sondern List aus diesem Reiche practiciren, so werden wir vor Kummer darinnen sterben müssen.
Vor meine Sorge und Mühe, versetzte der Kauffmann, eines Schillings werth zu verlangen, würde ich mir ein grosses Gewissen machen, allein wenn alles glücklich ablauffen solte, würden ohnge- fähr 1500. Ducaten darzu erfordert werden, damit der Jude erstlich 2. fremde Slcaven vor mich kauf- fen, Pässe auf selbige lösen, und manchen die Augen blind machen, das übrige aber vor seine Mühe be- halten könte. Hernach müste er diese Sclaven unter der Hand erstlich anderwerts wieder verhan- deln, damit, wenn der Jude endlich eure Kleider wohl verändert, und eure Gesichter verwandelt, ich euch beyde, an deren Stelle, laut des gelöseten Pas- ses, mit zu Schiffe nehmen dürffte. Allein, wie gesagt, (war seine fernere Meynung,) die gantze Sache ist annoch vielen Gefährlichkeiten unterworffen.
Das wuste ich mehr als zu wohl, ließ mich de- rowegen die Haupt-Sache, wegen meiner Landes- Männin und aus gegebenen Schwester, um so viel desto weniger mercken, sondern legte deßfalls so zu sagen, alle meine Worte auf die Gold-Wage. Nachdem aber der Kauffmann noch ein paar Bou- teillen Wein mit mir ausgetruncken hatte, und der Jude wieder zu uns gekommen war, meynete der erste, daß wir von dieser Sache nach weiterer Uberlegung in etlichen Tagen ein mehreres spre- chen könten, der Jude aber schlug vor: daß es bes- ser wäre, wenn wir in Zukunfft in einem andern Juden-Hause, welches er uns zeigte, zusammen kämen, und daselbst, Verdacht zu vermeiden,
auf
ſondern Liſt aus dieſem Reiche practiciren, ſo werden wir vor Kummer darinnen ſterben muͤſſen.
Vor meine Sorge und Muͤhe, verſetzte der Kauffmann, eines Schillings werth zu verlangen, wuͤrde ich mir ein groſſes Gewiſſen machen, allein wenn alles gluͤcklich ablauffen ſolte, wuͤrden ohnge- faͤhr 1500. Ducaten darzu erfordert werden, damit der Jude erſtlich 2. fremde Slcaven vor mich kauf- fen, Paͤſſe auf ſelbige loͤſen, und manchen die Augen blind machen, das uͤbrige aber vor ſeine Muͤhe be- halten koͤnte. Hernach muͤſte er dieſe Sclaven unter der Hand erſtlich anderwerts wieder verhan- deln, damit, wenn der Jude endlich eure Kleider wohl veraͤndert, und eure Geſichter verwandelt, ich euch beyde, an deren Stelle, laut des geloͤſeten Paſ- ſes, mit zu Schiffe nehmen duͤrffte. Allein, wie geſagt, (war ſeine fernere Meynung,) die gantze Sache iſt annoch vielen Gefaͤhrlichkeiten unterworffen.
Das wuſte ich mehr als zu wohl, ließ mich de- rowegen die Haupt-Sache, wegen meiner Landes- Maͤnnin und aus gegebenen Schweſter, um ſo viel deſto weniger mercken, ſondern legte deßfalls ſo zu ſagen, alle meine Worte auf die Gold-Wage. Nachdem aber der Kauffmann noch ein paar Bou- teillen Wein mit mir ausgetruncken hatte, und der Jude wieder zu uns gekommen war, meynete der erſte, daß wir von dieſer Sache nach weiterer Uberlegung in etlichen Tagen ein mehreres ſpre- chen koͤnten, der Jude aber ſchlug vor: daß es beſ- ſer waͤre, wenn wir in Zukunfft in einem andern Juden-Hauſe, welches er uns zeigte, zuſammen kaͤmen, und daſelbſt, Verdacht zu vermeiden,
auf
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0135"n="127"/>ſondern Liſt aus dieſem Reiche <hirendition="#aq">practicir</hi>en, ſo<lb/>
werden wir vor Kummer darinnen ſterben muͤſſen.</p><lb/><p>Vor meine Sorge und Muͤhe, verſetzte der<lb/>
Kauffmann, eines Schillings werth zu verlangen,<lb/>
