So sind wir denn alle nach Wunsche zu frieden, So lange die Wurtzel des Ubels nicht grünt. Zwar sind wir nicht alle von Fehlern befreyet, Der Saame, den Satan in Eden gestreuet, Wird wider Vermuthen gar öffters erquickt; Jedennoch durch Fasten und Beten erstickt, Jndessen wird vieles, was eitel, vermieden, Das manchen vor diesen zum Falle gedient. Da Capo.
Es ist unbeschreiblich, was diese unvermuthete Neuigkeit vor ein gantz besonderes Vergnügen in aller Anwesenden Hertzen verursachte, ja es ist leicht- lich zu glauben, daß die auf der Jnsul gezogen und gebohrenen, unsern lieben Litzberg, als welcher eben die vortreffliche Music machte, gantz erstaunend be- wundert haben, denn weilen seit Anno 1661. da ein naseweiser Affe des Alt-Vaters eintziges musicali- sches Instrument, nemlich die von Lemelie ererbte Cyther zerlästert, niemand weiter das geringste von einem Saiten-Spiele gehöret hatte, war die Ver- wunderung desto grösser. Es hatte aber Mons. Litz- berg, nebst dem Tischler Lademann, schon seit ei- nem halben Jahre her, jedoch in aller Stille und Heimlichkeit an diesem Instrumente gearbeitet, ehe sie dasselbe, sonderlich der Saiten wegen zum Stan- de gebracht, jedoch dergleichen inventieusen Köpfen, wie diese beyde hatten, mußte so zu sagen, alles nach Wunsche gehen, denn wie ich nachhero gesehen, war von ihnen eine solche Menge allerley Saiten berei- tet worden, und zwar aus den Därmen der wilden
und
Aria.
So ſind wir denn alle nach Wunſche zu frieden, So lange die Wurtzel des Ubels nicht gruͤnt. Zwar ſind wir nicht alle von Fehlern befreyet, Der Saame, den Satan in Eden geſtreuet, Wird wider Vermuthen gar oͤffters erquickt; Jedennoch durch Faſten und Beten erſtickt, Jndeſſen wird vieles, was eitel, vermieden, Das manchen vor dieſen zum Falle gedient. Da Capo.
Es iſt unbeſchreiblich, was dieſe unvermuthete Neuigkeit vor ein gantz beſonderes Vergnuͤgen in aller Anweſenden Hertzen verurſachte, ja es iſt leicht- lich zu glauben, daß die auf der Jnſul gezogen und gebohrenen, unſern lieben Litzberg, als welcher eben die vortreffliche Muſic machte, gantz erſtaunend be- wundert haben, denn weilen ſeit Anno 1661. da ein naſeweiſer Affe des Alt-Vaters eintziges muſicali- ſches Inſtrument, nemlich die von Lemelie ererbte Cyther zerlaͤſtert, niemand weiter das geringſte von einem Saiten-Spiele gehoͤret hatte, war die Ver- wunderung deſto groͤſſer. Es hatte aber Monſ. Litz- berg, nebſt dem Tiſchler Lademann, ſchon ſeit ei- nem halben Jahre her, jedoch in aller Stille und Heimlichkeit an dieſem Inſtrumente gearbeitet, ehe ſie daſſelbe, ſonderlich der Saiten wegen zum Stan- de gebracht, jedoch dergleichen inventieuſen Koͤpfen, wie dieſe beyde hatten, mußte ſo zu ſagen, alles nach Wunſche gehen, denn wie ich nachhero geſehen, war von ihnen eine ſolche Menge allerley Saiten berei- tet worden, und zwar aus den Daͤrmen der wilden
und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0464"n="450"/><lgn="5"><head><hirendition="#c"><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Aria.</hi></hi></hi></head><lb/><l><hirendition="#fr">So ſind wir denn alle nach Wunſche zu frieden,</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">So lange die Wurtzel des Ubels nicht gruͤnt.</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Zwar ſind wir nicht alle von Fehlern befreyet,</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Der Saame, den Satan in Eden geſtreuet,</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Wird wider Vermuthen gar oͤffters erquickt;</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Jedennoch durch Faſten und Beten erſtickt,</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Jndeſſen wird vieles, was eitel, vermieden,</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Das manchen vor dieſen zum Falle gedient.</hi></l><lb/><l><hirendition="#et"><hirendition="#aq">Da Capo.</hi></hi></l></lg></lg><lb/><p>Es iſt unbeſchreiblich, was dieſe unvermuthete<lb/>
