Hierauf beschloß Mons. Harckert die Erzehlung seiner Lebens-Geschichte, und wir waren eben im Begriff, uns zur Abreise zu schicken, da der Tischler Lademann kam, und nach Mons. Litzbergen fragte, welcher schon vor länger als einer Stunde nach Roberts-Raum voraus gegangen sey. Jndem wir aber von demselben weder etwas gesehen noch gehöret hatten, war die Verwunderung desto gros- ser, und wir fingen fast an, uns ein oder andere Sorge über dessen Aussenbleiben zu machen, schick- ten auch einen Bothen in die Weinberge, um zu er- fahren, ob er sich etwa bey dasigen Wächtern be- fände, um die fremden Affen vertreiben zu helffen, allein, unsere Bekümmerniß war nicht allein verge- bens, sondern verwandelte sich endlich in das aller- angenehmste Vergnügen, denn nachdem sich der Alt-Vater durch Mons. Harckerts, und anderer, vielfältiges Bitten, endlich bereden lassen, diese Nacht nebst uns allen seinen Geferten in Roberts- Raum zu schlafen, ließ sich mit hereinbrechenden Abende, im dicken Gebüsche des Gartens, ein Sältenspiel hören, welches wir in möglichster Stille bewunderten, und nach langen praeludiren endlich von einer artigen Tenor-Stimme, folgen- de Cantata unter dem Säiten-Klange ver- nahmen:
Aria.
Nicht alles und doch alles haben, Scheint zwar ein dunckler Spruch zu seyn; Doch trifft es bey Vergnügten ein,
Die
Hierauf beſchloß Monſ. Harckert die Erzehlung ſeiner Lebens-Geſchichte, und wir waren eben im Begriff, uns zur Abreiſe zu ſchicken, da der Tiſchler Lademann kam, und nach Monſ. Litzbergen fragte, welcher ſchon vor laͤnger als einer Stunde nach Roberts-Raum voraus gegangen ſey. Jndem wir aber von demſelben weder etwas geſehen noch gehoͤret hatten, war die Verwunderung deſto groſ- ſer, und wir fingen faſt an, uns ein oder andere Sorge uͤber deſſen Auſſenbleiben zu machen, ſchick- ten auch einen Bothen in die Weinberge, um zu er- fahren, ob er ſich etwa bey daſigen Waͤchtern be- faͤnde, um die fremden Affen vertreiben zu helffen, allein, unſere Bekuͤmmerniß war nicht allein verge- bens, ſondern verwandelte ſich endlich in das aller- angenehmſte Vergnuͤgen, denn nachdem ſich der Alt-Vater durch Monſ. Harckerts, und anderer, vielfaͤltiges Bitten, endlich bereden laſſen, dieſe Nacht nebſt uns allen ſeinen Geferten in Roberts- Raum zu ſchlafen, ließ ſich mit hereinbrechenden Abende, im dicken Gebuͤſche des Gartens, ein Saͤltenſpiel hoͤren, welches wir in moͤglichſter Stille bewunderten, und nach langen præludiren endlich von einer artigen Tenor-Stimme, folgen- de Cantata unter dem Saͤiten-Klange ver- nahmen:
Aria.
Nicht alles und doch alles haben, Scheint zwar ein dunckler Spruch zu ſeyn; Doch trifft es bey Vergnuͤgten ein,
Die
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Hierauf beſchloß Monſ. Harckert die Erzehlung
ſeiner Lebens-Geſchichte, und wir waren eben im
Begriff, uns zur Abreiſe zu ſchicken, da der Tiſchler
Lademann kam, und nach Monſ. Litzbergen
fragte, welcher ſchon vor laͤnger als einer Stunde
nach Roberts-Raum voraus gegangen ſey. Jndem
wir aber von demſelben weder etwas geſehen noch
gehoͤret hatten, war die Verwunderung deſto groſ-
ſer, und wir fingen faſt an, uns ein oder andere
Sorge uͤber deſſen Auſſenbleiben zu machen, ſchick-
ten auch einen Bothen in die Weinberge, um zu er-
fahren, ob er ſich etwa bey daſigen Waͤchtern be-
faͤnde, um die fremden Affen vertreiben zu helffen,
allein, unſere Bekuͤmmerniß war nicht allein verge-
bens, ſondern verwandelte ſich endlich in das aller-
angenehmſte Vergnuͤgen, denn nachdem ſich der
Alt-Vater durch Monſ. Harckerts, und anderer,
vielfaͤltiges Bitten, endlich bereden laſſen, dieſe
Nacht nebſt uns allen ſeinen Geferten in Roberts-
Raum zu ſchlafen, ließ ſich mit hereinbrechenden
Abende, im dicken Gebuͤſche des Gartens, ein
Saͤltenſpiel hoͤren, welches wir in moͤglichſter
Stille bewunderten, und nach langen præludiren
endlich von einer artigen Tenor-Stimme, folgen-
de Cantata unter dem Saͤiten-Klange ver-
nahmen:
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Nicht alles und doch alles haben,
Scheint zwar ein dunckler Spruch zu
ſeyn;
Doch trifft es bey Vergnuͤgten ein,
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/461>, abgerufen am 25.11.2024.
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