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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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ob er gleich itzo Laquayen-Kleider anhätte, dennoch
lieber auf seiner Profession arbeiten, als Herren
dienen wolte, kein unschuldiger Tort angethan
würde, ich im Stande sey, ihm ein solches Ge-
heimniß zu offenbaren, wodurch vielleicht einem
grausamen Ubel vorgebauet werden könte. Sol-
chergestalt sahe mich der Stadt-Richter etwas ei-
gentlicher an, bat aber mich, ihm auf seine gehei-
me Stube zu folgen. Daselbst fing er so gleich
also zu reden an: Mein Freund, ich mercke, daß
ihr ein redlich Hertz im Leibe habt, scheuet euch
derowegen nicht, mir alles zu vertrauen, was so
wohl eure Person, als andere gefährliche Sachen
betrifft, und glaubet, daß ich nebst meiner Haabe
und Güthern auch mein Leib und Leben, ja meinen
Theil, den ich an der ewigen Seligkeit dermahl-
eins zu haben verhoffe, zum Pfande setze, wenn
ich nicht alle Mittel vorkehre, euch in allem Schad-
los zu halten, ihr möchtet auch die allergrößten
Verbrechen begangen haben, denn mein Hertze sagt
mir im Voraus, daß ihr den hiesigen Löbl. Stadt-
Gerichten ein solches Licht anzünden könnet, welches
wir längstens vergeblich gesucht haben.

Hierauf brach ich los, erwiese erstlich meine Un-
schuld, durch kurtze Erzehlung meines Lebens-Lauffs,
nachhero aber eröffnete der Länge nach, alles, was
mir von meines Herrn Wesen und itzigen Vorha-
ben wissend war, worüber der Stadt-Richter zwar
ziemlich erstaunete, jedoch sich bald zu fassen und
Mittel zu ersinnen wußte, die frechen Diebe gantz
artig in die Falle lauffen zu lassen. Jmmittelst be-

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ob er gleich itzo Laquayen-Kleider anhaͤtte, dennoch
lieber auf ſeiner Profeſſion arbeiten, als Herren
dienen wolte, kein unſchuldiger Tort angethan
wuͤrde, ich im Stande ſey, ihm ein ſolches Ge-
heimniß zu offenbaren, wodurch vielleicht einem
grauſamen Ubel vorgebauet werden koͤnte. Sol-
chergeſtalt ſahe mich der Stadt-Richter etwas ei-
gentlicher an, bat aber mich, ihm auf ſeine gehei-
me Stube zu folgen. Daſelbſt fing er ſo gleich
alſo zu reden an: Mein Freund, ich mercke, daß
ihr ein redlich Hertz im Leibe habt, ſcheuet euch
derowegen nicht, mir alles zu vertrauen, was ſo
wohl eure Perſon, als andere gefaͤhrliche Sachen
betrifft, und glaubet, daß ich nebſt meiner Haabe
und Guͤthern auch mein Leib und Leben, ja meinen
Theil, den ich an der ewigen Seligkeit dermahl-
eins zu haben verhoffe, zum Pfande ſetze, wenn
ich nicht alle Mittel vorkehre, euch in allem Schad-
los zu halten, ihr moͤchtet auch die allergroͤßten
Verbrechen begangen haben, denn mein Hertze ſagt
mir im Voraus, daß ihr den hieſigen Loͤbl. Stadt-
Gerichten ein ſolches Licht anzuͤnden koͤnnet, welches
wir laͤngſtens vergeblich geſucht haben.

Hierauf brach ich los, erwieſe erſtlich meine Un-
ſchuld, durch kurtze Erzehlung meines Lebens-Lauffs,
nachhero aber eroͤffnete der Laͤnge nach, alles, was
mir von meines Herrn Weſen und itzigen Vorha-
ben wiſſend war, woruͤber der Stadt-Richter zwar
ziemlich erſtaunete, jedoch ſich bald zu faſſen und
Mittel zu erſinnen wußte, die frechen Diebe gantz
artig in die Falle lauffen zu laſſen. Jmmittelſt be-

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[501/0517] ob er gleich itzo Laquayen-Kleider anhaͤtte, dennoch lieber auf ſeiner Profeſſion arbeiten, als Herren dienen wolte, kein unſchuldiger Tort angethan wuͤrde, ich im Stande ſey, ihm ein ſolches Ge- heimniß zu offenbaren, wodurch vielleicht einem grauſamen Ubel vorgebauet werden koͤnte. Sol- chergeſtalt ſahe mich der Stadt-Richter etwas ei- gentlicher an, bat aber mich, ihm auf ſeine gehei- me Stube zu folgen. Daſelbſt fing er ſo gleich alſo zu reden an: Mein Freund, ich mercke, daß ihr ein redlich Hertz im Leibe habt, ſcheuet euch derowegen nicht, mir alles zu vertrauen, was ſo wohl eure Perſon, als andere gefaͤhrliche Sachen betrifft, und glaubet, daß ich nebſt meiner Haabe und Guͤthern auch mein Leib und Leben, ja meinen Theil, den ich an der ewigen Seligkeit dermahl- eins zu haben verhoffe, zum Pfande ſetze, wenn ich nicht alle Mittel vorkehre, euch in allem Schad- los zu halten, ihr moͤchtet auch die allergroͤßten Verbrechen begangen haben, denn mein Hertze ſagt mir im Voraus, daß ihr den hieſigen Loͤbl. Stadt- Gerichten ein ſolches Licht anzuͤnden koͤnnet, welches wir laͤngſtens vergeblich geſucht haben. Hierauf brach ich los, erwieſe erſtlich meine Un- ſchuld, durch kurtze Erzehlung meines Lebens-Lauffs, nachhero aber eroͤffnete der Laͤnge nach, alles, was mir von meines Herrn Weſen und itzigen Vorha- ben wiſſend war, woruͤber der Stadt-Richter zwar ziemlich erſtaunete, jedoch ſich bald zu faſſen und Mittel zu erſinnen wußte, die frechen Diebe gantz artig in die Falle lauffen zu laſſen. Jmmittelſt be- fahl i i 3

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/517>, abgerufen am 22.11.2024.