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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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nen Pflege-Vater den Rector, sondern auch den
untersten Stadt-Priester, als meinen Beicht-
Vater, ingleichen einen klugen Advocaten zu Rathe,
welche mich sämtlich instigirten, deßfalls von dem
Bürger meister nähere Erklärung zu fordern, immit-
telst aber allenfalls, wider die Herabwerffung des
Bildes solennissime zu protestiren, und mich auf
den Ausspruch des Ober-Consistorii zu berufen,
worbey sich der Advocat so gleich erbot, meine Sa-
che den Rechten nach auszuführen, und mir vor al-
len Schaden zu stehen. Demnach wurde ich ohn-
vermuthet in einen Process verwickelt, und zwar ge-
gen sehr gewaltige Leute, jedoch ich gewann densel-
ben, solchergestalt, daß nicht allein meines Va-
ters Epitaphium stehen bleiben, sondern auch mein
Gegenpart mir alle|verursachten Kosten ersetzen muß-
te. Jch hätte damit zufrieden seyn, und fein geru-
hig leben können, zumahlen da die Leute der Stadt,
ein gutes Concept von meiner wenigen Geschick-
lichkeit fasseten, und mir nach und nach viel Geld zu-
wendeten, allein, eine heimliche Rachgier verleitete
mich zu allerhand losen Streichen. Denn als mir
hernachmahls ein und andere in die Stadt-Kirche
bedürfftige Drechsler-Arbeit verhandelt worden,
konte ich meinen Lohn nicht eher empfangen, bis
mich, auf des Ober-Pfarrers und des Kirchen Vor-
stehers ungestümes Zureden, endlich erklärete in den
Kauff, noch ein ausgeschnitztes Bild, über den Beicht-
Stuhl zu machen. Man gab mir dieserwegen ei-
nen Kupfer-Stich vom Pharisäer und Zöllner im-
Tempel, ich wandte vielen Fleiß dran, muß aber

selbst

nen Pflege-Vater den Rector, ſondern auch den
unterſten Stadt-Prieſter, als meinen Beicht-
Vater, ingleichen einen klugen Advocaten zu Rathe,
welche mich ſaͤmtlich inſtigirten, deßfalls von dem
Buͤrger meiſter naͤhere Erklaͤrung zu fordern, immit-
telſt aber allenfalls, wider die Herabwerffung des
Bildes ſolenniſſime zu proteſtiren, und mich auf
den Ausſpruch des Ober-Conſiſtorii zu berufen,
worbey ſich der Advocat ſo gleich erbot, meine Sa-
che den Rechten nach auszufuͤhren, und mir vor al-
len Schaden zu ſtehen. Demnach wurde ich ohn-
vermuthet in einen Proceſs verwickelt, und zwar ge-
gen ſehr gewaltige Leute, jedoch ich gewann denſel-
ben, ſolchergeſtalt, daß nicht allein meines Va-
ters Epitaphium ſtehen bleiben, ſondern auch mein
Gegenpart mir alle|verurſachten Koſten erſetzen muß-
te. Jch haͤtte damit zufrieden ſeyn, und fein geru-
hig leben koͤnnen, zumahlen da die Leute der Stadt,
ein gutes Concept von meiner wenigen Geſchick-
lichkeit faſſeten, und mir nach und nach viel Geld zu-
wendeten, allein, eine heimliche Rachgier verleitete
mich zu allerhand loſen Streichen. Denn als mir
hernachmahls ein und andere in die Stadt-Kirche
beduͤrfftige Drechsler-Arbeit verhandelt worden,
konte ich meinen Lohn nicht eher empfangen, bis
mich, auf des Ober-Pfarrers und des Kirchen Vor-
ſtehers ungeſtuͤmes Zureden, endlich erklaͤrete in den
Kauff, noch ein ausgeſchnitztes Bild, uͤber den Beicht-
Stuhl zu machen. Man gab mir dieſerwegen ei-
nen Kupfer-Stich vom Phariſaͤer und Zoͤllner im-
Tempel, ich wandte vielen Fleiß dran, muß aber

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[412/0426] nen Pflege-Vater den Rector, ſondern auch den unterſten Stadt-Prieſter, als meinen Beicht- Vater, ingleichen einen klugen Advocaten zu Rathe, welche mich ſaͤmtlich inſtigirten, deßfalls von dem Buͤrger meiſter naͤhere Erklaͤrung zu fordern, immit- telſt aber allenfalls, wider die Herabwerffung des Bildes ſolenniſſime zu proteſtiren, und mich auf den Ausſpruch des Ober-Conſiſtorii zu berufen, worbey ſich der Advocat ſo gleich erbot, meine Sa- che den Rechten nach auszufuͤhren, und mir vor al- len Schaden zu ſtehen. Demnach wurde ich ohn- vermuthet in einen Proceſs verwickelt, und zwar ge- gen ſehr gewaltige Leute, jedoch ich gewann denſel- ben, ſolchergeſtalt, daß nicht allein meines Va- ters Epitaphium ſtehen bleiben, ſondern auch mein Gegenpart mir alle|verurſachten Koſten erſetzen muß- te. Jch haͤtte damit zufrieden ſeyn, und fein geru- hig leben koͤnnen, zumahlen da die Leute der Stadt, ein gutes Concept von meiner wenigen Geſchick- lichkeit faſſeten, und mir nach und nach viel Geld zu- wendeten, allein, eine heimliche Rachgier verleitete mich zu allerhand loſen Streichen. Denn als mir hernachmahls ein und andere in die Stadt-Kirche beduͤrfftige Drechsler-Arbeit verhandelt worden, konte ich meinen Lohn nicht eher empfangen, bis mich, auf des Ober-Pfarrers und des Kirchen Vor- ſtehers ungeſtuͤmes Zureden, endlich erklaͤrete in den Kauff, noch ein ausgeſchnitztes Bild, uͤber den Beicht- Stuhl zu machen. Man gab mir dieſerwegen ei- nen Kupfer-Stich vom Phariſaͤer und Zoͤllner im- Tempel, ich wandte vielen Fleiß dran, muß aber ſelbſt

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/426>, abgerufen am 28.11.2024.