Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

(welchen ich gewisser Ursachen wegen nur Peterson
genennet haben will,) versprochen werden solte, aufs
grausamste vermessen, dem, wie er gesagt, wurm-
stichigen Kerle, ehe 1000 mahl den Hals zu brechen,
als zu vergönnen, daß er die schöne Preußin, (denn
unter diesem Nahmen war meine Schwester in
Stockholm bekandt, jedoch nicht offt zu sehen gewe-
sen,) ins Braut-Bette führen solte.

Kurtz von der Sache zu reden, es war endlich da-
hin gekommen, daß der Herr von L** Gelegen-
heit, gesucht, dem Poterson ein wichtiges anzuhän-
gen, und sein nicht lobenswürdiger Anschlag war
ihm in so weit gelungen, daß er demselben unter vielen
starcken Verwundungen, fast das gantze Unter-
Maul hinweg gehauen hatte, welches dem armen
Menschen vollends ungemein verstellete. Weilen sich
aber mein Vater mit Peterson allbereit zu tieff ver-
wickelt, so soll dem ohngeacht die Verbindung dessel-
ben mit meiner Schwester vor sich gehen, und da die-
selbe solcher Ursachen wegen vor Jammer fast verge-
hen will, ziehet es sich mein Vater dergestalt zu Ge-
müthe, daß er gantz melancholisch wird, derowegen
schlagen sich unsere so genannten Freunde ins Mit-
tel, welche aus lauterm Eigen-Nutz, meine Schwe-
ster unter den trifftigsten Vorstellungen dahin be-
wegen, daß sie um unsers Vaters Leibes- und Ge-
müths-Kranckheit, ingleichen dessen Renomme
wieder herzustellen, sich endlich entschliesset, mit dem
eckelhafften Peterson, ein, auf die Ehe abzielendes
Verlöbniß einzugehen, jedoch bedinget sie sich erst-
lich noch so lange Zeit aus, bis sie sähe, ob ihr Vater

seine

(welchen ich gewiſſer Urſachen wegen nur Peterſon
genennet haben will,) verſprochen werden ſolte, aufs
grauſamſte vermeſſen, dem, wie er geſagt, wurm-
ſtichigen Kerle, ehe 1000 mahl den Hals zu brechen,
als zu vergoͤnnen, daß er die ſchoͤne Preußin, (denn
unter dieſem Nahmen war meine Schweſter in
Stockholm bekandt, jedoch nicht offt zu ſehen gewe-
ſen,) ins Braut-Bette fuͤhren ſolte.

Kurtz von der Sache zu reden, es war endlich da-
hin gekommen, daß der Herr von L** Gelegen-
heit, geſucht, dem Poterſon ein wichtiges anzuhaͤn-
gen, und ſein nicht lobenswuͤrdiger Anſchlag war
ihm in ſo weit gelungen, daß er demſelben unter vielen
ſtarcken Verwundungen, faſt das gantze Unter-
Maul hinweg gehauen hatte, welches dem armen
Menſchen vollends ungemein verſtellete. Weilen ſich
aber mein Vater mit Peterſon allbereit zu tieff ver-
wickelt, ſo ſoll dem ohngeacht die Verbindung deſſel-
ben mit meiner Schweſter vor ſich gehen, und da die-
ſelbe ſolcher Urſachen wegen vor Jammer faſt verge-
hen will, ziehet es ſich mein Vater dergeſtalt zu Ge-
muͤthe, daß er gantz melancholiſch wird, derowegen
ſchlagen ſich unſere ſo genannten Freunde ins Mit-
tel, welche aus lauterm Eigen-Nutz, meine Schwe-
ſter unter den trifftigſten Vorſtellungen dahin be-
wegen, daß ſie um unſers Vaters Leibes- und Ge-
muͤths-Kranckheit, ingleichen deſſen Renommé
wieder herzuſtellen, ſich endlich entſchlieſſet, mit dem
eckelhafften Peterſon, ein, auf die Ehe abzielendes
Verloͤbniß einzugehen, jedoch bedinget ſie ſich erſt-
lich noch ſo lange Zeit aus, bis ſie ſaͤhe, ob ihr Vater

