nin gesprochen hatte, denn wir hatten in Wahr- heit ein schweres Werck vor uns, welches, wenn es wäre entdeckt worden, beyden die grösten Mar- tern und den ohnfehlbaren Todt würde zugezo- gen haben. Jedoch weil sie mir versprochen hat- te, fleißig um die glückliche Ausführung unsers Vorhabens zu beten, so nahm ich meine Zuflucht auch zum Gebet, und spürete dabey daß mir mein Hertz immer leichter wurde. Folgende Tage nahm ich mir vor mich, ausser der Kayserl. Residentz, in der Stadt bekandt zu machen; es wird aber vielleicht nicht mißfällig seyn, wenn ich eine kleine Beschreibung davon mache. Das Kayserliche Schloß, Accassave genannt, ist ein sehr prächti- ges Gebäude, welches mit den vortrefflichen Gär- ten, so darzu gehören, eine gute Meilwegs im Um- fange hat, es ist auch das Seraglio oder Behält- niß der Weiber darinnen, und befanden sich in sel- bigem ehmahls, ausser den 4. Gemahlinnen, über 2000. Kebs-Weiber. Denn obgleich der Kay- ser nicht mehr als 4. würckliche Gemahlinnen ha- ben darff, so ist ihm doch erlaubt, so viel Kebs- Weiber zu halten als er will. Jn der Haupt- Stadt, welche mit ziemlich viel Pallästen der Gros- sen angefüllet ist, finden sich aber auch viel gerin- gere, ja gantz schlechte Häuser, es wohnen auch sehr viel Juden darinnen, jedoch in einem beson- dern Revier, welches des Nachts verschlossen wird. Ausser dem liegt noch eine andere gantz grosse Stadt an der Nord-West-Seite, die aber nicht sonderlich wohl gebauet ist, und von lauter gantz schwartzen und gelben Mohren bewohnet wird; in dieser habe
ich
(H 4)
nin geſprochen hatte, denn wir hatten in Wahr- heit ein ſchweres Werck vor uns, welches, wenn es waͤre entdeckt worden, beyden die groͤſten Mar- tern und den ohnfehlbaren Todt wuͤrde zugezo- gen haben. Jedoch weil ſie mir verſprochen hat- te, fleißig um die gluͤckliche Ausfuͤhrung unſers Vorhabens zu beten, ſo nahm ich meine Zuflucht auch zum Gebet, und ſpuͤrete dabey daß mir mein Hertz immer leichter wurde. Folgende Tage nahm ich mir vor mich, auſſer der Kayſerl. Reſidentz, in der Stadt bekandt zu machen; es wird aber vielleicht nicht mißfaͤllig ſeyn, wenn ich eine kleine Beſchreibung davon mache. Das Kayſerliche Schloß, Accaſſave genannt, iſt ein ſehr praͤchti- ges Gebaͤude, welches mit den vortrefflichen Gaͤr- ten, ſo darzu gehoͤren, eine gute Meilwegs im Um- fange hat, es iſt auch das Seraglio oder Behaͤlt- niß der Weiber darinnen, und befanden ſich in ſel- bigem ehmahls, auſſer den 4. Gemahlinnen, uͤber 2000. Kebs-Weiber. Denn obgleich der Kay- ſer nicht mehr als 4. wuͤrckliche Gemahlinnen ha- ben darff, ſo iſt ihm doch erlaubt, ſo viel Kebs- Weiber zu halten als er will. Jn der Haupt- Stadt, welche mit ziemlich viel Pallaͤſten der Groſ- ſen angefuͤllet iſt, finden ſich aber auch viel gerin- gere, ja gantz ſchlechte Haͤuſer, es wohnen auch ſehr viel Juden darinnen, jedoch in einem beſon- dern Revier, welches des Nachts verſchloſſen wird. Auſſer dem liegt noch eine andere gantz groſſe Stadt an der Nord-Weſt-Seite, die aber nicht ſonderlich wohl gebauet iſt, und von lauter gantz ſchwartzen und gelben Mohren bewohnet wird; in dieſer habe
ich
(H 4)
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nin geſprochen hatte, denn wir hatten in Wahr-
heit ein ſchweres Werck vor uns, welches, wenn
es waͤre entdeckt worden, beyden die groͤſten Mar-
tern und den ohnfehlbaren Todt wuͤrde zugezo-
gen haben. Jedoch weil ſie mir verſprochen hat-
te, fleißig um die gluͤckliche Ausfuͤhrung unſers
Vorhabens zu beten, ſo nahm ich meine Zuflucht
auch zum Gebet, und ſpuͤrete dabey daß mir mein
Hertz immer leichter wurde. Folgende Tage
nahm ich mir vor mich, auſſer der Kayſerl. Reſidentz,
in der Stadt bekandt zu machen; es wird aber
vielleicht nicht mißfaͤllig ſeyn, wenn ich eine kleine
Beſchreibung davon mache. Das Kayſerliche
Schloß, Accaſſave genannt, iſt ein ſehr praͤchti-
ges Gebaͤude, welches mit den vortrefflichen Gaͤr-
ten, ſo darzu gehoͤren, eine gute Meilwegs im Um-
fange hat, es iſt auch das Seraglio oder Behaͤlt-
niß der Weiber darinnen, und befanden ſich in ſel-
bigem ehmahls, auſſer den 4. Gemahlinnen, uͤber
2000. Kebs-Weiber. Denn obgleich der Kay-
ſer nicht mehr als 4. wuͤrckliche Gemahlinnen ha-
ben darff, ſo iſt ihm doch erlaubt, ſo viel Kebs-
Weiber zu halten als er will. Jn der Haupt-
Stadt, welche mit ziemlich viel Pallaͤſten der Groſ-
ſen angefuͤllet iſt, finden ſich aber auch viel gerin-
gere, ja gantz ſchlechte Haͤuſer, es wohnen auch
ſehr viel Juden darinnen, jedoch in einem beſon-
dern Revier, welches des Nachts verſchloſſen wird.
Auſſer dem liegt noch eine andere gantz groſſe Stadt
an der Nord-Weſt-Seite, die aber nicht ſonderlich
wohl gebauet iſt, und von lauter gantz ſchwartzen
und gelben Mohren bewohnet wird; in dieſer habe
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/127>, abgerufen am 22.11.2024.
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