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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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von welchen ich wenigstens monatlich Briefe em-
pfing, einmahl besuchen, und sonderlich wegen meines
jüngsten Bruders ein oder andere Anstalt machen
wolte, allein, es wurde mir unterwegs in einer berühm-
ten Stadt bey einem hochansehnlichen Manne die
Condition eines Informatoris seiner 3. wohlgezoge-
nen Söhne angetragen, die ich ohne langes Beden-
cken annahm, und meinen jüngsten Bruder auf der
Post zu mir zu kommen verschrieb.

Er gelangete nebst seinen Sachen bey mir an, und
weilen selbiges Orts eine sehr wohlbestellte Schule
anzutreffen, sich auch verschiedene Wohlthäter
fanden, welche ihn mit freyem Tische und Stube
begabten, mußte er fleißig in die Schule und bey mir
zur Privat-Information gehen, welches denn so
viel fruchtete, daß ich ihn endlich um Michaelis
1723. mit gutem Gewissen auf die Universität, um
daselbst ebenfalls Theologiam zu studiren, schicken
konte. Mir ging es immittelst sehr wohl in mei-
nes dasigen Principals Diensten, ja ich hatte so
wohl als derselbe mein besonderes Vergnügen, über
die gute Aufführung und den besondern Fleiß mei-
ner Untergebenen. Endlich wurde mir gerathen,
mich wegen einer erledigten Diaconats-Stelle, so-
wohl als andere ehrliche Leute zu melden, weilen die
Herren Patroni doch auch, wie es hieß, darum be-
grüßt seyn wolten, und nicht leichtlich die Vocation
einem entgegen zu schicken pflegten. Jch folgte,
und hatte das Glücke, unter 24. Competenten selb-
4te mit ausgelesen und examinirt zu werden, den
Dienst aber bekam einer meiner allerwerthesten
Schul- und Universitäts-Freunde, dem ich we-

gen

von welchen ich wenigſtens monatlich Briefe em-
pfing, einmahl beſuchen, und ſonderlich wegen meines
juͤngſten Bruders ein oder andere Anſtalt machen
wolte, allein, es wurde mir unteꝛwegs in einer beruͤhm-
ten Stadt bey einem hochanſehnlichen Manne die
Condition eines Informatoris ſeiner 3. wohlgezoge-
nen Soͤhne angetragen, die ich ohne langes Beden-
cken annahm, und meinen juͤngſten Bruder auf der
Poſt zu mir zu kommen verſchrieb.

Er gelangete nebſt ſeinen Sachen bey mir an, und
weilen ſelbiges Orts eine ſehr wohlbeſtellte Schule
anzutreffen, ſich auch verſchiedene Wohlthaͤter
fanden, welche ihn mit freyem Tiſche und Stube
begabten, mußte er fleißig in die Schule und bey mir
zur Privat-Information gehen, welches denn ſo
viel fruchtete, daß ich ihn endlich um Michaelis
1723. mit gutem Gewiſſen auf die Univerſitaͤt, um
daſelbſt ebenfalls Theologiam zu ſtudiren, ſchicken
konte. Mir ging es immittelſt ſehr wohl in mei-
nes daſigen Principals Dienſten, ja ich hatte ſo
wohl als derſelbe mein beſonderes Vergnuͤgen, uͤber
die gute Auffuͤhrung und den beſondern Fleiß mei-
ner Untergebenen. Endlich wurde mir gerathen,
mich wegen einer erledigten Diaconats-Stelle, ſo-
wohl als andere ehrliche Leute zu melden, weilen die
Herren Patroni doch auch, wie es hieß, darum be-
gruͤßt ſeyn wolten, und nicht leichtlich die Vocation
einem entgegen zu ſchicken pflegten. Jch folgte,
und hatte das Gluͤcke, unter 24. Competenten ſelb-
4te mit ausgeleſen und examinirt zu werden, den
Dienſt aber bekam einer meiner allerwertheſten
Schul- und Univerſitaͤts-Freunde, dem ich we-

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[61/0075] von welchen ich wenigſtens monatlich Briefe em- pfing, einmahl beſuchen, und ſonderlich wegen meines juͤngſten Bruders ein oder andere Anſtalt machen wolte, allein, es wurde mir unteꝛwegs in einer beruͤhm- ten Stadt bey einem hochanſehnlichen Manne die Condition eines Informatoris ſeiner 3. wohlgezoge- nen Soͤhne angetragen, die ich ohne langes Beden- cken annahm, und meinen juͤngſten Bruder auf der Poſt zu mir zu kommen verſchrieb. Er gelangete nebſt ſeinen Sachen bey mir an, und weilen ſelbiges Orts eine ſehr wohlbeſtellte Schule anzutreffen, ſich auch verſchiedene Wohlthaͤter fanden, welche ihn mit freyem Tiſche und Stube begabten, mußte er fleißig in die Schule und bey mir zur Privat-Information gehen, welches denn ſo viel fruchtete, daß ich ihn endlich um Michaelis 1723. mit gutem Gewiſſen auf die Univerſitaͤt, um daſelbſt ebenfalls Theologiam zu ſtudiren, ſchicken konte. Mir ging es immittelſt ſehr wohl in mei- nes daſigen Principals Dienſten, ja ich hatte ſo wohl als derſelbe mein beſonderes Vergnuͤgen, uͤber die gute Auffuͤhrung und den beſondern Fleiß mei- ner Untergebenen. Endlich wurde mir gerathen, mich wegen einer erledigten Diaconats-Stelle, ſo- wohl als andere ehrliche Leute zu melden, weilen die Herren Patroni doch auch, wie es hieß, darum be- gruͤßt ſeyn wolten, und nicht leichtlich die Vocation einem entgegen zu ſchicken pflegten. Jch folgte, und hatte das Gluͤcke, unter 24. Competenten ſelb- 4te mit ausgeleſen und examinirt zu werden, den Dienſt aber bekam einer meiner allerwertheſten Schul- und Univerſitaͤts-Freunde, dem ich we- gen

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/75>, abgerufen am 04.12.2024.