ich mich an ein Fenster wandte, um den Affect nicht mercken zu lassen, konte auch kaum mehr als so viel Worte vorbringen: Madame! ich verlange keine Vergeltung von Geld und Gut, sondern bin vergnügt, wenn sie nur bey dem Glauben bleiben, daß ich redlich bin. Sie mochte etwas an mir mercken, derowegen nahm sie noch ein wenig von dem Cordial, und begab sich stillschweigend wieder in ihr Cabinet, ich aber besann mich, und sahe nach der Küche, ging eine Zeitlang im nahe daran liegen-
den
III.Theil. (K)
und mir ein Hertz-Pulver holen ſoll, denn ich weiß nicht, wie es koͤmmt, daß ich ſo gar matthertzig bin. Jch bath mir ſo gleich aus, dieſen Dienſt ſelbſt zu verrichten, und etwas zu bringen, wodurch der Leib wiederum geſtaͤrckt und das Gemuͤthe aufge- raͤumt gemacht wuͤrde; zohe auch gleich meinen Ober-Rock an, und ließ mich durch ſie nicht an meinem hurtigen Fortgehen verhindern. Bey der Wirthin beſtellete ich erſtlich eine delicate Abend- Mahlzeit nebſt ein paar Bouteillen des allerbeſten Weins, hernach ging ich auf die Apothecke, ließ ein herrliches Cordial, auf ihren Zuſtand gerichtet, zurechte machen, und brachte es ſo hurtig, als moͤg- lich, zuruͤck.
Jhr ſeyd allzudienſtfertig, Monſ. van Blac, ſagte ſie hierzu, [nachdem ſie einige Loͤffel voll davon zu ſich genommen, und es kraͤfftig befunden hatte,] und wenn es noch ſo lange waͤhren ſolte, als es gewaͤhret hat, duͤrffte mein gantzes Vermoͤgen nicht zureichen, euch eure Liebe und Treue zu beloh- nen. Die letztern wenigen Worte machten, daß mir die Thraͤnen in die Augen ſtiegen, weßwegen ich mich an ein Fenſter wandte, um den Affect nicht mercken zu laſſen, konte auch kaum mehr als ſo viel Worte vorbringen: Madame! ich verlange keine Vergeltung von Geld und Gut, ſondern bin vergnuͤgt, wenn ſie nur bey dem Glauben bleiben, daß ich redlich bin. Sie mochte etwas an mir mercken, derowegen nahm ſie noch ein wenig von dem Cordial, und begab ſich ſtillſchweigend wieder in ihr Cabinet, ich aber beſann mich, und ſahe nach der Kuͤche, ging eine Zeitlang im nahe daran liegen-
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III.Theil. (K)
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und mir ein Hertz-Pulver holen ſoll, denn ich weiß
nicht, wie es koͤmmt, daß ich ſo gar matthertzig bin.
Jch bath mir ſo gleich aus, dieſen Dienſt ſelbſt zu
verrichten, und etwas zu bringen, wodurch der
Leib wiederum geſtaͤrckt und das Gemuͤthe aufge-
raͤumt gemacht wuͤrde; zohe auch gleich meinen
Ober-Rock an, und ließ mich durch ſie nicht an
meinem hurtigen Fortgehen verhindern. Bey der
Wirthin beſtellete ich erſtlich eine delicate Abend-
Mahlzeit nebſt ein paar Bouteillen des allerbeſten
Weins, hernach ging ich auf die Apothecke, ließ
ein herrliches Cordial, auf ihren Zuſtand gerichtet,
zurechte machen, und brachte es ſo hurtig, als moͤg-
lich, zuruͤck.
Jhr ſeyd allzudienſtfertig, Monſ. van Blac, ſagte
ſie hierzu, [nachdem ſie einige Loͤffel voll davon zu
ſich genommen, und es kraͤfftig befunden hatte,]
und wenn es noch ſo lange waͤhren ſolte, als es
gewaͤhret hat, duͤrffte mein gantzes Vermoͤgen
nicht zureichen, euch eure Liebe und Treue zu beloh-
nen. Die letztern wenigen Worte machten, daß
mir die Thraͤnen in die Augen ſtiegen, weßwegen
ich mich an ein Fenſter wandte, um den Affect
nicht mercken zu laſſen, konte auch kaum mehr als
ſo viel Worte vorbringen: Madame! ich verlange
keine Vergeltung von Geld und Gut, ſondern bin
vergnuͤgt, wenn ſie nur bey dem Glauben bleiben,
daß ich redlich bin. Sie mochte etwas an mir
mercken, derowegen nahm ſie noch ein wenig von
dem Cordial, und begab ſich ſtillſchweigend wieder
in ihr Cabinet, ich aber beſann mich, und ſahe nach
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III. Theil. (K)
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/153>, abgerufen am 22.11.2024.
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