zeigte Gnade, da er sie aber aufgehoben und ihr viel Glück und Segen gewünscht, küssete sie der Frauen Mag. Schmeltzerin die Hand, und wolte derselben ebenfalls einen Fußfall thun, allein diese verhinderte solches, küssete die Talli auf den Mund und erklärete sie augenblicklich vor eine freye Person, sagte anbey, sie hätte vernommen, daß die Sclaverey unter den Christen nicht erlaubt wäre.
Nächst darauf folgenden Sonntags, nemlich am 17. p. Trinit. wurde die Talli Nachmittags in Ge- genwart fast aller Jnsulaner getaufft, ihre Tauff- Zeugen waren: Der Alt-Vater Albertus, die Frau Mag. Schmeltzerin und die Frau Wolffgangin, welche ihr die Nahmen Albertina Christiana So- phia beylegten. Herr Mag. Schmeltzer hielt dar- bey, an statt der Mittags-Predigt, einen erbaulichen Sermon, und stellete nach Gelegenheit des Sonn- tags Evangelii in artiger Vergleichung vor: Die durch Christum verrichtete Heilung des Wassersüch- tigen, und die Reinigung, welche durch das Wasser- Bad der Heil. Tauffe geschicht etc.
Bald nach empfangener Tauffe legte sie im Beicht-Stuhle ihre Beichte ab, und hierauf wur- de ihr das Heil. Abendmahl gereicht, indem sie sich den gantzen Tag der Speise und Trancks enthal- ten, auch vor Untergang der Sonnen nicht essen oder trincken wolte, ohngeacht ihre Pathen eine köstliche Mahlzeit vor alle anwesende Jnsulaner auf Herrn Wolffgangs Tafel-Platze zugerichtet hatten.
Jmmittelst da dieses alles in Groß-Felsenburg
vor
zeigte Gnade, da er ſie aber aufgehoben und ihr viel Gluͤck und Segen gewuͤnſcht, kuͤſſete ſie der Frauen Mag. Schmeltzerin die Hand, und wolte derſelben ebenfalls einen Fußfall thun, allein dieſe verhinderte ſolches, kuͤſſete die Talli auf den Mund und erklaͤrete ſie augenblicklich vor eine freye Perſon, ſagte anbey, ſie haͤtte vernommen, daß die Sclaverey unter den Chriſten nicht erlaubt waͤre.
Naͤchſt darauf folgenden Sonntags, nemlich am 17. p. Trinit. wurde die Talli Nachmittags in Ge- genwart faſt aller Jnſulaner getaufft, ihre Tauff- Zeugen waren: Der Alt-Vater Albertus, die Frau Mag. Schmeltzerin und die Frau Wolffgangin, welche ihr die Nahmen Albertina Chriſtiana So- phia beylegten. Herr Mag. Schmeltzer hielt dar- bey, an ſtatt der Mittags-Predigt, einen erbaulichen Sermon, und ſtellete nach Gelegenheit des Sonn- tags Evangelii in artiger Vergleichung vor: Die durch Chriſtum verrichtete Heilung des Waſſerſuͤch- tigen, und die Reinigung, welche durch das Waſſer- Bad der Heil. Tauffe geſchicht ꝛc.
Bald nach empfangener Tauffe legte ſie im Beicht-Stuhle ihre Beichte ab, und hierauf wur- de ihr das Heil. Abendmahl gereicht, indem ſie ſich den gantzen Tag der Speiſe und Trancks enthal- ten, auch vor Untergang der Sonnen nicht eſſen oder trincken wolte, ohngeacht ihre Pathen eine koͤſtliche Mahlzeit vor alle anweſende Jnſulaner auf Herrn Wolffgangs Tafel-Platze zugerichtet hatten.
Jmmittelſt da dieſes alles in Groß-Felſenburg
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[557/0573]
zeigte Gnade, da er ſie aber aufgehoben und ihr viel
Gluͤck und Segen gewuͤnſcht, kuͤſſete ſie der Frauen
Mag. Schmeltzerin die Hand, und wolte derſelben
ebenfalls einen Fußfall thun, allein dieſe verhinderte
ſolches, kuͤſſete die Talli auf den Mund und erklaͤrete
ſie augenblicklich vor eine freye Perſon, ſagte anbey,
ſie haͤtte vernommen, daß die Sclaverey unter den
Chriſten nicht erlaubt waͤre.
Naͤchſt darauf folgenden Sonntags, nemlich am
17. p. Trinit. wurde die Talli Nachmittags in Ge-
genwart faſt aller Jnſulaner getaufft, ihre Tauff-
Zeugen waren: Der Alt-Vater Albertus, die Frau
Mag. Schmeltzerin und die Frau Wolffgangin,
welche ihr die Nahmen Albertina Chriſtiana So-
phia beylegten. Herr Mag. Schmeltzer hielt dar-
bey, an ſtatt der Mittags-Predigt, einen erbaulichen
Sermon, und ſtellete nach Gelegenheit des Sonn-
tags Evangelii in artiger Vergleichung vor: Die
durch Chriſtum verrichtete Heilung des Waſſerſuͤch-
tigen, und die Reinigung, welche durch das Waſſer-
Bad der Heil. Tauffe geſchicht ꝛc.
Bald nach empfangener Tauffe legte ſie im
Beicht-Stuhle ihre Beichte ab, und hierauf wur-
de ihr das Heil. Abendmahl gereicht, indem ſie ſich
den gantzen Tag der Speiſe und Trancks enthal-
ten, auch vor Untergang der Sonnen nicht eſſen
oder trincken wolte, ohngeacht ihre Pathen eine
koͤſtliche Mahlzeit vor alle anweſende Jnſulaner
auf Herrn Wolffgangs Tafel-Platze zugerichtet
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 557. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/573>, abgerufen am 24.11.2024.
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