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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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ne Augen wurden ohnfehlbar gehalten, derowegen
blieb ich sein vertrautester Peter. Zu mehreren Be-
weiß, daß GOTT seinen bisherigen Mord- und
Diebs-Streichen einmahl Einhalt thun wolte,
mußte er auf die Gedancken gerathen, mich Tages
vorhero ehe der grausame Diebstahl geschehen
solte, zum Stadt-Richter zu senden, und vor ihn
und mich einen Reise-Paß nach Wien auszulösen,
als worzu er mir zwey spec. Ducaten mitgab. Jn-
dem ich hin ging, mein anbefohlnes Geschäffte aus-
zurichten, war noch nichts weniger in meinen Ge-
dancken, als die gantze Karte zu verrathen, sondern
ich hatte mir vorgenommen, gegen Abend, vorsich-
tiger weise die Treppe herunter zu purtzeln, und mich
zu stellen, als ob ich sehr beschädigt, also untüchtig
wäre, mit auf Parthie auszugehen. Nachdem ich
aber bey dem Stadt-Richter meines Herrn Com-
pliment
angebracht, die Reise-Pässe erhalten,
und ihm darvor die 2. spec. Ducaten dargelegt hat-
te, sprach dieser ehrliche Mann: Ach mein Freund,
nehmet in GOttes Nahmen euer Geld zurücke, ich
verlange nichts, und wünschte von Hertzen, daß ich
eurem Herrn diesen Dienst schon vor etlichen Wo-
chen leisten können, wo es anders sein Ernst ist, von
hier abzureisen. Jch stutzte ziemlich über derglei-
chen Redens-Art, da aber vermerckte, daß dieser
Mann ohnedem kein gut Concept von meines Herrn
Lebens-Art gefasset hatte, brach ich auf einmahl
los, und sagte: Woferne ich mich auf seine augen-
scheinliche Redlichkeit verlassen dürffte, so, daß mir,
als einem ehrlichen Handwercks-Purschen, der,

ob

ne Augen wurden ohnfehlbar gehalten, derowegen
blieb ich ſein vertrauteſter Peter. Zu mehreren Be-
weiß, daß GOTT ſeinen bisherigen Mord- und
Diebs-Streichen einmahl Einhalt thun wolte,
mußte er auf die Gedancken gerathen, mich Tages
vorhero ehe der grauſame Diebſtahl geſchehen
ſolte, zum Stadt-Richter zu ſenden, und vor ihn
und mich einen Reiſe-Paß nach Wien auszuloͤſen,
als worzu er mir zwey ſpec. Ducaten mitgab. Jn-
dem ich hin ging, mein anbefohlnes Geſchaͤffte aus-
zurichten, war noch nichts weniger in meinen Ge-
dancken, als die gantze Karte zu verrathen, ſondern
ich hatte mir vorgenommen, gegen Abend, vorſich-
tiger weiſe die Treppe herunter zu purtzeln, und mich
zu ſtellen, als ob ich ſehr beſchaͤdigt, alſo untuͤchtig
waͤre, mit auf Parthie auszugehen. Nachdem ich
aber bey dem Stadt-Richter meines Herrn Com-
pliment
angebracht, die Reiſe-Paͤſſe erhalten,
und ihm darvor die 2. ſpec. Ducaten dargelegt hat-
te, ſprach dieſer ehrliche Mann: Ach mein Freund,
nehmet in GOttes Nahmen euer Geld zuruͤcke, ich
verlange nichts, und wuͤnſchte von Hertzen, daß ich
eurem Herrn dieſen Dienſt ſchon vor etlichen Wo-
chen leiſten koͤnnen, wo es anders ſein Ernſt iſt, von
hier abzureiſen. Jch ſtutzte ziemlich uͤber derglei-
chen Redens-Art, da aber vermerckte, daß dieſer
Mann ohnedem kein gut Concept von meines Herrn
Lebens-Art gefaſſet hatte, brach ich auf einmahl
los, und ſagte: Woferne ich mich auf ſeine augen-
ſcheinliche Redlichkeit verlaſſen duͤrffte, ſo, daß mir,
als einem ehrlichen Handwercks-Purſchen, der,

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[500/0516] ne Augen wurden ohnfehlbar gehalten, derowegen blieb ich ſein vertrauteſter Peter. Zu mehreren Be- weiß, daß GOTT ſeinen bisherigen Mord- und Diebs-Streichen einmahl Einhalt thun wolte, mußte er auf die Gedancken gerathen, mich Tages vorhero ehe der grauſame Diebſtahl geſchehen ſolte, zum Stadt-Richter zu ſenden, und vor ihn und mich einen Reiſe-Paß nach Wien auszuloͤſen, als worzu er mir zwey ſpec. Ducaten mitgab. Jn- dem ich hin ging, mein anbefohlnes Geſchaͤffte aus- zurichten, war noch nichts weniger in meinen Ge- dancken, als die gantze Karte zu verrathen, ſondern ich hatte mir vorgenommen, gegen Abend, vorſich- tiger weiſe die Treppe herunter zu purtzeln, und mich zu ſtellen, als ob ich ſehr beſchaͤdigt, alſo untuͤchtig waͤre, mit auf Parthie auszugehen. Nachdem ich aber bey dem Stadt-Richter meines Herrn Com- pliment angebracht, die Reiſe-Paͤſſe erhalten, und ihm darvor die 2. ſpec. Ducaten dargelegt hat- te, ſprach dieſer ehrliche Mann: Ach mein Freund, nehmet in GOttes Nahmen euer Geld zuruͤcke, ich verlange nichts, und wuͤnſchte von Hertzen, daß ich eurem Herrn dieſen Dienſt ſchon vor etlichen Wo- chen leiſten koͤnnen, wo es anders ſein Ernſt iſt, von hier abzureiſen. Jch ſtutzte ziemlich uͤber derglei- chen Redens-Art, da aber vermerckte, daß dieſer Mann ohnedem kein gut Concept von meines Herrn Lebens-Art gefaſſet hatte, brach ich auf einmahl los, und ſagte: Woferne ich mich auf ſeine augen- ſcheinliche Redlichkeit verlaſſen duͤrffte, ſo, daß mir, als einem ehrlichen Handwercks-Purſchen, der, ob

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/516>, abgerufen am 25.11.2024.