ſeine
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0604" n="588"/>
(welchen ich gewi&#x017F;&#x017F;er Ur&#x017F;achen wegen nur <hi rendition="#aq">Peter&#x017F;on</hi><lb/>
genennet haben will,) ver&#x017F;prochen werden &#x017F;olte, aufs<lb/>
grau&#x017F;am&#x017F;te verme&#x017F;&#x017F;en, dem, wie er ge&#x017F;agt, wurm-<lb/>
&#x017F;tichigen Kerle, ehe 1000 mahl den Hals zu brechen,<lb/>
als zu vergo&#x0364;nnen, daß er die &#x017F;cho&#x0364;ne Preußin, (denn<lb/>
unter die&#x017F;em Nahmen war meine Schwe&#x017F;ter in<lb/>
Stockholm bekandt, jedoch nicht offt zu &#x017F;ehen gewe-<lb/>
&#x017F;en,) ins Braut-Bette fu&#x0364;hren &#x017F;olte.</p><lb/>
            <p>Kurtz von der Sache zu reden, es war endlich da-<lb/>
hin gekommen, daß der Herr von <hi rendition="#aq">L</hi>** Gelegen-<lb/>
heit, ge&#x017F;ucht, dem <hi rendition="#aq">Poter&#x017F;on</hi> ein wichtiges anzuha&#x0364;n-<lb/>
gen, und &#x017F;ein nicht lobenswu&#x0364;rdiger An&#x017F;chlag war<lb/>
ihm in &#x017F;o weit gelungen, daß er dem&#x017F;elben unter vielen<lb/>
&#x017F;tarcken Verwundungen, fa&#x017F;t das gantze Unter-<lb/>
Maul hinweg gehauen hatte, welches dem armen<lb/>
Men&#x017F;chen vollends ungemein ver&#x017F;tellete. Weilen &#x017F;ich<lb/>
aber mein Vater mit <hi rendition="#aq">Peter&#x017F;on</hi> allbereit zu tieff ver-<lb/>
wickelt, &#x017F;o &#x017F;oll dem ohngeacht die Verbindung de&#x017F;&#x017F;el-<lb/>
ben mit meiner Schwe&#x017F;ter vor &#x017F;ich gehen, und da die-<lb/>
&#x017F;elbe &#x017F;olcher Ur&#x017F;achen wegen vor Jammer fa&#x017F;t verge-<lb/>
hen will, ziehet es &#x017F;ich mein Vater derge&#x017F;talt zu Ge-<lb/>
mu&#x0364;the, daß er gantz <hi rendition="#aq">melancho</hi>li&#x017F;ch wird, derowegen<lb/>
&#x017F;chlagen &#x017F;ich un&#x017F;ere &#x017F;o genannten Freunde ins Mit-<lb/>
tel, welche aus lauterm Eigen-Nutz, meine Schwe-<lb/>
&#x017F;ter unter den trifftig&#x017F;ten Vor&#x017F;tellungen dahin be-<lb/>
wegen, daß &#x017F;ie um un&#x017F;ers Vaters Leibes- und Ge-<lb/>
mu&#x0364;ths-Kranckheit, ingleichen de&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Renommé</hi><lb/>
wieder herzu&#x017F;tellen, &#x017F;ich endlich ent&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et, mit dem<lb/>
eckelhafften <hi rendition="#aq">Peter&#x017F;on,</hi> ein, auf die Ehe abzielendes<lb/>
Verlo&#x0364;bniß einzugehen, jedoch bedinget &#x017F;ie &#x017F;ich er&#x017F;t-<lb/>
lich noch &#x017F;o lange Zeit aus, bis &#x017F;ie &#x017F;a&#x0364;he, ob ihr Vater<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;eine</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[588/0604] (welchen ich gewiſſer Urſachen wegen nur Peterſon genennet haben will,) verſprochen werden ſolte, aufs grauſamſte vermeſſen, dem, wie er geſagt, wurm- ſtichigen Kerle, ehe 1000 mahl den Hals zu brechen, als zu vergoͤnnen, daß er die ſchoͤne Preußin, (denn unter dieſem Nahmen war meine Schweſter in Stockholm bekandt, jedoch nicht offt zu ſehen gewe- ſen,) ins Braut-Bette fuͤhren ſolte. Kurtz von der Sache zu reden, es war endlich da- hin gekommen, daß der Herr von L** Gelegen- heit, geſucht, dem Poterſon ein wichtiges anzuhaͤn- gen, und ſein nicht lobenswuͤrdiger Anſchlag war ihm in ſo weit gelungen, daß er demſelben unter vielen ſtarcken Verwundungen, faſt das gantze Unter- Maul hinweg gehauen hatte, welches dem armen Menſchen vollends ungemein verſtellete. Weilen ſich aber mein Vater mit Peterſon allbereit zu tieff ver- wickelt, ſo ſoll dem ohngeacht die Verbindung deſſel- ben mit meiner Schweſter vor ſich gehen, und da die- ſelbe ſolcher Urſachen wegen vor Jammer faſt verge- hen will, ziehet es ſich mein Vater dergeſtalt zu Ge- muͤthe, daß er gantz melancholiſch wird, derowegen ſchlagen ſich unſere ſo genannten Freunde ins Mit- tel, welche aus lauterm Eigen-Nutz, meine Schwe- ſter unter den trifftigſten Vorſtellungen dahin be- wegen, daß ſie um unſers Vaters Leibes- und Ge- muͤths-Kranckheit, ingleichen deſſen Renommé wieder herzuſtellen, ſich endlich entſchlieſſet, mit dem eckelhafften Peterſon, ein, auf die Ehe abzielendes Verloͤbniß einzugehen, jedoch bedinget ſie ſich erſt- lich noch ſo lange Zeit aus, bis ſie ſaͤhe, ob ihr Vater ſeine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/604
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 588. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/604>, abgerufen am 24.11.2024.