Inflammation verursacht haben, weßwegen mich wenig Tage hernach ein hitziges Fieber überfiel, wor- an ich bis in die 4te Woche höchst gefährlich dar- nieder lag. Die Heilung meines zerbrochenen Arms, wie auch der angeschellerten Beine, wurde hierdurch um ein merckliches verzögert, endlich aber befand mich in der siebenden Woche wiederum kräfftig genug, die fernere Reise anzutreten. Mitt- lerweile hatte zwar zwey Briefe an euern Herrn Vater, mein liebster Eberhard, schreiben lassen, und demselben mein zugestossenes Unglücke, so wohl auch nachgehends die ziemliche Besserung, zu wissen ge- than, allein ich habe nicht erfahren, ob dieselben rich- tig eingelauffen oder verlohren gegangen sind, denn bey meiner Ankunfft fand ich alles verändert in eu- res Vate[rs] Hause, derselbe war bereits verreiset, niemand aber konte mich berichten wohin. Dieses sonst mehr als zu redlichen Mannes besondere Fata- lität kränckte mich fast noch mehr, als mein eigenes gehabtes Unglück, welches doch zugleich verursacht hatte, daß ich abermahls um eine schöne Condi- tion gekommen, weil selbige, wegen meines allzu- langen aussen bleibens, allbereit mit einem andern Subjecto besetzt war.
Wer hätte wohl bey dergleichen offt wiederhohl- ten Streichen des falschen Glücks nicht endlich un- gedultig und zaghafft, ja gar zweifelhafft an seiner Beförderung werden wollen? Doch GOTT sey Lob! ich bin in geziemender Gelassenheit verblieben, und habe beständig geglaubt, daß die rechte Stunde zu meiner Beförderung noch nicht erschienen sey. Nun hatte ich mir zwar vorgenommen, nur wenige
Tage
II.Theil. e
Inflammation verurſacht haben, weßwegen mich wenig Tage hernach ein hitziges Fieber uͤberfiel, wor- an ich bis in die 4te Woche hoͤchſt gefaͤhrlich dar- nieder lag. Die Heilung meines zerbrochenen Arms, wie auch der angeſchellerten Beine, wurde hierdurch um ein merckliches verzoͤgert, endlich aber befand mich in der ſiebenden Woche wiederum kraͤfftig genug, die fernere Reiſe anzutreten. Mitt- lerweile hatte zwar zwey Briefe an euern Herrn Vater, mein liebſter Eberhard, ſchreiben laſſen, und demſelben mein zugeſtoſſenes Ungluͤcke, ſo wohl auch nachgehends die ziemliche Beſſerung, zu wiſſen ge- than, allein ich habe nicht erfahren, ob dieſelben rich- tig eingelauffen oder verlohren gegangen ſind, denn bey meiner Ankunfft fand ich alles veraͤndert in eu- res Vate[rs] Hauſe, derſelbe war bereits verreiſet, niemand aber konte mich berichten wohin. Dieſes ſonſt mehr als zu redlichen Mannes beſondere Fata- litaͤt kraͤnckte mich faſt noch mehr, als mein eigenes gehabtes Ungluͤck, welches doch zugleich verurſacht hatte, daß ich abermahls um eine ſchoͤne Condi- tion gekommen, weil ſelbige, wegen meines allzu- langen auſſen bleibens, allbereit mit einem andern Subjecto beſetzt war.
