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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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Schiff befindlich waren, mein Vater am aller-
meisten.

Denn als wir auf dem Rückwege zwischen den
Canarischen Jnsuln und Africanischen Küsten hin-
fuhren, überfiel uns einer der grausamsten Stür-
me, das Schiff zerscheiterte an den Klippen, wur-
de in die Tieffe des Meeres versenckt, mein Va-
ter, Informator und ich nebst noch 6 Personen
aber, wurden an die Africanischen Küsten getrie-
ben, allwo wir zwar unser Leben erretteten, jedoch
die Freyheit verlohren, indem wir uns den Maroc-
cane
rn als Sclaven ergeben musten.

Der eintzige Trost in diesem Jammer-Stan-
de wäre wohl noch dieser gewesen, wenn mein Va-
ter, Informator und ich hätten beysammen bleiben
können, so aber kauffte mich wenig Tage nach un-
serer Anländung ein vornehmer Maroccanisch-Kay-
serl. Bedienter den Menschen-Fischern ab, und
nahm mich in seinem Geleite mit an den Kayser-
lichen Hof nach Equinez. Es tractirte mich
dieser mein Herr, um welchen ich täglich seyn
muste, ziemlich gütig, ich bekam auch bessere Klei-
dung und Speisen als seine andern Sclaven, weiln
ihm nicht allein meine äusserliche Gestalt besser als
der andern gefiel, sondern er sich auch ein beson-
deres Vergnügen daraus machte, daß ich verschie-
dene Sprachen zu reden wuste. Dieses eintzige
war mir sehr verdrießlich, daß, wenn er speisete, und
ich neben ihm kniete, er seine an den Gerichten be-
schmutzten Finger allezeit an meine lockigten, da-
mahls noch gantz blonden Haare abwischte, denn
die| Maroccaner brauchen weder Messer, Gabel

noch

Schiff befindlich waren, mein Vater am aller-
meiſten.

Denn als wir auf dem Ruͤckwege zwiſchen den
Canariſchen Jnſuln und Africaniſchen Kuͤſten hin-
fuhren, uͤberfiel uns einer der grauſamſten Stuͤr-
me, das Schiff zerſcheiterte an den Klippen, wur-
de in die Tieffe des Meeres verſenckt, mein Va-
ter, Informator und ich nebſt noch 6 Perſonen
aber, wurden an die Africaniſchen Kuͤſten getrie-
ben, allwo wir zwar unſer Leben erretteten, jedoch
die Freyheit verlohren, indem wir uns den Maroc-
cane
rn als Sclaven ergeben muſten.

Der eintzige Troſt in dieſem Jammer-Stan-
de waͤre wohl noch dieſer geweſen, wenn mein Va-
ter, Informator und ich haͤtten beyſammen bleiben
koͤnnen, ſo aber kauffte mich wenig Tage nach un-
ſerer Anlaͤndung ein vornehmer Maroccaniſch-Kay-
ſerl. Bedienter den Menſchen-Fiſchern ab, und
nahm mich in ſeinem Geleite mit an den Kayſer-
lichen Hof nach Equinez. Es tractirte mich
dieſer mein Herr, um welchen ich taͤglich ſeyn
muſte, ziemlich guͤtig, ich bekam auch beſſere Klei-
dung und Speiſen als ſeine andern Sclaven, weiln
ihm nicht allein meine aͤuſſerliche Geſtalt beſſer als
der andern gefiel, ſondern er ſich auch ein beſon-
deres Vergnuͤgen daraus machte, daß ich verſchie-
dene Sprachen zu reden wuſte. Dieſes eintzige
war mir ſehr verdrießlich, daß, wenn er ſpeiſete, und
ich neben ihm kniete, er ſeine an den Gerichten be-
ſchmutzten Finger allezeit an meine lockigten, da-
mahls noch gantz blonden Haare abwiſchte, denn
die| Maroccaner brauchen weder Meſſer, Gabel

noch
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[96/0104] Schiff befindlich waren, mein Vater am aller- meiſten. Denn als wir auf dem Ruͤckwege zwiſchen den Canariſchen Jnſuln und Africaniſchen Kuͤſten hin- fuhren, uͤberfiel uns einer der grauſamſten Stuͤr- me, das Schiff zerſcheiterte an den Klippen, wur- de in die Tieffe des Meeres verſenckt, mein Va- ter, Informator und ich nebſt noch 6 Perſonen aber, wurden an die Africaniſchen Kuͤſten getrie- ben, allwo wir zwar unſer Leben erretteten, jedoch die Freyheit verlohren, indem wir uns den Maroc- canern als Sclaven ergeben muſten. Der eintzige Troſt in dieſem Jammer-Stan- de waͤre wohl noch dieſer geweſen, wenn mein Va- ter, Informator und ich haͤtten beyſammen bleiben koͤnnen, ſo aber kauffte mich wenig Tage nach un- ſerer Anlaͤndung ein vornehmer Maroccaniſch-Kay- ſerl. Bedienter den Menſchen-Fiſchern ab, und nahm mich in ſeinem Geleite mit an den Kayſer- lichen Hof nach Equinez. Es tractirte mich dieſer mein Herr, um welchen ich taͤglich ſeyn muſte, ziemlich guͤtig, ich bekam auch beſſere Klei- dung und Speiſen als ſeine andern Sclaven, weiln ihm nicht allein meine aͤuſſerliche Geſtalt beſſer als der andern gefiel, ſondern er ſich auch ein beſon- deres Vergnuͤgen daraus machte, daß ich verſchie- dene Sprachen zu reden wuſte. Dieſes eintzige war mir ſehr verdrießlich, daß, wenn er ſpeiſete, und ich neben ihm kniete, er ſeine an den Gerichten be- ſchmutzten Finger allezeit an meine lockigten, da- mahls noch gantz blonden Haare abwiſchte, denn die| Maroccaner brauchen weder Meſſer, Gabel noch

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/104>, abgerufen am 24.11.2024.