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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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let würden. Der Portugiese sahe solches ungern,
allein weil er mir und den Meinigen selbst vielen
Danck schuldig war, konte er sich nicht wohl entbre-
chen meine Zuredungen statt finden zu lassen, und
dem gantz verarmten Engelländer eine der allergröß-
ten Hülffe mit zu leisten. Wir funden aber das
versunckene Schiff in weniger Zeit glücklich wieder,
unsere 3. Taucher machten sich und ihre Gehäuse,
vermittelst deren sie von uns wolten in die Tieffe hin-
ab gelassen werden, alsobald fertig, und traten der-
gleichen gefährliche Fahrt wechsels-weise binnen 5.
Tagen so offt an, bis sie des Engelländers beste Sa-
chen nach und nach an die hinab gelassenen Haaken
eingehängt hatten, welche so dann von uns hinauf
gewunden, und ihm zugestellet wurden. Er hätte
vermuthlich nicht ungern gesehen, wenn wir nicht
nur noch 5. Tage, sondern so lange gearbeitet hätten,
bis nicht das geringste von guten Waaren mehr in
seinem Schiffe geblieben wäre, allein weilen er selbst
gestunde, daß die größten Schätze und Kostbarkeiten
nunmehro aufgefischt, wurden meine Leute des ge-
fährlichen Handels überdrüßig, also fuhren wir, nach-
dem er dem Portugiesen ein reichliches Geschencke,
an baaren Gelde, vor die erste Aufnahme gegeben,
und sich nebst seinen Sohn bey mir eingeschifft hat-
te, von dannen, und setzten unsere fernere Reise nach
Ost-Jndien fort.

Jch will alle Weitläufftigkeiten vermeiden, son-
sten müßte mein Tage-Buch zur Hand nehmen,
wenn alle Kleinigkeiten bemerckt werden solten, da
nun aber wohl weiß, daß solche den allermeisten Zu-
hörern verdrießlich zu fallen pflegen, so will berichten,

daß

let wuͤrden. Der Portugieſe ſahe ſolches ungern,
allein weil er mir und den Meinigen ſelbſt vielen
Danck ſchuldig war, konte er ſich nicht wohl entbre-
chen meine Zuredungen ſtatt finden zu laſſen, und
dem gantz verarmten Engellaͤnder eine der allergroͤß-
ten Huͤlffe mit zu leiſten. Wir funden aber das
verſunckene Schiff in weniger Zeit gluͤcklich wieder,
unſere 3. Taucher machten ſich und ihre Gehaͤuſe,
vermittelſt deren ſie von uns wolten in die Tieffe hin-
ab gelaſſen werden, alſobald fertig, und traten der-
gleichen gefaͤhrliche Fahrt wechſels-weiſe binnen 5.
Tagen ſo offt an, bis ſie des Engellaͤnders beſte Sa-
chen nach und nach an die hinab gelaſſenen Haaken
eingehaͤngt hatten, welche ſo dann von uns hinauf
gewunden, und ihm zugeſtellet wurden. Er haͤtte
vermuthlich nicht ungern geſehen, wenn wir nicht
nur noch 5. Tage, ſondern ſo lange gearbeitet haͤtten,
bis nicht das geringſte von guten Waaren mehr in
ſeinem Schiffe geblieben waͤre, allein weilen er ſelbſt
geſtunde, daß die groͤßten Schaͤtze und Koſtbarkeiten
nunmehro aufgefiſcht, wurden meine Leute des ge-
faͤhꝛlichen Handels uͤberdruͤßig, alſo fuhren wir, nach-
dem er dem Portugieſen ein reichliches Geſchencke,
an baaren Gelde, vor die erſte Aufnahme gegeben,
und ſich nebſt ſeinen Sohn bey mir eingeſchifft hat-
te, von dannen, und ſetzten unſere fernere Reiſe nach
Oſt-Jndien fort.

Jch will alle Weitlaͤufftigkeiten vermeiden, ſon-
ſten muͤßte mein Tage-Buch zur Hand nehmen,
wenn alle Kleinigkeiten bemerckt werden ſolten, da
nun aber wohl weiß, daß ſolche den allermeiſten Zu-
hoͤrern verdrießlich zu fallen pflegen, ſo will berichten,

daß
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[527/0543] let wuͤrden. Der Portugieſe ſahe ſolches ungern, allein weil er mir und den Meinigen ſelbſt vielen Danck ſchuldig war, konte er ſich nicht wohl entbre- chen meine Zuredungen ſtatt finden zu laſſen, und dem gantz verarmten Engellaͤnder eine der allergroͤß- ten Huͤlffe mit zu leiſten. Wir funden aber das verſunckene Schiff in weniger Zeit gluͤcklich wieder, unſere 3. Taucher machten ſich und ihre Gehaͤuſe, vermittelſt deren ſie von uns wolten in die Tieffe hin- ab gelaſſen werden, alſobald fertig, und traten der- gleichen gefaͤhrliche Fahrt wechſels-weiſe binnen 5. Tagen ſo offt an, bis ſie des Engellaͤnders beſte Sa- chen nach und nach an die hinab gelaſſenen Haaken eingehaͤngt hatten, welche ſo dann von uns hinauf gewunden, und ihm zugeſtellet wurden. Er haͤtte vermuthlich nicht ungern geſehen, wenn wir nicht nur noch 5. Tage, ſondern ſo lange gearbeitet haͤtten, bis nicht das geringſte von guten Waaren mehr in ſeinem Schiffe geblieben waͤre, allein weilen er ſelbſt geſtunde, daß die groͤßten Schaͤtze und Koſtbarkeiten nunmehro aufgefiſcht, wurden meine Leute des ge- faͤhꝛlichen Handels uͤberdruͤßig, alſo fuhren wir, nach- dem er dem Portugieſen ein reichliches Geſchencke, an baaren Gelde, vor die erſte Aufnahme gegeben, und ſich nebſt ſeinen Sohn bey mir eingeſchifft hat- te, von dannen, und ſetzten unſere fernere Reiſe nach Oſt-Jndien fort. Jch will alle Weitlaͤufftigkeiten vermeiden, ſon- ſten muͤßte mein Tage-Buch zur Hand nehmen, wenn alle Kleinigkeiten bemerckt werden ſolten, da nun aber wohl weiß, daß ſolche den allermeiſten Zu- hoͤrern verdrießlich zu fallen pflegen, ſo will berichten, daß

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 527. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/543>, abgerufen am 25.11.2024.