Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

wolte zwar, wie ich selbst öffters gesehen
habe, seine Geschicklichkeit gar zu sehr zeigen,
allein es fehlete ihm am besten, denn er war
nicht musicalisch. Mit mir hat es gar eine an-
dere Beschaffenheit, denn ich kan nicht allein
alle Chorale nach der Tabulatur und Noten aus-
wendig, sondern spiele auch selbst etwas auf
der Geige, wiewohl ohne Ruhm zu melden.
Ew. Hochwürdigen, Hochgelahrtheiten etc. etc.
werden also nach ihrem ziemlichen Verstande
gleich mercken, daß ich um den Calcanten-
Dienst anhalten will, und hierinnen fehlen
sie nicht, denn es ist bey meiner höchsten Treue
mein rechter Ernst, weil ich durch böse Leu-
te-Beschmeisser vor kurtzer Zeit sehr ins Ar-
muth gebracht worden bin. Jch weiß zwar
aus gewissen Urkunden sehr wohl, daß auch
ein anderer Bürger und Schneider allhier,
und denn wiederum ein Holtzhauer, um dieses
Ehren-Aemtgen herum gehen, wie die Katzen
um den heissen Brey, allein, ich kan es Mei-
nen Hochgeehrtesten Herren mit gutem Ge-
wissen nicht rathen, mir diese Leute vorzuzie-
hen, denn wenn der erste sein Bügel-Eisen
nicht in der Ficke hat, möchte er zu leichte
seyn, und vielleicht, wenn zumahl der Hen-
cker sein Spiel hätte, wohl gar einmahl in
das Ventil hinein geschluckt werden. Mit
dem andern groben Bengel aber ist es gar
nichts, und was das Hauptwerck abermahls
ist, so sind beyde auch nicht musicalisch, wie ich.
Derowegen glaube steiff und feste, Ew.

Hoch-

wolte zwar, wie ich ſelbſt oͤffters geſehen
habe, ſeine Geſchicklichkeit gar zu ſehr zeigen,
allein es fehlete ihm am beſten, denn er war
nicht muſicaliſch. Mit mir hat es gar eine an-
dere Beſchaffenheit, denn ich kan nicht allein
alle Chorale nach der Tabulatur und Noten aus-
wendig, ſondern ſpiele auch ſelbſt etwas auf
der Geige, wiewohl ohne Ruhm zu melden.
Ew. Hochwuͤrdigen, Hochgelahrtheiten ꝛc. ꝛc.
werden alſo nach ihrem ziemlichen Verſtande
gleich mercken, daß ich um den Calcanten-
Dienſt anhalten will, und hierinnen fehlen
ſie nicht, denn es iſt bey meiner hoͤchſten Treue
mein rechter Ernſt, weil ich durch boͤſe Leu-
te-Beſchmeiſſer vor kurtzer Zeit ſehr ins Ar-
muth gebracht worden bin. Jch weiß zwar
aus gewiſſen Urkunden ſehr wohl, daß auch
ein anderer Buͤrger und Schneider allhier,
und denn wiederum ein Holtzhauer, um dieſes
Ehren-Aemtgen herum gehen, wie die Katzen
um den heiſſen Brey, allein, ich kan es Mei-
nen Hochgeehrteſten Herren mit gutem Ge-
wiſſen nicht rathen, mir dieſe Leute vorzuzie-
hen, denn wenn der erſte ſein Buͤgel-Eiſen
nicht in der Ficke hat, moͤchte er zu leichte
ſeyn, und vielleicht, wenn zumahl der Hen-
cker ſein Spiel haͤtte, wohl gar einmahl in
das Ventil hinein geſchluckt werden. Mit
dem andern groben Bengel aber iſt es gar
nichts, und was das Hauptwerck abermahls
iſt, ſo ſind beyde auch nicht muſicaliſch, wie ich.
Derowegen glaube ſteiff und feſte, Ew.

