Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

lich zum freundlichen Angedencken 2. ziemlich kostba-
re Kleinodin von uns fast aufzwingen.

Nunmehro waren wir bemühet, nachdem wir
unsere Kiste von dem Kauffmanne zurück erhalten,
uns wiederum ordentliche Kleider anzuschaffen, auch
unsere Gesichter und Hände von der schändlichen
Farbe, die uns aber vor dieses mahl gute Dienste
gethan hatte, zu reinigen. Dieses letztere machte
uns wohl 3. biß 4. Tage die allergröste Mühe, denn
anfänglich wolte weder Spiritus, Wasser, Lauge
und Seiffe etwas davon hinweg nehmen, weßwe-
gen wir glaubten, Zeit Lebens gelbe Mohren zu
verbleiben, allein, endlich fing sich fast das gantze
Oberhäutlein von unsern Gesichtern und Händen
abzuscheelen an, und binnen 3. Wochen war alles
dergestalt reine worden, daß wir wieder aussahen
wie vorhero. Mittlerweile traffen wir in Gibral-
tar
zwar verschiedene Holländer an, konten aber
von ihnen allen, eben so wenig als in Mequinez,
erfahren, ob meiner Lands-Männin Ehe-Mann,
und denn mein leiblicher Vater, noch ausserhalb,
oder in ihr Vater-Land zurück gekommen waren,
derowegen, weil unser Engelländer gesonnen war,
wenigstens noch 3. oder 4. Monat in Gibraltar
zu verbleiben, hielten wir vor das rathsamste, uns
nach einem andern Schiffe umzuthun, welches
nach Engel- oder Holland seegelte, denn was hat-
ten wir in Gibraltar zu schaffen.

Zwar fanden wir in dieser Vestung bey verschie-
denen vornehmen Leuten, die nur unsere Geschicht
anzuhören, uns zu sich einladen liessen, manchen ver-
gnügten Zeitvertreib, allein, die Sehnsucht, die

so

lich zum freundlichen Angedencken 2. ziemlich koſtba-
re Kleinodin von uns faſt aufzwingen.

Nunmehro waren wir bemuͤhet, nachdem wir
unſere Kiſte von dem Kauffmanne zuruͤck erhalten,
uns wiederum ordentliche Kleider anzuſchaffen, auch
unſere Geſichter und Haͤnde von der ſchaͤndlichen
Farbe, die uns aber vor dieſes mahl gute Dienſte
gethan hatte, zu reinigen. Dieſes letztere machte
uns wohl 3. biß 4. Tage die allergroͤſte Muͤhe, deñ
anfaͤnglich wolte weder Spiritus, Waſſer, Lauge
und Seiffe etwas davon hinweg nehmen, weßwe-
gen wir glaubten, Zeit Lebens gelbe Mohren zu
verbleiben, allein, endlich fing ſich faſt das gantze
Oberhaͤutlein von unſern Geſichtern und Haͤnden
abzuſcheelen an, und binnen 3. Wochen war alles
dergeſtalt reine worden, daß wir wieder ausſahen
wie vorhero. Mittlerweile traffen wir in Gibral-
tar
zwar verſchiedene Hollaͤnder an, konten aber
von ihnen allen, eben ſo wenig als in Mequinez,
erfahren, ob meiner Lands-Maͤnnin Ehe-Mann,
und denn mein leiblicher Vater, noch auſſerhalb,
oder in ihr Vater-Land zuruͤck gekommen waren,
derowegen, weil unſer Engellaͤnder geſonnen war,
wenigſtens noch 3. oder 4. Monat in Gibraltar
zu verbleiben, hielten wir vor das rathſamſte, uns
nach einem andern Schiffe umzuthun, welches
nach Engel- oder Holland ſeegelte, denn was hat-
ten wir in Gibraltar zu ſchaffen.

Zwar fanden wir in dieſer Veſtung bey verſchie-
denen vornehmen Leuten, die nur unſere Geſchicht
anzuhoͤren, uns zu ſich einladen lieſſen, manchen ver-
gnuͤgten Zeitvertreib, allein, die Sehnſucht, die

