freye Strasse zu thun, allein ob schon die Haus- Thüren offen stunden, so waren doch alle Thore und Thüren des Hofes verschlossen. Wir merck- ten also wie es gemeinet war, da aber eben eine Magd mit einem Bunde Gras aus dem weit- läufftigen Baum-Garten heraus trat, drungen wir uns neben derselben hinein, und gingen bis an das Ende desselben, welches mit starcken Pallisaden versetzet war. Glaubet sicherlich Bruder! sagte meine Schwester, Peterson will uns allhier im Arreste behalten, er ist ein sehr untugendhaffter Mensch, wer weiß, was ihm der Satan vor Bos- heiten eingibt sich an uns zu rächen. Wolte GOtt! wir könten nur diese Pallisaden übersteigen und uns in des Priesters Behausung begeben, da- selbst verhoffte ich weit sicherer als in Petersons 4. Pfählen zu seyn. Meiner Schwester Gedan- cken konten mir nicht anders als sehr vernunfft- mäßig vorkommen, derowegen versuchte ich bald hier bald dort ein paar Pallisaden auszubrechen, und war endlich, nach allen angewandten Leibes- Kräfften so glücklich, solches ins Werck zu richten. Wir schlupften alle beyde durch die gemachte Oef- nung, und vermerckten im nochmahligen Umsehen, daß der Peterson mit vielen von seinem Haus-Ge- sinde hinter uns her gelauffen kam, und dieses be- wegte uns, daß wir ebenfalls hurtiger lieffen, auch das Pfarr-Haus glücklich erreichten, da Pe- terson mit den seinen noch weiter als 50. Schritte zurücke war.
Es
freye Straſſe zu thun, allein ob ſchon die Haus- Thuͤren offen ſtunden, ſo waren doch alle Thore und Thuͤren des Hofes verſchloſſen. Wir merck- ten alſo wie es gemeinet war, da aber eben eine Magd mit einem Bunde Gras aus dem weit- laͤufftigen Baum-Garten heraus trat, drungen wir uns neben derſelben hinein, und gingen bis an das Ende deſſelben, welches mit ſtarcken Palliſaden verſetzet war. Glaubet ſicherlich Bruder! ſagte meine Schweſter, Peterſon will uns allhier im Arreſte behalten, er iſt ein ſehr untugendhaffter Menſch, wer weiß, was ihm der Satan vor Bos- heiten eingibt ſich an uns zu raͤchen. Wolte GOtt! wir koͤnten nur dieſe Palliſaden uͤberſteigen und uns in des Prieſters Behauſung begeben, da- ſelbſt verhoffte ich weit ſicherer als in Peterſons 4. Pfaͤhlen zu ſeyn. Meiner Schweſter Gedan- cken konten mir nicht anders als ſehr vernunfft- maͤßig vorkommen, derowegen verſuchte ich bald hier bald dort ein paar Palliſaden auszubrechen, und war endlich, nach allen angewandten Leibes- Kraͤfften ſo gluͤcklich, ſolches ins Werck zu richten. Wir ſchlupften alle beyde durch die gemachte Oef- nung, und vermerckten im nochmahligen Umſehen, daß der Peterſon mit vielen von ſeinem Haus-Ge- ſinde hinter uns her gelauffen kam, und dieſes be- wegte uns, daß wir ebenfalls hurtiger lieffen, auch das Pfarr-Haus gluͤcklich erreichten, da Pe- terſon mit den ſeinen noch weiter als 50. Schritte zuruͤcke war.
Es
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freye Straſſe zu thun, allein ob ſchon die Haus-
Thuͤren offen ſtunden, ſo waren doch alle Thore
und Thuͤren des Hofes verſchloſſen. Wir merck-
ten alſo wie es gemeinet war, da aber eben eine
Magd mit einem Bunde Gras aus dem weit-
laͤufftigen Baum-Garten heraus trat, drungen
wir uns neben derſelben hinein, und gingen bis an
das Ende deſſelben, welches mit ſtarcken Palliſaden
verſetzet war. Glaubet ſicherlich Bruder! ſagte
meine Schweſter, Peterſon will uns allhier im
Arreſte behalten, er iſt ein ſehr untugendhaffter
Menſch, wer weiß, was ihm der Satan vor Bos-
heiten eingibt ſich an uns zu raͤchen. Wolte
GOtt! wir koͤnten nur dieſe Palliſaden uͤberſteigen
und uns in des Prieſters Behauſung begeben, da-
ſelbſt verhoffte ich weit ſicherer als in Peterſons
4. Pfaͤhlen zu ſeyn. Meiner Schweſter Gedan-
cken konten mir nicht anders als ſehr vernunfft-
maͤßig vorkommen, derowegen verſuchte ich bald
hier bald dort ein paar Palliſaden auszubrechen,
und war endlich, nach allen angewandten Leibes-
Kraͤfften ſo gluͤcklich, ſolches ins Werck zu richten.
Wir ſchlupften alle beyde durch die gemachte Oef-
nung, und vermerckten im nochmahligen Umſehen,
daß der Peterſon mit vielen von ſeinem Haus-Ge-
ſinde hinter uns her gelauffen kam, und dieſes be-
wegte uns, daß wir ebenfalls hurtiger lieffen,
auch das Pfarr-Haus gluͤcklich erreichten, da Pe-
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 596. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/612>, abgerufen am 24.11.2024.
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