wuͤrde ich mir ein groſſes Gewiſſen machen, allein<lb/>
wenn alles gluͤcklich ablauffen ſolte, wuͤrden ohnge-<lb/>
faͤhr 1500. <hirendition="#aq">Ducat</hi>en darzu erfordert werden, damit<lb/>
der Jude erſtlich 2. fremde Slcaven vor mich kauf-<lb/>
fen, Paͤſſe auf ſelbige loͤſen, und manchen die Augen<lb/>
blind machen, das uͤbrige aber vor ſeine Muͤhe be-<lb/>
halten koͤnte. Hernach muͤſte er dieſe Sclaven<lb/>
unter der Hand erſtlich anderwerts wieder verhan-<lb/>
deln, damit, wenn der Jude endlich eure Kleider<lb/>
wohl veraͤndert, und eure Geſichter verwandelt, ich<lb/>
euch beyde, an deren Stelle, laut des geloͤſeten Paſ-<lb/>ſes, mit zu Schiffe nehmen duͤrffte. Allein, wie geſagt,<lb/>
(war ſeine fernere Meynung,) die gantze Sache<lb/>
iſt annoch vielen Gefaͤhrlichkeiten unterworffen.</p><lb/><p>Das wuſte ich mehr als zu wohl, ließ mich de-<lb/>
rowegen die Haupt-Sache, wegen meiner Landes-<lb/>
Maͤnnin und aus gegebenen Schweſter, um ſo viel<lb/>
deſto weniger mercken, ſondern legte deßfalls ſo<lb/>
zu ſagen, alle meine Worte auf die Gold-Wage.<lb/>
Nachdem aber der Kauffmann noch ein paar <hirendition="#aq">Bou-<lb/>
teill</hi>en Wein mit mir ausgetruncken hatte, und<lb/>
der Jude wieder zu uns gekommen war, meynete<lb/>
der erſte, daß wir von dieſer Sache nach weiterer<lb/>
Uberlegung in etlichen Tagen ein mehreres ſpre-<lb/>
chen koͤnten, der Jude aber ſchlug vor: daß es beſ-<lb/>ſer waͤre, wenn wir in Zukunfft in einem andern<lb/>
Juden-Hauſe, welches er uns zeigte, zuſammen<lb/>
kaͤmen, und daſelbſt, Verdacht zu vermeiden,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">auf</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[127/0135]
ſondern Liſt aus dieſem Reiche practiciren, ſo
werden wir vor Kummer darinnen ſterben muͤſſen.
Vor meine Sorge und Muͤhe, verſetzte der
Kauffmann, eines Schillings werth zu verlangen,
wuͤrde ich mir ein groſſes Gewiſſen machen, allein
wenn alles gluͤcklich ablauffen ſolte, wuͤrden ohnge-
faͤhr 1500. Ducaten darzu erfordert werden, damit
der Jude erſtlich 2. fremde Slcaven vor mich kauf-
fen, Paͤſſe auf ſelbige loͤſen, und manchen die Augen
blind machen, das uͤbrige aber vor ſeine Muͤhe be-
halten koͤnte. Hernach muͤſte er dieſe Sclaven
unter der Hand erſtlich anderwerts wieder verhan-
deln, damit, wenn der Jude endlich eure Kleider
wohl veraͤndert, und eure Geſichter verwandelt, ich
euch beyde, an deren Stelle, laut des geloͤſeten Paſ-
ſes, mit zu Schiffe nehmen duͤrffte. Allein, wie geſagt,
(war ſeine fernere Meynung,) die gantze Sache
iſt annoch vielen Gefaͤhrlichkeiten unterworffen.
Das wuſte ich mehr als zu wohl, ließ mich de-
rowegen die Haupt-Sache, wegen meiner Landes-
Maͤnnin und aus gegebenen Schweſter, um ſo viel
deſto weniger mercken, ſondern legte deßfalls ſo
zu ſagen, alle meine Worte auf die Gold-Wage.
Nachdem aber der Kauffmann noch ein paar Bou-
teillen Wein mit mir ausgetruncken hatte, und
der Jude wieder zu uns gekommen war, meynete
der erſte, daß wir von dieſer Sache nach weiterer
Uberlegung in etlichen Tagen ein mehreres ſpre-
chen koͤnten, der Jude aber ſchlug vor: daß es beſ-
ſer waͤre, wenn wir in Zukunfft in einem andern
Juden-Hauſe, welches er uns zeigte, zuſammen
kaͤmen, und daſelbſt, Verdacht zu vermeiden,
auf
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/135>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.