Neuigkeit vor ein gantz beſonderes Vergnuͤgen in<lb/>
aller Anweſenden Hertzen verurſachte, ja es iſt leicht-<lb/>
lich zu glauben, daß die auf der Jnſul gezogen und<lb/>
gebohrenen, unſern lieben <hirendition="#aq">Litzberg,</hi> als welcher eben<lb/>
die vortreffliche <hirendition="#aq">Muſic</hi> machte, gantz erſtaunend be-<lb/>
wundert haben, denn weilen ſeit <hirendition="#aq">Anno</hi> 1661. da ein<lb/>
naſeweiſer Affe des Alt-Vaters eintziges <hirendition="#aq">muſicali-</hi><lb/>ſches <hirendition="#aq">Inſtrument,</hi> nemlich die von <hirendition="#aq">Lemelie</hi> ererbte<lb/>
Cyther zerlaͤſtert, niemand weiter das geringſte von<lb/>
einem Saiten-Spiele gehoͤret hatte, war die Ver-<lb/>
wunderung deſto groͤſſer. Es hatte aber <hirendition="#aq">Monſ. Litz-<lb/>
berg,</hi> nebſt dem Tiſchler Lademann, ſchon ſeit ei-<lb/>
nem halben Jahre her, jedoch in aller Stille und<lb/>
Heimlichkeit an dieſem <hirendition="#aq">Inſtrumente</hi> gearbeitet, ehe<lb/>ſie daſſelbe, ſonderlich der Saiten wegen zum Stan-<lb/>
de gebracht, jedoch dergleichen <hirendition="#aq">inventieuſ</hi>en Koͤpfen,<lb/>
wie dieſe beyde hatten, mußte ſo zu ſagen, alles nach<lb/>
Wunſche gehen, denn wie ich nachhero geſehen, war<lb/>
von ihnen eine ſolche Menge allerley Saiten berei-<lb/>
tet worden, und zwar aus den Daͤrmen der wilden<lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[450/0464]
Aria.
So ſind wir denn alle nach Wunſche zu frieden,
So lange die Wurtzel des Ubels nicht gruͤnt.
Zwar ſind wir nicht alle von Fehlern befreyet,
Der Saame, den Satan in Eden geſtreuet,
Wird wider Vermuthen gar oͤffters erquickt;
Jedennoch durch Faſten und Beten erſtickt,
Jndeſſen wird vieles, was eitel, vermieden,
Das manchen vor dieſen zum Falle gedient.
Da Capo.
Es iſt unbeſchreiblich, was dieſe unvermuthete
Neuigkeit vor ein gantz beſonderes Vergnuͤgen in
aller Anweſenden Hertzen verurſachte, ja es iſt leicht-
lich zu glauben, daß die auf der Jnſul gezogen und
gebohrenen, unſern lieben Litzberg, als welcher eben
die vortreffliche Muſic machte, gantz erſtaunend be-
wundert haben, denn weilen ſeit Anno 1661. da ein
naſeweiſer Affe des Alt-Vaters eintziges muſicali-
ſches Inſtrument, nemlich die von Lemelie ererbte
Cyther zerlaͤſtert, niemand weiter das geringſte von
einem Saiten-Spiele gehoͤret hatte, war die Ver-
wunderung deſto groͤſſer. Es hatte aber Monſ. Litz-
berg, nebſt dem Tiſchler Lademann, ſchon ſeit ei-
nem halben Jahre her, jedoch in aller Stille und
Heimlichkeit an dieſem Inſtrumente gearbeitet, ehe
ſie daſſelbe, ſonderlich der Saiten wegen zum Stan-
de gebracht, jedoch dergleichen inventieuſen Koͤpfen,
wie dieſe beyde hatten, mußte ſo zu ſagen, alles nach
Wunſche gehen, denn wie ich nachhero geſehen, war
von ihnen eine ſolche Menge allerley Saiten berei-
tet worden, und zwar aus den Daͤrmen der wilden
und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/464>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.