Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

worzu ich am ersten schreiten solte, nachdem ich aber
den Capitain Horn zu Rathe gezogen, so übermach-
te an den Hrn. W. in Hamburg sehr starcke Wech-
sel-Briefe, bat denselben in Person nach meiner
Geburts-Stadt zu reisen, daselbst meines Vaters
sämtlichen Creditores mit allem Interesse, so die-
selben nur mit Recht fordern könten, zu befriedi-
gen, seine eigenen Reise-Kosten inne zu behalten,
mir die Gerichtliche General-Quittung nach
Schweden zu senden, und so lange in meiner Ge-
burts-Stadt zu verharren, bis ich mit meinem Va-
ter daselbst anlangete, oder ihm wenigstens schrifft-
lich fernere Nachricht gäbe. Hr. W. that mir
seine Willfährigkeit vermittelst einer der schnellesten
Staffeten zu wissen, weßwegen ich mich alsofort zu
Schiffe und auf die Fahrt nach Schweden begab.
Zu Gothenburg ließ ich mich ausschiffen, und setzte
meine Reise zu Lande bis nach Stockholm fort, in-
dem ich aber daselbst vernahm, daß sich meine An-
verwandten von dar hinweg, und nach Nyköping
gewendet hatten, mußte ich einen verdrießlichen
Rückweg bis dahin vor mich nehmen, allwo mir
zwar die Wohnung meiner Befreunden gar bald
angewiesen wurde, allein in selbiger war niemand
anders, als das Haus-Gesinde anzutreffen, welche
mich berichteten, daß ihre Herrschafft vor zweyen
Tagen verreiset sey, es wisse aber keines von ihnen
eigentlich wohin. Jch fragte weiter ob die Made-
moiselle Juliin
auch zugleich mit gereiset wäre, und
ob sich etwa deren Vater bey ihr befände, man sahe
mich aber dieser Fragen wegen, noch um so viel mehr

vor

worzu ich am erſten ſchreiten ſolte, nachdem ich aber
den Capitain Horn zu Rathe gezogen, ſo uͤbermach-
te an den Hrn. W. in Hamburg ſehr ſtarcke Wech-
ſel-Briefe, bat denſelben in Perſon nach meiner
Geburts-Stadt zu reiſen, daſelbſt meines Vaters
ſaͤmtlichen Creditores mit allem Intereſſe, ſo die-
ſelben nur mit Recht fordern koͤnten, zu befriedi-
gen, ſeine eigenen Reiſe-Koſten inne zu behalten,
mir die Gerichtliche General-Quittung nach
Schweden zu ſenden, und ſo lange in meiner Ge-
burts-Stadt zu verharren, bis ich mit meinem Va-
ter daſelbſt anlangete, oder ihm wenigſtens ſchrifft-
lich fernere Nachricht gaͤbe. Hr. W. that mir
ſeine Willfaͤhrigkeit vermittelſt einer der ſchnelleſten
Staffeten zu wiſſen, weßwegen ich mich alſofort zu
Schiffe und auf die Fahrt nach Schweden begab.
Zu Gothenburg ließ ich mich ausſchiffen, und ſetzte
meine Reiſe zu Lande bis nach Stockholm fort, in-
dem ich aber daſelbſt vernahm, daß ſich meine An-
verwandten von dar hinweg, und nach Nykoͤping
gewendet hatten, mußte ich einen verdrießlichen
Ruͤckweg bis dahin vor mich nehmen, allwo mir
zwar die Wohnung meiner Befreunden gar bald
angewieſen wurde, allein in ſelbiger war niemand
anders, als das Haus-Geſinde anzutreffen, welche
mich berichteten, daß ihre Herrſchafft vor zweyen
Tagen verreiſet ſey, es wiſſe aber keines von ihnen
eigentlich wohin. Jch fragte weiter ob die Made-
moiſelle Juliin
auch zugleich mit gereiſet waͤre, und
ob ſich etwa deren Vater bey ihr befaͤnde, man ſahe
mich aber dieſer Fragen wegen, noch um ſo viel mehr