ſo
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0142" n="134"/>
lich zum freundlichen Angedencken 2. ziemlich ko&#x017F;tba-<lb/>
re Kleinodin von uns fa&#x017F;t aufzwingen.</p><lb/>
          <p>Nunmehro waren wir bemu&#x0364;het, nachdem wir<lb/>
un&#x017F;ere Ki&#x017F;te von dem Kauffmanne zuru&#x0364;ck erhalten,<lb/>
uns wiederum ordentliche Kleider anzu&#x017F;chaffen, auch<lb/>
un&#x017F;ere Ge&#x017F;ichter und Ha&#x0364;nde von der &#x017F;cha&#x0364;ndlichen<lb/>
Farbe, die uns aber vor die&#x017F;es mahl gute Dien&#x017F;te<lb/>
gethan hatte, zu reinigen. Die&#x017F;es letztere machte<lb/>
uns wohl 3. biß 4. Tage die allergro&#x0364;&#x017F;te Mu&#x0364;he, den&#x0303;<lb/>
anfa&#x0364;nglich wolte weder <hi rendition="#aq">Spiritus,</hi> Wa&#x017F;&#x017F;er, Lauge<lb/>
und Seiffe etwas davon hinweg nehmen, weßwe-<lb/>
gen wir glaubten, Zeit Lebens gelbe Mohren zu<lb/>
verbleiben, allein, endlich fing &#x017F;ich fa&#x017F;t das gantze<lb/>
Oberha&#x0364;utlein von un&#x017F;ern Ge&#x017F;ichtern und Ha&#x0364;nden<lb/>
abzu&#x017F;cheelen an, und binnen 3. Wochen war alles<lb/>
derge&#x017F;talt reine worden, daß wir wieder aus&#x017F;ahen<lb/>
wie vorhero. Mittlerweile traffen wir in <hi rendition="#aq">Gibral-<lb/>
tar</hi> zwar ver&#x017F;chiedene Holla&#x0364;nder an, konten aber<lb/>
von ihnen allen, eben &#x017F;o wenig als in <hi rendition="#aq">Mequinez,</hi><lb/>
erfahren, ob meiner Lands-Ma&#x0364;nnin Ehe-Mann,<lb/>
und denn mein leiblicher Vater, noch au&#x017F;&#x017F;erhalb,<lb/>
oder in ihr Vater-Land zuru&#x0364;ck gekommen waren,<lb/>
derowegen, weil un&#x017F;er Engella&#x0364;nder ge&#x017F;onnen war,<lb/>
wenig&#x017F;tens noch 3. oder 4. Monat in <hi rendition="#aq">Gibraltar</hi><lb/>
zu verbleiben, hielten wir vor das rath&#x017F;am&#x017F;te, uns<lb/>
nach einem andern Schiffe umzuthun, welches<lb/>
nach Engel- oder Holland &#x017F;eegelte, denn was hat-<lb/>
ten wir in <hi rendition="#aq">Gibraltar</hi> zu &#x017F;chaffen.</p><lb/>
          <p>Zwar fanden wir in die&#x017F;er Ve&#x017F;tung bey ver&#x017F;chie-<lb/>
denen vornehmen Leuten, die nur un&#x017F;ere Ge&#x017F;chicht<lb/>
anzuho&#x0364;ren, uns zu &#x017F;ich einladen lie&#x017F;&#x017F;en, manchen ver-<lb/>
gnu&#x0364;gten Zeitvertreib, allein, die Sehn&#x017F;ucht, die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;o</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0142] lich zum freundlichen Angedencken 2. ziemlich koſtba- re Kleinodin von uns faſt aufzwingen. Nunmehro waren wir bemuͤhet, nachdem wir unſere Kiſte von dem Kauffmanne zuruͤck erhalten, uns wiederum ordentliche Kleider anzuſchaffen, auch unſere Geſichter und Haͤnde von der ſchaͤndlichen Farbe, die uns aber vor dieſes mahl gute Dienſte gethan hatte, zu reinigen. Dieſes letztere machte uns wohl 3. biß 4. Tage die allergroͤſte Muͤhe, deñ anfaͤnglich wolte weder Spiritus, Waſſer, Lauge und Seiffe etwas davon hinweg nehmen, weßwe- gen wir glaubten, Zeit Lebens gelbe Mohren zu verbleiben, allein, endlich fing ſich faſt das gantze Oberhaͤutlein von unſern Geſichtern und Haͤnden abzuſcheelen an, und binnen 3. Wochen war alles dergeſtalt reine worden, daß wir wieder ausſahen wie vorhero. Mittlerweile traffen wir in Gibral- tar zwar verſchiedene Hollaͤnder an, konten aber von ihnen allen, eben ſo wenig als in Mequinez, erfahren, ob meiner Lands-Maͤnnin Ehe-Mann, und denn mein leiblicher Vater, noch auſſerhalb, oder in ihr Vater-Land zuruͤck gekommen waren, derowegen, weil unſer Engellaͤnder geſonnen war, wenigſtens noch 3. oder 4. Monat in Gibraltar zu verbleiben, hielten wir vor das rathſamſte, uns nach einem andern Schiffe umzuthun, welches nach Engel- oder Holland ſeegelte, denn was hat- ten wir in Gibraltar zu ſchaffen. Zwar fanden wir in dieſer Veſtung bey verſchie- denen vornehmen Leuten, die nur unſere Geſchicht anzuhoͤren, uns zu ſich einladen lieſſen, manchen ver- gnuͤgten Zeitvertreib, allein, die Sehnſucht, die ſo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/142
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/142>, abgerufen am 22.11.2024.