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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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Meister eine besondere Freude über mich, daß ich
nicht allein die Arabische und Maroccische Spra-
che so leicht fassen, und ehe ein Jahr verging, beyde
fast fertig reden und schreiben, auch die in derselben
geschriebenen Bücher gantz wohl exponiren konte.
Bey den übrigen Wissenschafften spürete er eben-
fals keinen dummen Kopf an mir, sondern ich kan,
ohne Ruhm zu melden, wohl sagen, daß er noch vie-
les mit grosser Begierde von mir erfragte und lerne-
te, weil ich ihm denn auch jederzeit sehr höflich be-
gegnete, liebte er mich vor den andern allen am mei-
sten, und sagte zum öfftern: Blac! ihr könnet in we-
nig Jahren an unsers Kaysers Hofe einer der grösten
Ministers werden, wenn ihr euch zu unserer Religion
bekennet, und beschneiden lasset; Allein, so offt ich
von diesem Letztern hörete, erstarrete mir alles Blut
in meinen Adern.

Wenige Zeit hernach, hatte eben dieser unser
Hof- und Lehr-Meister, seiner eigenen Ehre wegen,
verlanget, daß über uns seine 4. Scholaren ein Exa-
men
angestellet werden möchte, welches denn auch
geschahe, indem sich 6. der gelehrtesten Maroccaner
(die wenigstens davor gehalten wurden,) bey uns
einstelleten, und das Zeugniß ertheileten, daß wir es
alle schon sehr hoch, ich aber es am allerweitesten ge-
bracht hätten.

Allein, eben dieses Examen zohe sehr traurige
Folgerungen nach sich, denn etliche Tage darauf
wurde erstlich der jüngste Spanier, andern Tags
der Portugiese, 3ten Tages der ältere Spanier
beschnitten und verschnitten, am 4ten Tage aber
solte die Reihe an mich kommen, welches mir

der
(G 3)

Meiſter eine beſondere Freude uͤber mich, daß ich
nicht allein die Arabiſche und Marocciſche Spra-
che ſo leicht faſſen, und ehe ein Jahr verging, beyde
faſt fertig reden und ſchreiben, auch die in derſelben
geſchriebenen Buͤcher gantz wohl exponiren konte.
Bey den uͤbrigen Wiſſenſchafften ſpuͤrete er eben-
fals keinen dummen Kopf an mir, ſondern ich kan,
ohne Ruhm zu melden, wohl ſagen, daß er noch vie-
les mit groſſer Begierde von mir erfragte und lerne-
te, weil ich ihm denn auch jederzeit ſehr hoͤflich be-
gegnete, liebte er mich vor den andern allen am mei-
ſten, und ſagte zum oͤfftern: Blac! ihr koͤnnet in we-
nig Jahren an unſers Kayſers Hofe einer der groͤſten
Miniſters werden, wenn ihr euch zu unſerer Religion
bekennet, und beſchneiden laſſet; Allein, ſo offt ich
von dieſem Letztern hoͤrete, erſtarrete mir alles Blut
in meinen Adern.

Wenige Zeit hernach, hatte eben dieſer unſer
Hof- und Lehr-Meiſter, ſeiner eigenen Ehre wegen,
verlanget, daß uͤber uns ſeine 4. Scholaren ein Exa-
men
angeſtellet werden moͤchte, welches denn auch
geſchahe, indem ſich 6. der gelehrteſten Maroccaner
(die wenigſtens davor gehalten wurden,) bey uns
einſtelleten, und das Zeugniß ertheileten, daß wir es
alle ſchon ſehr hoch, ich aber es am allerweiteſten ge-
bracht haͤtten.

Allein, eben dieſes Examen zohe ſehr traurige
Folgerungen nach ſich, denn etliche Tage darauf
wurde erſtlich der juͤngſte Spanier, andern Tags
der Portugieſe, 3ten Tages der aͤltere Spanier
beſchnitten und verſchnitten, am 4ten Tage aber
ſolte die Reihe an mich kommen, welches mir

der
(G 3)
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[101/0109] Meiſter eine beſondere Freude uͤber mich, daß ich nicht allein die Arabiſche und Marocciſche Spra- che ſo leicht faſſen, und ehe ein Jahr verging, beyde faſt fertig reden und ſchreiben, auch die in derſelben geſchriebenen Buͤcher gantz wohl exponiren konte. Bey den uͤbrigen Wiſſenſchafften ſpuͤrete er eben- fals keinen dummen Kopf an mir, ſondern ich kan, ohne Ruhm zu melden, wohl ſagen, daß er noch vie- les mit groſſer Begierde von mir erfragte und lerne- te, weil ich ihm denn auch jederzeit ſehr hoͤflich be- gegnete, liebte er mich vor den andern allen am mei- ſten, und ſagte zum oͤfftern: Blac! ihr koͤnnet in we- nig Jahren an unſers Kayſers Hofe einer der groͤſten Miniſters werden, wenn ihr euch zu unſerer Religion bekennet, und beſchneiden laſſet; Allein, ſo offt ich von dieſem Letztern hoͤrete, erſtarrete mir alles Blut in meinen Adern. Wenige Zeit hernach, hatte eben dieſer unſer Hof- und Lehr-Meiſter, ſeiner eigenen Ehre wegen, verlanget, daß uͤber uns ſeine 4. Scholaren ein Exa- men angeſtellet werden moͤchte, welches denn auch geſchahe, indem ſich 6. der gelehrteſten Maroccaner (die wenigſtens davor gehalten wurden,) bey uns einſtelleten, und das Zeugniß ertheileten, daß wir es alle ſchon ſehr hoch, ich aber es am allerweiteſten ge- bracht haͤtten. Allein, eben dieſes Examen zohe ſehr traurige Folgerungen nach ſich, denn etliche Tage darauf wurde erſtlich der juͤngſte Spanier, andern Tags der Portugieſe, 3ten Tages der aͤltere Spanier beſchnitten und verſchnitten, am 4ten Tage aber ſolte die Reihe an mich kommen, welches mir der (G 3)

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/109>, abgerufen am 24.11.2024.