Wer haͤtte wohl bey dergleichen offt wiederhohl- ten Streichen des falſchen Gluͤcks nicht endlich un- gedultig und zaghafft, ja gar zweifelhafft an ſeiner Befoͤrderung werden wollen? Doch GOTT ſey Lob! ich bin in geziemender Gelaſſenheit verblieben, und habe beſtaͤndig geglaubt, daß die rechte Stunde zu meiner Befoͤrderung noch nicht erſchienen ſey. Nun hatte ich mir zwar vorgenommen, nur wenige
Tage
II.Theil. e
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0079"n="65"/><hirendition="#aq">Inflammation</hi> verurſacht haben, weßwegen mich<lb/>
wenig Tage hernach ein hitziges Fieber uͤberfiel, wor-<lb/>
an ich bis in die 4te Woche hoͤchſt gefaͤhrlich dar-<lb/>
nieder lag. Die Heilung meines zerbrochenen<lb/>
Arms, wie auch der angeſchellerten Beine, wurde<lb/>
hierdurch um ein merckliches verzoͤgert, endlich aber<lb/>
befand mich in der ſiebenden Woche wiederum<lb/>
kraͤfftig genug, die fernere Reiſe anzutreten. Mitt-<lb/>
lerweile hatte zwar zwey Briefe an euern Herrn<lb/>
Vater, mein liebſter <hirendition="#aq">Eberhard,</hi>ſchreiben laſſen, und<lb/>
demſelben mein zugeſtoſſenes Ungluͤcke, ſo wohl auch<lb/>
nachgehends die ziemliche Beſſerung, zu wiſſen ge-<lb/>
than, allein ich habe nicht erfahren, ob dieſelben rich-<lb/>
tig eingelauffen oder verlohren gegangen ſind, denn<lb/>
bey meiner Ankunfft fand ich alles veraͤndert in eu-<lb/>
res Vate<supplied>rs</supplied> Hauſe, derſelbe war bereits verreiſet,<lb/>
niemand aber konte mich berichten wohin. Dieſes<lb/>ſonſt mehr als zu redlichen Mannes beſondere <hirendition="#aq">Fata-<lb/>
li</hi>taͤt kraͤnckte mich faſt noch mehr, als mein eigenes<lb/>
gehabtes Ungluͤck, welches doch zugleich verurſacht<lb/>
hatte, daß ich abermahls um eine ſchoͤne <hirendition="#aq">Condi-<lb/>
tion</hi> gekommen, weil ſelbige, wegen meines allzu-<lb/>
langen auſſen bleibens, allbereit mit einem andern<lb/><hirendition="#aq">Subjecto</hi> beſetzt war.</p><lb/><p>Wer haͤtte wohl bey dergleichen offt wiederhohl-<lb/>
ten Streichen des falſchen Gluͤcks nicht endlich un-<lb/>
gedultig und zaghafft, ja gar zweifelhafft an ſeiner<lb/>
Befoͤrderung werden wollen? Doch GOTT ſey<lb/>
Lob! ich bin in geziemender Gelaſſenheit verblieben,<lb/>
und habe beſtaͤndig geglaubt, daß die rechte Stunde<lb/>
zu meiner Befoͤrderung noch nicht erſchienen ſey.<lb/>
Nun hatte ich mir zwar vorgenommen, nur wenige<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#aq">II.</hi><hirendition="#fr">Theil.</hi> e</fw><fwplace="bottom"type="catch">Tage</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[65/0079]
Inflammation verurſacht haben, weßwegen mich
wenig Tage hernach ein hitziges Fieber uͤberfiel, wor-
an ich bis in die 4te Woche hoͤchſt gefaͤhrlich dar-
nieder lag. Die Heilung meines zerbrochenen
Arms, wie auch der angeſchellerten Beine, wurde
hierdurch um ein merckliches verzoͤgert, endlich aber
befand mich in der ſiebenden Woche wiederum
kraͤfftig genug, die fernere Reiſe anzutreten. Mitt-
lerweile hatte zwar zwey Briefe an euern Herrn
Vater, mein liebſter Eberhard, ſchreiben laſſen, und
demſelben mein zugeſtoſſenes Ungluͤcke, ſo wohl auch
nachgehends die ziemliche Beſſerung, zu wiſſen ge-
than, allein ich habe nicht erfahren, ob dieſelben rich-
tig eingelauffen oder verlohren gegangen ſind, denn
bey meiner Ankunfft fand ich alles veraͤndert in eu-
res Vaters Hauſe, derſelbe war bereits verreiſet,
niemand aber konte mich berichten wohin. Dieſes
ſonſt mehr als zu redlichen Mannes beſondere Fata-
litaͤt kraͤnckte mich faſt noch mehr, als mein eigenes
gehabtes Ungluͤck, welches doch zugleich verurſacht
hatte, daß ich abermahls um eine ſchoͤne Condi-
tion gekommen, weil ſelbige, wegen meines allzu-
langen auſſen bleibens, allbereit mit einem andern
Subjecto beſetzt war.
Wer haͤtte wohl bey dergleichen offt wiederhohl-
ten Streichen des falſchen Gluͤcks nicht endlich un-
gedultig und zaghafft, ja gar zweifelhafft an ſeiner
Befoͤrderung werden wollen? Doch GOTT ſey
Lob! ich bin in geziemender Gelaſſenheit verblieben,
und habe beſtaͤndig geglaubt, daß die rechte Stunde
zu meiner Befoͤrderung noch nicht erſchienen ſey.
Nun hatte ich mir zwar vorgenommen, nur wenige
Tage
II. Theil. e
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/79>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.