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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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Mahlzeit gab, auch sonsten allerhand Confecturen
und andere Sachen unter die Tisch-Gesellschafften
vertheilen ließ, worauf der Freuden-Becher noch
einmahl herum ging, und so dann ein jeder seinem
Logis zueilete, welches etliche kaum um Mitternacht
erreichen konten, jedoch weil es um diese Zeit die gan-
tze Nacht hindurch ungemein helle ist, kam es nie-
manden sonderlich beschwerlich vor.

Der hierauf folgende Sonnabend, wurde zum
Ausruhen, und der Sonntag, mit welchem zugleich
das Fest der Heil. 3. Könige einfiel, mit eifrigem
GOttes-Dienste zugebracht. Dienstags, nemlich
den 8. Januar. feyreten wir sämtl. Jnsulaner den
Geburts- und Vereheligungs-Tag unsers liebsten
Altvaters, welcher an eben diesem Tage, vor nun-
mehro 89. Jahren das Licht dieser Welt erblickt,
und sich vor 78. Jahren mit der Stamm-Mutter
Concordia verehligt, also einen glückseligen Anfang
zur Bevölckerung dieses gesegneten Landes gemacht
hatte.

Es wurden, dieses Fest zu beehren, frühmorgens
12. Stück-Schüsse gethan, der Altvater tractirte auf
seiner Burg die Stamm-Väter und letzt angekom-
menen Europäer mit einer guten Mahlzeit, worbey
verabredet wurde, daß von nun an der Kirchen-
Bau mit allem ersinnlichsten Fleisse fortgesetzt, und
jede Gemeinde alltäglich 4. Manns- und Weibs-
Personen zur Bau-Arbeit stellen solte, die andern
aber möchten zu Hause bleiben, und die Feld-Früch-
te, wie auch übrigen Haushaltungs-Geschäffte be-
sorgen.

Allein es blieb bey dieser gemachten Ordnung

nicht,
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Mahlzeit gab, auch ſonſten allerhand Confecturen
und andere Sachen unter die Tiſch-Geſellſchafften
vertheilen ließ, worauf der Freuden-Becher noch
einmahl herum ging, und ſo dann ein jeder ſeinem
Logis zueilete, welches etliche kaum um Mitternacht
erreichen konten, jedoch weil es um dieſe Zeit die gan-
tze Nacht hindurch ungemein helle iſt, kam es nie-
manden ſonderlich beſchwerlich vor.

Der hierauf folgende Sonnabend, wurde zum
Ausruhen, und der Sonntag, mit welchem zugleich
das Feſt der Heil. 3. Koͤnige einfiel, mit eifrigem
GOttes-Dienſte zugebracht. Dienſtags, nemlich
den 8. Januar. feyreten wir ſaͤmtl. Jnſulaner den
Geburts- und Vereheligungs-Tag unſers liebſten
Altvaters, welcher an eben dieſem Tage, vor nun-
mehro 89. Jahren das Licht dieſer Welt erblickt,
und ſich vor 78. Jahren mit der Stamm-Mutter
Concordia verehligt, alſo einen gluͤckſeligen Anfang
zur Bevoͤlckerung dieſes geſegneten Landes gemacht
hatte.

Es wurden, dieſes Feſt zu beehren, fruͤhmorgens
12. Stuͤck-Schuͤſſe gethan, der Altvater tractirte auf
ſeiner Burg die Stamm-Vaͤter und letzt angekom-
menen Europaͤer mit einer guten Mahlzeit, worbey
verabredet wurde, daß von nun an der Kirchen-
Bau mit allem erſinnlichſten Fleiſſe fortgeſetzt, und
jede Gemeinde alltaͤglich 4. Manns- und Weibs-
Perſonen zur Bau-Arbeit ſtellen ſolte, die andern
aber moͤchten zu Hauſe bleiben, und die Feld-Fruͤch-
te, wie auch uͤbrigen Haushaltungs-Geſchaͤffte be-
ſorgen.

Allein es blieb bey dieſer gemachten Ordnung

nicht,
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[71/0085] Mahlzeit gab, auch ſonſten allerhand Confecturen und andere Sachen unter die Tiſch-Geſellſchafften vertheilen ließ, worauf der Freuden-Becher noch einmahl herum ging, und ſo dann ein jeder ſeinem Logis zueilete, welches etliche kaum um Mitternacht erreichen konten, jedoch weil es um dieſe Zeit die gan- tze Nacht hindurch ungemein helle iſt, kam es nie- manden ſonderlich beſchwerlich vor. Der hierauf folgende Sonnabend, wurde zum Ausruhen, und der Sonntag, mit welchem zugleich das Feſt der Heil. 3. Koͤnige einfiel, mit eifrigem GOttes-Dienſte zugebracht. Dienſtags, nemlich den 8. Januar. feyreten wir ſaͤmtl. Jnſulaner den Geburts- und Vereheligungs-Tag unſers liebſten Altvaters, welcher an eben dieſem Tage, vor nun- mehro 89. Jahren das Licht dieſer Welt erblickt, und ſich vor 78. Jahren mit der Stamm-Mutter Concordia verehligt, alſo einen gluͤckſeligen Anfang zur Bevoͤlckerung dieſes geſegneten Landes gemacht hatte. Es wurden, dieſes Feſt zu beehren, fruͤhmorgens 12. Stuͤck-Schuͤſſe gethan, der Altvater tractirte auf ſeiner Burg die Stamm-Vaͤter und letzt angekom- menen Europaͤer mit einer guten Mahlzeit, worbey verabredet wurde, daß von nun an der Kirchen- Bau mit allem erſinnlichſten Fleiſſe fortgeſetzt, und jede Gemeinde alltaͤglich 4. Manns- und Weibs- Perſonen zur Bau-Arbeit ſtellen ſolte, die andern aber moͤchten zu Hauſe bleiben, und die Feld-Fruͤch- te, wie auch uͤbrigen Haushaltungs-Geſchaͤffte be- ſorgen. Allein es blieb bey dieſer gemachten Ordnung nicht, e 4

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/85>, abgerufen am 30.11.2024.