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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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wegen seiner etwas hart lautenden Grund-Sätze,
gantz und gar zum Atheisten machen wolten, gab
ich mir die Mühe, ihn disputationis gratia zu de-
fendir
en, zeigte auch, daß derselbe Grund-gelehrte
Mann in vielen Stücken gantz anders verstanden
seyn wolte.

Da nun die darbey sitzenden einheimischen jun-
gen Gelehrten letzlich fast nichts mehr gegen meine,
wiewohl mehrentheils schertzhaffte defension auf-
zubringen wußten, mochten sie etwa aus Verdruß
und Bosheit in der gantzen Stadt aussprengen:
Jch wäre ein Ertz-Anhänger von dem oberwehnten
Professore, und würde in dem heiligen Predigt-
Amte treffliche Streiche machen. Nun mußte mich
zwar von rechtswegen das geistliche Ministerium,
welches meine Principia Theologica ernsthafftig
genug angehöret hatte, selbsten defendiren, allein
ein alter halb-gelehrter Compatronus, der eine
starcke Freundschafft in der Stadt hatte, und der,
im Fall nur ich abgewiesen wäre, seinen nahen Vet-
ter desto eher auf die Cantzel zu bringen gedachte,
tritt so gleich auf und ruft: O Domini! Domini! latet
anguis in herba,
bedencket nach eurem Gewissen, was
das beste sey, auch der geringste Verdacht in die-
sem Stücke ist schon vermögend Jrrthümer anzu-
richten, es sind noch genug andere untadelhaffte
Leute in der Welt anzutreffen, ob sie gleich nicht in
so vielen speculativischen Dingen geübt sind.

Einige mir ungemein wohlwollende, doch meh-
rentheils unbekandte Gönner, verursachten, daß ich
dieser Blame wegen, noch einmahl vor dem dasigen
Corpore Theologico erscheinen, und meines Glau-

bens
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wegen ſeiner etwas hart lautenden Grund-Saͤtze,
gantz und gar zum Atheiſten machen wolten, gab
ich mir die Muͤhe, ihn diſputationis gratia zu de-
fendir
en, zeigte auch, daß derſelbe Grund-gelehrte
Mann in vielen Stuͤcken gantz anders verſtanden
ſeyn wolte.

Da nun die darbey ſitzenden einheimiſchen jun-
gen Gelehrten letzlich faſt nichts mehr gegen meine,
wiewohl mehrentheils ſchertzhaffte defenſion auf-
zubringen wußten, mochten ſie etwa aus Verdruß
und Bosheit in der gantzen Stadt ausſprengen:
Jch waͤre ein Ertz-Anhaͤnger von dem oberwehnten
Profeſſore, und wuͤrde in dem heiligen Predigt-
Amte treffliche Streiche machen. Nun mußte mich
zwar von rechtswegen das geiſtliche Miniſterium,
welches meine Principia Theologica ernſthafftig
genug angehoͤret hatte, ſelbſten defendiren, allein
ein alter halb-gelehrter Compatronus, der eine
ſtarcke Freundſchafft in der Stadt hatte, und der,
im Fall nur ich abgewieſen waͤre, ſeinen nahen Vet-
ter deſto eher auf die Cantzel zu bringen gedachte,
tritt ſo gleich auf und ruft: O Domini! Domini! latet
anguis in herba,
bedencket nach eurem Gewiſſen, was
das beſte ſey, auch der geringſte Verdacht in die-
ſem Stuͤcke iſt ſchon vermoͤgend Jrrthuͤmer anzu-
richten, es ſind noch genug andere untadelhaffte
Leute in der Welt anzutreffen, ob ſie gleich nicht in
ſo vielen ſpeculativiſchen Dingen geuͤbt ſind.

Einige mir ungemein wohlwollende, doch meh-
rentheils unbekandte Goͤnner, verurſachten, daß ich
dieſer Blame wegen, noch einmahl vor dem daſigen
Corpore Theologico erſcheinen, und meines Glau-

bens
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[51/0065] wegen ſeiner etwas hart lautenden Grund-Saͤtze, gantz und gar zum Atheiſten machen wolten, gab ich mir die Muͤhe, ihn diſputationis gratia zu de- fendiren, zeigte auch, daß derſelbe Grund-gelehrte Mann in vielen Stuͤcken gantz anders verſtanden ſeyn wolte. Da nun die darbey ſitzenden einheimiſchen jun- gen Gelehrten letzlich faſt nichts mehr gegen meine, wiewohl mehrentheils ſchertzhaffte defenſion auf- zubringen wußten, mochten ſie etwa aus Verdruß und Bosheit in der gantzen Stadt ausſprengen: Jch waͤre ein Ertz-Anhaͤnger von dem oberwehnten Profeſſore, und wuͤrde in dem heiligen Predigt- Amte treffliche Streiche machen. Nun mußte mich zwar von rechtswegen das geiſtliche Miniſterium, welches meine Principia Theologica ernſthafftig genug angehoͤret hatte, ſelbſten defendiren, allein ein alter halb-gelehrter Compatronus, der eine ſtarcke Freundſchafft in der Stadt hatte, und der, im Fall nur ich abgewieſen waͤre, ſeinen nahen Vet- ter deſto eher auf die Cantzel zu bringen gedachte, tritt ſo gleich auf und ruft: O Domini! Domini! latet anguis in herba, bedencket nach eurem Gewiſſen, was das beſte ſey, auch der geringſte Verdacht in die- ſem Stuͤcke iſt ſchon vermoͤgend Jrrthuͤmer anzu- richten, es ſind noch genug andere untadelhaffte Leute in der Welt anzutreffen, ob ſie gleich nicht in ſo vielen ſpeculativiſchen Dingen geuͤbt ſind. Einige mir ungemein wohlwollende, doch meh- rentheils unbekandte Goͤnner, verurſachten, daß ich dieſer Blame wegen, noch einmahl vor dem daſigen Corpore Theologico erſcheinen, und meines Glau- bens d 2

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/65>, abgerufen am 12.12.2024.