dem Holtze sitzen blieb, selbiges lange Zeit von der Vermoderung bewahrete, und nachdem es einmahl recht eingetrocknet, sich durch keine Feuchtigkeit von dem Holtze oder Steinen abziehen ließ. Solcher- gestalt warff unser Kirch-und Thurm-Dach, nach- dem selbiges am 14. Julii vollkommen fertig worden, bey Sonnenschein, einen artig durch einander spie- lenden Glantz von sich, welches sehr angenehm an- zusehen war, derowegen beredeten sich Mons. Litz- berg und Plager, ob es nicht practicabel sey, aus dieser Materie mit der Zeit, und zwar durch den Zu- satz anderer Leimen- oder Thon-Erde, Ziegel- und Back-Steine zu brennen. Jedoch hiervon wird künfftighin ein mehrers zu melden seyn, voritzo fah- re fort zu erzehlen, welchergestalt Lademann, Krä- tzer und Herrlich, die geschicktesten Holtz-Arbei- ter unter den Jnsulanern auslasen, um nach Mons. Litzbergs gemachten Abrisse, den Altar, Cantzel, Tauff-Stein, Empor-Kirchen vor die Männer, und dann die Stühle vor die Weibs-Personen zu ver- fertigen, mitlerweile die andern, die sich am besten aufs mauren verstunden, den Fuß-Boden, von glatt abgeriebenen, viereckigten Sand-Steinen legten, die Mauren mit Kalck tünchten, und wieder- um andere, die Oberdecke, oder den so genandten Himmel zurichteten. Diese Mäurer und Tüncher, brachten ihr Werck in den angenehmsten Früh- lings-Tagen, und zwar zu Ende des Monats Se- ptembris, völlig fertig, mit der Holtz-Arbeit aber ging es nicht so hurtig von statten, jedennoch ließ uns ihr unermüdeter Fleiß hoffen, mit Eintritt des neuen Kirchen-Jahres, unser neues GOttes Haus
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dem Holtze ſitzen blieb, ſelbiges lange Zeit von der Vermoderung bewahrete, und nachdem es einmahl recht eingetrocknet, ſich durch keine Feuchtigkeit von dem Holtze oder Steinen abziehen ließ. Solcher- geſtalt warff unſer Kirch-und Thurm-Dach, nach- dem ſelbiges am 14. Julii vollkommen fertig worden, bey Sonnenſchein, einen artig durch einander ſpie- lenden Glantz von ſich, welches ſehr angenehm an- zuſehen war, derowegen beredeten ſich Monſ. Litz- berg und Plager, ob es nicht practicabel ſey, aus dieſer Materie mit der Zeit, und zwar durch den Zu- ſatz anderer Leimen- oder Thon-Erde, Ziegel- und Back-Steine zu brennen. Jedoch hiervon wird kuͤnfftighin ein mehrers zu melden ſeyn, voritzo fah- re fort zu erzehlen, welchergeſtalt Lademann, Krä- tzer und Herrlich, die geſchickteſten Holtz-Arbei- ter unter den Jnſulanern auslaſen, um nach Monſ. Litzbergs gemachten Abriſſe, den Altar, Cantzel, Tauff-Stein, Empor-Kirchen vor die Maͤnner, und dann die Stuͤhle vor die Weibs-Perſonen zu ver- fertigen, mitlerweile die andern, die ſich am beſten aufs mauren verſtunden, den Fuß-Boden, von glatt abgeriebenen, viereckigten Sand-Steinen legten, die Mauren mit Kalck tuͤnchten, und wieder- um andere, die Oberdecke, oder den ſo genandten Himmel zurichteten. Dieſe Maͤurer und Tuͤncher, brachten ihr Werck in den angenehmſten Fruͤh- lings-Tagen, und zwar zu Ende des Monats Se- ptembris, voͤllig fertig, mit der Holtz-Arbeit aber ging es nicht ſo hurtig von ſtatten, jedennoch ließ uns ihr unermuͤdeter Fleiß hoffen, mit Eintritt des neuen Kirchen-Jahres, unſer neues GOttes Haus
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dem Holtze ſitzen blieb, ſelbiges lange Zeit von der
Vermoderung bewahrete, und nachdem es einmahl
recht eingetrocknet, ſich durch keine Feuchtigkeit von
dem Holtze oder Steinen abziehen ließ. Solcher-
geſtalt warff unſer Kirch-und Thurm-Dach, nach-
dem ſelbiges am 14. Julii vollkommen fertig worden,
bey Sonnenſchein, einen artig durch einander ſpie-
lenden Glantz von ſich, welches ſehr angenehm an-
zuſehen war, derowegen beredeten ſich Monſ. Litz-
berg und Plager, ob es nicht practicabel ſey, aus
dieſer Materie mit der Zeit, und zwar durch den Zu-
ſatz anderer Leimen- oder Thon-Erde, Ziegel- und
Back-Steine zu brennen. Jedoch hiervon wird
kuͤnfftighin ein mehrers zu melden ſeyn, voritzo fah-
re fort zu erzehlen, welchergeſtalt Lademann, Krä-
tzer und Herrlich, die geſchickteſten Holtz-Arbei-
ter unter den Jnſulanern auslaſen, um nach Monſ.
Litzbergs gemachten Abriſſe, den Altar, Cantzel,
Tauff-Stein, Empor-Kirchen vor die Maͤnner, und
dann die Stuͤhle vor die Weibs-Perſonen zu ver-
fertigen, mitlerweile die andern, die ſich am beſten
aufs mauren verſtunden, den Fuß-Boden, von
glatt abgeriebenen, viereckigten Sand-Steinen
legten, die Mauren mit Kalck tuͤnchten, und wieder-
um andere, die Oberdecke, oder den ſo genandten
Himmel zurichteten. Dieſe Maͤurer und Tuͤncher,
brachten ihr Werck in den angenehmſten Fruͤh-
lings-Tagen, und zwar zu Ende des Monats Se-
ptembris, voͤllig fertig, mit der Holtz-Arbeit aber
ging es nicht ſo hurtig von ſtatten, jedennoch ließ
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/87>, abgerufen am 29.11.2024.
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