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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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danckte mich noch über dieses, vor erwiesene Ehre,
ohngeacht mir kein Bissen Brod vorgesetzt, viel-
weniger aber die Reise-Kosten gut gethan wor-
den, und eilete zurück, dem hohen Universitäts
Patrone mein fehl geschlagenes Glücke vorzu-
stellen.

Dieser schüttelte mit dem Kopfe, und sagte weiter
nichts als: Mundus regitur opinionibus. Der Herr
thut wahrhafftig nicht übel, wenn er sich den längst
verdienten Magister-Crantz aufsetzen läßt, weilen
ohnedem in wenig Tagen dergleichen öffentliche
Promotion hiesiges Orts angestellet wird. Man
muß sich freylich bey den wunderlichen Zeiten, so wohl
in diese, als in die Leute zu schicken suchen.

Jch meines Orts beging auf sein ferneres Zure-
den, würcklich die Thorheit vor etliche 30. Thlr ein
Candidatus Magisterii, ja was sage ich, nicht nur
dieses, sondern ein leibhafftiger, erb- und eigenthüm-
licher Magister, auf meine Person und gantze Le-
bens-Zeit zu werden. Wiewohl, es sey ferne von mir
diesen löblichen Ritum und das, was darmit ver-
knüpft ist, verächtlich durchzuhecheln, sondern ich will
nur so viel sagen, daß mir das grosse M. vor meine
Person nach der Zeit so viel nütze gewesen, als das 5te
Rad am Wagen. Jm Gegentheil hat es mich um
das schöne Geld, welches ich ohnfehlbar besser an-
wenden können, und dann auch nachhero um etwas
mehr Dinte und Federn gebracht.

Wenige Wochen hernach, recommandirte mich
mein wohlmeinender Beförderer, an einen Edel-
mann auf dem Lande, von welchem er ersucht wor-
den, ihm einen tüchtigen Menschen zu zu senden, der,

indem

danckte mich noch uͤber dieſes, vor erwieſene Ehre,
ohngeacht mir kein Biſſen Brod vorgeſetzt, viel-
weniger aber die Reiſe-Koſten gut gethan wor-
den, und eilete zuruͤck, dem hohen Univerſitaͤts
Patrone mein fehl geſchlagenes Gluͤcke vorzu-
ſtellen.

Dieſer ſchuͤttelte mit dem Kopfe, und ſagte weiter
nichts als: Mundus regitur opinionibus. Der Herr
thut wahrhafftig nicht uͤbel, wenn er ſich den laͤngſt
verdienten Magiſter-Crantz aufſetzen laͤßt, weilen
ohnedem in wenig Tagen dergleichen oͤffentliche
Promotion hieſiges Orts angeſtellet wird. Man
muß ſich freylich bey den wunderlichen Zeiten, ſo wohl
in dieſe, als in die Leute zu ſchicken ſuchen.

Jch meines Orts beging auf ſein ferneres Zure-
den, wuͤrcklich die Thorheit vor etliche 30. Thlr ein
Candidatus Magiſterii, ja was ſage ich, nicht nur
dieſes, ſondern ein leibhafftiger, erb- und eigenthuͤm-
licher Magiſter, auf meine Perſon und gantze Le-
bens-Zeit zu werden. Wiewohl, es ſey ferne von mir
dieſen loͤblichen Ritum und das, was darmit ver-
knuͤpft iſt, veraͤchtlich durchzuhecheln, ſondern ich will
nur ſo viel ſagen, daß mir das groſſe M. vor meine
Perſon nach der Zeit ſo viel nuͤtze geweſen, als das 5te
Rad am Wagen. Jm Gegentheil hat es mich um
das ſchoͤne Geld, welches ich ohnfehlbar beſſer an-
wenden koͤnnen, und dann auch nachhero um etwas
mehr Dinte und Federn gebracht.

Wenige Wochen hernach, recommandirte mich
mein wohlmeinender Befoͤrderer, an einen Edel-
mann auf dem Lande, von welchem er erſucht wor-
den, ihm einen tuͤchtigen Menſchen zu zu ſenden, der,

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[44/0058] danckte mich noch uͤber dieſes, vor erwieſene Ehre, ohngeacht mir kein Biſſen Brod vorgeſetzt, viel- weniger aber die Reiſe-Koſten gut gethan wor- den, und eilete zuruͤck, dem hohen Univerſitaͤts Patrone mein fehl geſchlagenes Gluͤcke vorzu- ſtellen. Dieſer ſchuͤttelte mit dem Kopfe, und ſagte weiter nichts als: Mundus regitur opinionibus. Der Herr thut wahrhafftig nicht uͤbel, wenn er ſich den laͤngſt verdienten Magiſter-Crantz aufſetzen laͤßt, weilen ohnedem in wenig Tagen dergleichen oͤffentliche Promotion hieſiges Orts angeſtellet wird. Man muß ſich freylich bey den wunderlichen Zeiten, ſo wohl in dieſe, als in die Leute zu ſchicken ſuchen. Jch meines Orts beging auf ſein ferneres Zure- den, wuͤrcklich die Thorheit vor etliche 30. Thlr ein Candidatus Magiſterii, ja was ſage ich, nicht nur dieſes, ſondern ein leibhafftiger, erb- und eigenthuͤm- licher Magiſter, auf meine Perſon und gantze Le- bens-Zeit zu werden. Wiewohl, es ſey ferne von mir dieſen loͤblichen Ritum und das, was darmit ver- knuͤpft iſt, veraͤchtlich durchzuhecheln, ſondern ich will nur ſo viel ſagen, daß mir das groſſe M. vor meine Perſon nach der Zeit ſo viel nuͤtze geweſen, als das 5te Rad am Wagen. Jm Gegentheil hat es mich um das ſchoͤne Geld, welches ich ohnfehlbar beſſer an- wenden koͤnnen, und dann auch nachhero um etwas mehr Dinte und Federn gebracht. Wenige Wochen hernach, recommandirte mich mein wohlmeinender Befoͤrderer, an einen Edel- mann auf dem Lande, von welchem er erſucht wor- den, ihm einen tuͤchtigen Menſchen zu zu ſenden, der, indem

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/58>, abgerufen am 24.11.2024.