Stimme rufen: Jhr ungebetenen Herren Gäste, gebt euch gefangen oder sterbet! Bey so gestalten Sachen hielt ich nicht vor rathsam, lange Stand zu halten, sahe mich derowegen nach dem Rückwe- ge um, wurde aber auf der Treppe von zweyen Knechten, ohngeacht meines weissen Arm-Bandes, bey der Kehle genommen, und gantz stillschweigend in einen finstern Keller gestossen, aus welchen über 24. Mann wohl bewaffneter Bürger herauf stie- gen. Solchergestalt sahe ich weiter nichts, hörete aber unter einem starcken Tumulte etliche Schüsse, und habe hernach erfahren, daß mein bis dahin gewesener Herr, als er gesehen, daß unmöglich zu entkommen sey, sein Terzerol hervor gezogen, und damit Feuer auf den Einnehmer gegeben, indem er aber fehl geschoffen, treffen ihn die Geharnischten mit drey Kugeln desto gewisser, so, daß er augen- blicklich tod darnieder fällt die übrigen 11. Came- raden, werden nach allerstärckster Gegenwehr, so wohl als zwey andere, die auf der Strasse Schild- wacht gestanden hatten, gefangen und gebunden, ich aber wurde, so bald der Tumult vorbey, noch vor Tages Anbruch aus dem finstern Keller hervor gelanget, in des Stadt-Richters Behausung ge- führet, und daselbst aufs allerbeste verpflegt.
Jch will mich mit dem Bericht, wie es denen auf frischer Fahrt ertappten Ertz-Dieben ferner ergan- gen, voritzo nicht aufhalten, zumahlen ich ohne- dem selbiges erstlich nach einiger Zeit bald so, bald anders erzehlen hören, denn nachdem meine wohlbe- dächtige Aussage binnen 4. Wochen von Tage zu
Tage
Stimme rufen: Jhr ungebetenen Herren Gaͤſte, gebt euch gefangen oder ſterbet! Bey ſo geſtalten Sachen hielt ich nicht vor rathſam, lange Stand zu halten, ſahe mich derowegen nach dem Ruͤckwe- ge um, wurde aber auf der Treppe von zweyen Knechten, ohngeacht meines weiſſen Arm-Bandes, bey der Kehle genommen, und gantz ſtillſchweigend in einen finſtern Keller geſtoſſen, aus welchen uͤber 24. Mann wohl bewaffneter Buͤrger herauf ſtie- gen. Solchergeſtalt ſahe ich weiter nichts, hoͤrete aber unter einem ſtarcken Tumulte etliche Schuͤſſe, und habe hernach erfahren, daß mein bis dahin geweſener Herr, als er geſehen, daß unmoͤglich zu entkommen ſey, ſein Terzerol hervor gezogen, und damit Feuer auf den Einnehmer gegeben, indem er aber fehl geſchoffen, treffen ihn die Geharniſchten mit drey Kugeln deſto gewiſſer, ſo, daß er augen- blicklich tod darnieder faͤllt die uͤbrigen 11. Came- raden, werden nach allerſtaͤrckſter Gegenwehr, ſo wohl als zwey andere, die auf der Straſſe Schild- wacht geſtanden hatten, gefangen und gebunden, ich aber wurde, ſo bald der Tumult vorbey, noch vor Tages Anbruch aus dem finſtern Keller hervor gelanget, in des Stadt-Richters Behauſung ge- fuͤhret, und daſelbſt aufs allerbeſte verpflegt.
Jch will mich mit dem Bericht, wie es denen auf friſcher Fahrt ertappten Ertz-Dieben ferner ergan- gen, voritzo nicht aufhalten, zumahlen ich ohne- dem ſelbiges erſtlich nach einiger Zeit bald ſo, bald anders erzehlen hoͤren, denn nachdem meine wohlbe- daͤchtige Ausſage binnen 4. Wochen von Tage zu
Tage
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Stimme rufen: Jhr ungebetenen Herren Gaͤſte,
gebt euch gefangen oder ſterbet! Bey ſo geſtalten
Sachen hielt ich nicht vor rathſam, lange Stand
zu halten, ſahe mich derowegen nach dem Ruͤckwe-
ge um, wurde aber auf der Treppe von zweyen
Knechten, ohngeacht meines weiſſen Arm-Bandes,
bey der Kehle genommen, und gantz ſtillſchweigend
in einen finſtern Keller geſtoſſen, aus welchen uͤber
24. Mann wohl bewaffneter Buͤrger herauf ſtie-
gen. Solchergeſtalt ſahe ich weiter nichts, hoͤrete
aber unter einem ſtarcken Tumulte etliche Schuͤſſe,
und habe hernach erfahren, daß mein bis dahin
geweſener Herr, als er geſehen, daß unmoͤglich zu
entkommen ſey, ſein Terzerol hervor gezogen, und
damit Feuer auf den Einnehmer gegeben, indem er
aber fehl geſchoffen, treffen ihn die Geharniſchten
mit drey Kugeln deſto gewiſſer, ſo, daß er augen-
blicklich tod darnieder faͤllt die uͤbrigen 11. Came-
raden, werden nach allerſtaͤrckſter Gegenwehr, ſo
wohl als zwey andere, die auf der Straſſe Schild-
wacht geſtanden hatten, gefangen und gebunden,
ich aber wurde, ſo bald der Tumult vorbey, noch
vor Tages Anbruch aus dem finſtern Keller hervor
gelanget, in des Stadt-Richters Behauſung ge-
fuͤhret, und daſelbſt aufs allerbeſte verpflegt.
Jch will mich mit dem Bericht, wie es denen auf
friſcher Fahrt ertappten Ertz-Dieben ferner ergan-
gen, voritzo nicht aufhalten, zumahlen ich ohne-
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/520>, abgerufen am 22.11.2024.
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