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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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seine völlige Gesundheit wieder erlangen und Pe-
terson
sein Wort halten könte, demselben so viel
Gelder herzuschiessen, als zu Wiederaufrichtung sei-
ner vorigen Handelschafft und gantzen Wesens er-
fordert würde.

Jndem nun meine Schwester ihren geheimen
Kummer sonderlich zu verbergen, und sich anzustel-
len weiß, als ob ihr mit dergleichen Heyrath gantz
wohl gedienet sey, wird der Vater nach und nach
völlig gesund, so bald Peterson dieses merckt, gibt er
sich alle Mühe dessen Creditores dahin zu behan-
deln, daß sie mit der Helffte der zu fordern habenden
Capitalien zu frieden seyn, und ihn vor voll quittiren
wollen, weßwegen er meinem Vater die darzu benö-
thigte Gelder auszahler, sich als Compagnon mit
ihm zu handeln engagiret, und nachdem er so wohl
dieser, als meiner Schwester wegen einen schrifftl.
Contract mit dem Vater geschlossen, selbigen dahin
bewegt, immer nach Hause in meine Geburts-
Stadt zu reisen, und alle Sachen richtig zu machen,
binnen welcher Zeit Peterson mit meiner Schwe-
ster ordentlich Verlöbniß und Hochzeit halten, und
bald darauf nachfolgen wolle. Demnach war
gestern Abend das Verlöbniß celebriret, und mei-
ner Schwester Hand in Petersons Hand gelegt
worden, jedoch weil dieselbe dabey gantz ohnmäch-
tig gewesen, und auf öffteres Befragen, kein Ja-
Wort sagen können oder wollen, hatte der dabey
anwesende Priester den Kopf geschüttelt und ge-
sagt: Mit dergleichen Verlöbnissen habe ich nichts
zu thun, war auch alsobald zum Hause hinaus ge-

gan-

ſeine voͤllige Geſundheit wieder erlangen und Pe-
terſon
ſein Wort halten koͤnte, demſelben ſo viel
Gelder herzuſchieſſen, als zu Wiederaufrichtung ſei-
ner vorigen Handelſchafft und gantzen Weſens er-
fordert wuͤrde.

Jndem nun meine Schweſter ihren geheimen
Kummer ſonderlich zu verbergen, und ſich anzuſtel-
len weiß, als ob ihr mit dergleichen Heyrath gantz
wohl gedienet ſey, wird der Vater nach und nach
voͤllig geſund, ſo bald Peterſon dieſes merckt, gibt er
ſich alle Muͤhe deſſen Creditores dahin zu behan-
deln, daß ſie mit der Helffte der zu fordern habenden
Capitalien zu frieden ſeyn, und ihn vor voll quittiren
wollen, weßwegen er meinem Vater die darzu benoͤ-
thigte Gelder auszahler, ſich als Compagnon mit
ihm zu handeln engagiret, und nachdem er ſo wohl
dieſer, als meiner Schweſter wegen einen ſchrifftl.
Contract mit dem Vater geſchloſſen, ſelbigen dahin
bewegt, immer nach Hauſe in meine Geburts-
Stadt zu reiſen, und alle Sachen richtig zu machen,
binnen welcher Zeit Peterſon mit meiner Schwe-
ſter ordentlich Verloͤbniß und Hochzeit halten, und
bald darauf nachfolgen wolle. Demnach war
geſtern Abend das Verloͤbniß celebriret, und mei-
ner Schweſter Hand in Peterſons Hand gelegt
worden, jedoch weil dieſelbe dabey gantz ohnmaͤch-
tig geweſen, und auf oͤffteres Befragen, kein Ja-
Wort ſagen koͤnnen oder wollen, hatte der dabey
anweſende Prieſter den Kopf geſchuͤttelt und ge-
ſagt: Mit dergleichen Verloͤbniſſen habe ich nichts
zu thun, war auch alſobald zum Hauſe hinaus ge-

gan-
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[589/0605] ſeine voͤllige Geſundheit wieder erlangen und Pe- terſon ſein Wort halten koͤnte, demſelben ſo viel Gelder herzuſchieſſen, als zu Wiederaufrichtung ſei- ner vorigen Handelſchafft und gantzen Weſens er- fordert wuͤrde. Jndem nun meine Schweſter ihren geheimen Kummer ſonderlich zu verbergen, und ſich anzuſtel- len weiß, als ob ihr mit dergleichen Heyrath gantz wohl gedienet ſey, wird der Vater nach und nach voͤllig geſund, ſo bald Peterſon dieſes merckt, gibt er ſich alle Muͤhe deſſen Creditores dahin zu behan- deln, daß ſie mit der Helffte der zu fordern habenden Capitalien zu frieden ſeyn, und ihn vor voll quittiren wollen, weßwegen er meinem Vater die darzu benoͤ- thigte Gelder auszahler, ſich als Compagnon mit ihm zu handeln engagiret, und nachdem er ſo wohl dieſer, als meiner Schweſter wegen einen ſchrifftl. Contract mit dem Vater geſchloſſen, ſelbigen dahin bewegt, immer nach Hauſe in meine Geburts- Stadt zu reiſen, und alle Sachen richtig zu machen, binnen welcher Zeit Peterſon mit meiner Schwe- ſter ordentlich Verloͤbniß und Hochzeit halten, und bald darauf nachfolgen wolle. Demnach war geſtern Abend das Verloͤbniß celebriret, und mei- ner Schweſter Hand in Peterſons Hand gelegt worden, jedoch weil dieſelbe dabey gantz ohnmaͤch- tig geweſen, und auf oͤffteres Befragen, kein Ja- Wort ſagen koͤnnen oder wollen, hatte der dabey anweſende Prieſter den Kopf geſchuͤttelt und ge- ſagt: Mit dergleichen Verloͤbniſſen habe ich nichts zu thun, war auch alſobald zum Hauſe hinaus ge- gan-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 589. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/605>, abgerufen am 28.11.2024.