Hoch-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <floatingText>
            <body>
              <div type="letter">
                <p>
                  <pb facs="#f0446" n="432"/> <hi rendition="#fr">wolte zwar, wie ich &#x017F;elb&#x017F;t o&#x0364;ffters ge&#x017F;ehen<lb/>
habe, &#x017F;eine Ge&#x017F;chicklichkeit gar zu &#x017F;ehr zeigen,<lb/>
allein es fehlete ihm am be&#x017F;ten, denn er war<lb/>
nicht <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">mu&#x017F;icali</hi></hi>&#x017F;ch. Mit mir hat es gar eine an-<lb/>
dere Be&#x017F;chaffenheit, denn ich kan nicht allein<lb/>
alle <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Chorale</hi></hi> nach der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Tabulatur</hi></hi> und Noten aus-<lb/>
wendig, &#x017F;ondern &#x017F;piele auch &#x017F;elb&#x017F;t etwas auf<lb/>
der Geige, wiewohl ohne Ruhm zu melden.<lb/>
Ew. Hochwu&#x0364;rdigen, Hochgelahrtheiten &#xA75B;c. &#xA75B;c.<lb/>
werden al&#x017F;o nach ihrem ziemlichen Ver&#x017F;tande<lb/>
gleich mercken, daß ich um den <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Calcant</hi></hi>en-<lb/>
Dien&#x017F;t anhalten will, und hierinnen fehlen<lb/>
&#x017F;ie nicht, denn es i&#x017F;t bey meiner ho&#x0364;ch&#x017F;ten Treue<lb/>
mein rechter Ern&#x017F;t, weil ich durch bo&#x0364;&#x017F;e Leu-<lb/>
te-Be&#x017F;chmei&#x017F;&#x017F;er vor kurtzer Zeit &#x017F;ehr ins Ar-<lb/>
muth gebracht worden bin. Jch weiß zwar<lb/>
aus gewi&#x017F;&#x017F;en Urkunden &#x017F;ehr wohl, daß auch<lb/>
ein anderer Bu&#x0364;rger und Schneider allhier,<lb/>
und denn wiederum ein Holtzhauer, um die&#x017F;es<lb/>
Ehren-Aemtgen herum gehen, wie die Katzen<lb/>
um den hei&#x017F;&#x017F;en Brey, allein, ich kan es Mei-<lb/>
nen Hochgeehrte&#x017F;ten Herren mit gutem Ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en nicht rathen, mir die&#x017F;e Leute vorzuzie-<lb/>
hen, denn wenn der er&#x017F;te &#x017F;ein Bu&#x0364;gel-Ei&#x017F;en<lb/>
nicht in der Ficke hat, mo&#x0364;chte er zu leichte<lb/>
&#x017F;eyn, und vielleicht, wenn zumahl der Hen-<lb/>
cker &#x017F;ein Spiel ha&#x0364;tte, wohl gar einmahl in<lb/>
das <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ventil</hi></hi> hinein ge&#x017F;chluckt werden. Mit<lb/>
dem andern groben Bengel aber i&#x017F;t es gar<lb/>
nichts, und was das Hauptwerck abermahls<lb/>
i&#x017F;t, &#x017F;o &#x017F;ind beyde auch nicht <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">mu&#x017F;icali</hi></hi>&#x017F;ch, wie ich.<lb/>
Derowegen glaube &#x017F;teiff und fe&#x017F;te, Ew.</hi><lb/>
                  <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Hoch-</hi> </fw><lb/>
                </p>
              </div>
            </body>
          </floatingText>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[432/0446] wolte zwar, wie ich ſelbſt oͤffters geſehen habe, ſeine Geſchicklichkeit gar zu ſehr zeigen, allein es fehlete ihm am beſten, denn er war nicht muſicaliſch. Mit mir hat es gar eine an- dere Beſchaffenheit, denn ich kan nicht allein alle Chorale nach der Tabulatur und Noten aus- wendig, ſondern ſpiele auch ſelbſt etwas auf der Geige, wiewohl ohne Ruhm zu melden. Ew. Hochwuͤrdigen, Hochgelahrtheiten ꝛc. ꝛc. werden alſo nach ihrem ziemlichen Verſtande gleich mercken, daß ich um den Calcanten- Dienſt anhalten will, und hierinnen fehlen ſie nicht, denn es iſt bey meiner hoͤchſten Treue mein rechter Ernſt, weil ich durch boͤſe Leu- te-Beſchmeiſſer vor kurtzer Zeit ſehr ins Ar- muth gebracht worden bin. Jch weiß zwar aus gewiſſen Urkunden ſehr wohl, daß auch ein anderer Buͤrger und Schneider allhier, und denn wiederum ein Holtzhauer, um dieſes Ehren-Aemtgen herum gehen, wie die Katzen um den heiſſen Brey, allein, ich kan es Mei- nen Hochgeehrteſten Herren mit gutem Ge- wiſſen nicht rathen, mir dieſe Leute vorzuzie- hen, denn wenn der erſte ſein Buͤgel-Eiſen nicht in der Ficke hat, moͤchte er zu leichte ſeyn, und vielleicht, wenn zumahl der Hen- cker ſein Spiel haͤtte, wohl gar einmahl in das Ventil hinein geſchluckt werden. Mit dem andern groben Bengel aber iſt es gar nichts, und was das Hauptwerck abermahls iſt, ſo ſind beyde auch nicht muſicaliſch, wie ich. Derowegen glaube ſteiff und feſte, Ew. Hoch-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/446
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/446>, abgerufen am 23.11.2024.