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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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schuldiger Demuth melden, daß ich mich dersel-
ben unwürdig zu schätzen so wichtige Ursachen, als
desto weniger zu befürchten gehabt, vergebliche An-
suchung zu thun.

Allein das unerforschliche Verhängniß hatte gantz
widerwärtig-scheinende Schlüsse gegen mich gefas-
set, denn, nachdem ich von meinem Principal etliche
Wochen Erlaubniß zur Heim-Reise ausgebeten,
und bereits auf der geschwinden Post bey nahe 20.
Meilen zurück gelegt hatte, schlug einsmahls mitten
in der Nacht der Post-Wagen dergestalt unglücklich
vor mich um, daß nicht allein durch die nachschiessen-
de aufgepackten Kasten meine beyden Beine sehr ge-
schellert, sondern über dieses der rechte Arm schmertz-
lich zerbrochen wurde. Einem andern Passagier
gieng es noch erbärmlicher, indem er im stürtzen das
Hals-Genicke zerbrochen, und augenblicklich seinen
Geist aufgab, zwey noch andere aber, waren fast eben
so unglücklich worden als ich. Der Wagen wurde
zwar endlich mit größter Mühe wieder aufgerichtet,
und wir Elenden, von 3. annoch gesunden Personen,
wiederum darauf gesetzt, allein ich weiß es am aller-
besten, was ich binnen etlichen Stunden, vor grau-
same Schmertzen ausgestanden, und zwar so lange,
bis wir endlich nach angebrochenem Tage, eine mit-
telmäßige Stadt erreichten, und uns von einem da-
selbst wohnhafften Chirurgo und darzu berufenem
Medico, konten zu Hülffe kommen lassen.

Jch war der elendeste unter allen, wurde zwar
am Arm und Bein behörig verbunden, empfand
auch an selbigen einige Linderung, jedoch die star-
cke Contusion am Rückgrad, machte eine innerliche

Inflam-

ſchuldiger Demuth melden, daß ich mich derſel-
ben unwuͤrdig zu ſchaͤtzen ſo wichtige Urſachen, als
deſto weniger zu befuͤrchten gehabt, vergebliche An-
ſuchung zu thun.

Allein das unerforſchliche Verhaͤngniß hatte gantz
widerwaͤrtig-ſcheinende Schluͤſſe gegen mich gefaſ-
ſet, denn, nachdem ich von meinem Principal etliche
Wochen Erlaubniß zur Heim-Reiſe ausgebeten,
und bereits auf der geſchwinden Poſt bey nahe 20.
Meilen zuruͤck gelegt hatte, ſchlug einsmahls mitten
in der Nacht der Poſt-Wagen dergeſtalt ungluͤcklich
vor mich um, daß nicht allein durch die nachſchieſſen-
de aufgepackten Kaſten meine beyden Beine ſehr ge-
ſchellert, ſondern uͤber dieſes der rechte Arm ſchmertz-
lich zerbrochen wurde. Einem andern Paſſagier
gieng es noch erbaͤrmlicher, indem er im ſtuͤrtzen das
Hals-Genicke zerbrochen, und augenblicklich ſeinen
Geiſt aufgab, zwey noch andere aber, waren faſt eben
ſo ungluͤcklich worden als ich. Der Wagen wurde
zwar endlich mit groͤßter Muͤhe wieder aufgerichtet,
und wir Elenden, von 3. annoch geſunden Perſonen,
wiederum darauf geſetzt, allein ich weiß es am aller-
beſten, was ich binnen etlichen Stunden, vor grau-
ſame Schmertzen ausgeſtanden, und zwar ſo lange,
bis wir endlich nach angebrochenem Tage, eine mit-
telmaͤßige Stadt erreichten, und uns von einem da-
ſelbſt wohnhafften Chirurgo und darzu berufenem
Medico, konten zu Huͤlffe kommen laſſen.

Jch war der elendeſte unter allen, wurde zwar
am Arm und Bein behoͤrig verbunden, empfand
auch an ſelbigen einige Linderung, jedoch die ſtar-
cke Contuſion am Ruͤckgrad, machte eine innerliche

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[64/0078] ſchuldiger Demuth melden, daß ich mich derſel- ben unwuͤrdig zu ſchaͤtzen ſo wichtige Urſachen, als deſto weniger zu befuͤrchten gehabt, vergebliche An- ſuchung zu thun. Allein das unerforſchliche Verhaͤngniß hatte gantz widerwaͤrtig-ſcheinende Schluͤſſe gegen mich gefaſ- ſet, denn, nachdem ich von meinem Principal etliche Wochen Erlaubniß zur Heim-Reiſe ausgebeten, und bereits auf der geſchwinden Poſt bey nahe 20. Meilen zuruͤck gelegt hatte, ſchlug einsmahls mitten in der Nacht der Poſt-Wagen dergeſtalt ungluͤcklich vor mich um, daß nicht allein durch die nachſchieſſen- de aufgepackten Kaſten meine beyden Beine ſehr ge- ſchellert, ſondern uͤber dieſes der rechte Arm ſchmertz- lich zerbrochen wurde. Einem andern Paſſagier gieng es noch erbaͤrmlicher, indem er im ſtuͤrtzen das Hals-Genicke zerbrochen, und augenblicklich ſeinen Geiſt aufgab, zwey noch andere aber, waren faſt eben ſo ungluͤcklich worden als ich. Der Wagen wurde zwar endlich mit groͤßter Muͤhe wieder aufgerichtet, und wir Elenden, von 3. annoch geſunden Perſonen, wiederum darauf geſetzt, allein ich weiß es am aller- beſten, was ich binnen etlichen Stunden, vor grau- ſame Schmertzen ausgeſtanden, und zwar ſo lange, bis wir endlich nach angebrochenem Tage, eine mit- telmaͤßige Stadt erreichten, und uns von einem da- ſelbſt wohnhafften Chirurgo und darzu berufenem Medico, konten zu Huͤlffe kommen laſſen. Jch war der elendeſte unter allen, wurde zwar am Arm und Bein behoͤrig verbunden, empfand auch an ſelbigen einige Linderung, jedoch die ſtar- cke Contuſion am Ruͤckgrad, machte eine innerliche Inflam-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/78>, abgerufen am 25.11.2024.