vor
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0598" n="582"/>
worzu ich am er&#x017F;ten &#x017F;chreiten &#x017F;olte, nachdem ich aber<lb/>
den <hi rendition="#aq">Capitain</hi> Horn zu Rathe gezogen, &#x017F;o u&#x0364;bermach-<lb/>
te an den Hrn. <hi rendition="#aq">W.</hi> in Hamburg &#x017F;ehr &#x017F;tarcke Wech-<lb/>
&#x017F;el-Briefe, bat den&#x017F;elben in Per&#x017F;on nach meiner<lb/>
Geburts-Stadt zu rei&#x017F;en, da&#x017F;elb&#x017F;t meines Vaters<lb/>
&#x017F;a&#x0364;mtlichen <hi rendition="#aq">Creditores</hi> mit allem <hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e,</hi> &#x017F;o die-<lb/>
&#x017F;elben nur mit Recht fordern ko&#x0364;nten, zu befriedi-<lb/>
gen, &#x017F;eine eigenen Rei&#x017F;e-Ko&#x017F;ten inne zu behalten,<lb/>
mir die Gerichtliche <hi rendition="#aq">General-</hi>Quittung nach<lb/>
Schweden zu &#x017F;enden, und &#x017F;o lange in meiner Ge-<lb/>
burts-Stadt zu verharren, bis ich mit meinem Va-<lb/>
ter da&#x017F;elb&#x017F;t anlangete, oder ihm wenig&#x017F;tens &#x017F;chrifft-<lb/>
lich fernere Nachricht ga&#x0364;be. Hr. <hi rendition="#aq">W.</hi> that mir<lb/>
&#x017F;eine Willfa&#x0364;hrigkeit vermittel&#x017F;t einer der &#x017F;chnelle&#x017F;ten<lb/><hi rendition="#aq">Staffet</hi>en zu wi&#x017F;&#x017F;en, weßwegen ich mich al&#x017F;ofort zu<lb/>
Schiffe und auf die Fahrt nach Schweden begab.<lb/>
Zu Gothenburg ließ ich mich aus&#x017F;chiffen, und &#x017F;etzte<lb/>
meine Rei&#x017F;e zu Lande bis nach Stockholm fort, in-<lb/>
dem ich aber da&#x017F;elb&#x017F;t vernahm, daß &#x017F;ich meine An-<lb/>
verwandten von dar hinweg, und nach Nyko&#x0364;ping<lb/>
gewendet hatten, mußte ich einen verdrießlichen<lb/>
Ru&#x0364;ckweg bis dahin vor mich nehmen, allwo mir<lb/>
zwar die Wohnung meiner Befreunden gar bald<lb/>
angewie&#x017F;en wurde, allein in &#x017F;elbiger war niemand<lb/>
anders, als das Haus-Ge&#x017F;inde anzutreffen, welche<lb/>
mich berichteten, daß ihre Herr&#x017F;chafft vor zweyen<lb/>
Tagen verrei&#x017F;et &#x017F;ey, es wi&#x017F;&#x017F;e aber keines von ihnen<lb/>
eigentlich wohin. Jch fragte weiter ob die <hi rendition="#aq">Made-<lb/>
moi&#x017F;elle Juliin</hi> auch zugleich mit gerei&#x017F;et wa&#x0364;re, und<lb/>
ob &#x017F;ich etwa deren Vater bey ihr befa&#x0364;nde, man &#x017F;ahe<lb/>
mich aber die&#x017F;er Fragen wegen, noch um &#x017F;o viel mehr<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">vor</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[582/0598] worzu ich am erſten ſchreiten ſolte, nachdem ich aber den Capitain Horn zu Rathe gezogen, ſo uͤbermach- te an den Hrn. W. in Hamburg ſehr ſtarcke Wech- ſel-Briefe, bat denſelben in Perſon nach meiner Geburts-Stadt zu reiſen, daſelbſt meines Vaters ſaͤmtlichen Creditores mit allem Intereſſe, ſo die- ſelben nur mit Recht fordern koͤnten, zu befriedi- gen, ſeine eigenen Reiſe-Koſten inne zu behalten, mir die Gerichtliche General-Quittung nach Schweden zu ſenden, und ſo lange in meiner Ge- burts-Stadt zu verharren, bis ich mit meinem Va- ter daſelbſt anlangete, oder ihm wenigſtens ſchrifft- lich fernere Nachricht gaͤbe. Hr. W. that mir ſeine Willfaͤhrigkeit vermittelſt einer der ſchnelleſten Staffeten zu wiſſen, weßwegen ich mich alſofort zu Schiffe und auf die Fahrt nach Schweden begab. Zu Gothenburg ließ ich mich ausſchiffen, und ſetzte meine Reiſe zu Lande bis nach Stockholm fort, in- dem ich aber daſelbſt vernahm, daß ſich meine An- verwandten von dar hinweg, und nach Nykoͤping gewendet hatten, mußte ich einen verdrießlichen Ruͤckweg bis dahin vor mich nehmen, allwo mir zwar die Wohnung meiner Befreunden gar bald angewieſen wurde, allein in ſelbiger war niemand anders, als das Haus-Geſinde anzutreffen, welche mich berichteten, daß ihre Herrſchafft vor zweyen Tagen verreiſet ſey, es wiſſe aber keines von ihnen eigentlich wohin. Jch fragte weiter ob die Made- moiſelle Juliin auch zugleich mit gereiſet waͤre, und ob ſich etwa deren Vater bey ihr befaͤnde, man ſahe mich aber dieſer Fragen wegen, noch um ſo viel mehr vor

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/598
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 582. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/598>, abgerufen am 23.11.2024.