Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

Es hat, GOtt sey tausendmahl Danck, ihm und mir
gelungen, denn nachdem er alle Zeichen eines ver-
besserten Gemüths wahrgenommen, reichete er mir
das heilige Abendmahl, besuchte mich auch so lange,
biß die Kranckheit gäntzlich vorüber war, und ich
wiederum in die freye Lufft gehen konte. Nun-
mehro war die Haupt-Sache zwar gehoben, je-
doch erregte der Satan fast täglich noch einen Zweif-
fel in meiner Seelen, an der vollkommenen Be-
gnadigung GOttes und Vergebung meiner Sün-
den, derowegen besuchte ich den frommen Prie-
ster fast täglich ein oder ein paar Stunden, und be-
kam von ihm die allerkräfftigsten Tröstungen, ausser
diesen schenckte er mir eine kleine Hand-Bibel, ein
Gesang-Buch, worinnen er mir die kräftigsten Buß-
und Trost-Lieder ordentlich bezeichnete, Joh. A-
rends Paradieß-Gärtlein, dann noch das vortreffli-
che Buch: Mayers verlohrnes und wieder gefunde-
nes Kind GOttes, recommendirte mir auch über
diese noch einige andere erbauliche Bücher, die er
schrifftlich aufsetzte. Jch solgte seinem gegebenen
Nathe aufs allergenaueste, und habe nach der Zeit fast
keinen Tag versäumet, in dergleichen Bücher sehr
fleißig zu lesen, und meinen Lebens-Wandel darnach
einzurichten, wie ich denn auch alle dieselben mit
auf diese Jnsul gebracht habe, und sie vor meinen
allerbesten Schatz halte.

Der vortreffliche Geistliche wolte durchaus kei-
ne Belohnung vor seine mit mir gehabte Mühe von
mir annehmen, ich habe ihm aber dennoch, nach-
dem ich allbereit mit thränenden Augen Abschied
von ihm genommen, 20. harte Thaler von demje-

nigen

Es hat, GOtt ſey tauſendmahl Danck, ihm und mir
gelungen, denn nachdem er alle Zeichen eines ver-
beſſerten Gemuͤths wahrgenommen, reichete er mir
das heilige Abendmahl, beſuchte mich auch ſo lange,
biß die Kranckheit gaͤntzlich voruͤber war, und ich
wiederum in die freye Lufft gehen konte. Nun-
mehro war die Haupt-Sache zwar gehoben, je-
doch erregte der Satan faſt taͤglich noch einen Zweif-
fel in meiner Seelen, an der vollkommenen Be-
gnadigung GOttes und Vergebung meiner Suͤn-
den, derowegen beſuchte ich den frommen Prie-
ſter faſt taͤglich ein oder ein paar Stunden, und be-
kam von ihm die allerkraͤfftigſten Troͤſtungen, auſſer
dieſen ſchenckte er mir eine kleine Hand-Bibel, ein
Geſang-Buch, worinnen er mir die kraͤftigſten Buß-
und Troſt-Lieder ordentlich bezeichnete, Joh. A-
rends Paradieß-Gaͤrtlein, dann noch das vortreffli-
che Buch: Mayers verlohrnes und wieder gefunde-
nes Kind GOttes, recommendirte mir auch uͤber
dieſe noch einige andere erbauliche Buͤcher, die er
ſchrifftlich aufſetzte. Jch ſolgte ſeinem gegebenen
Nathe aufs allergenaueſte, und habe nach der Zeit faſt
keinen Tag verſaͤumet, in dergleichen Buͤcher ſehr
fleißig zu leſen, und meinen Lebens-Wandel darnach
einzurichten, wie ich denn auch alle dieſelben mit
auf dieſe Jnſul gebracht habe, und ſie vor meinen
allerbeſten Schatz halte.

Der vortreffliche Geiſtliche wolte durchaus kei-
ne Belohnung vor ſeine mit mir gehabte Muͤhe von
mir annehmen, ich habe ihm aber dennoch, nach-
dem ich allbereit mit thraͤnenden Augen Abſchied
von ihm genommen, 20. harte Thaler von demje-

nigen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0410" n="396"/>
Es hat, GOtt &#x017F;ey tau&#x017F;endmahl Danck, ihm und mir<lb/>
gelungen, denn nachdem er alle Zeichen eines ver-<lb/>
be&#x017F;&#x017F;erten Gemu&#x0364;ths wahrgenommen, reichete er mir<lb/>
das heilige Abendmahl, be&#x017F;uchte mich auch &#x017F;o lange,<lb/>
biß die Kranckheit ga&#x0364;ntzlich voru&#x0364;ber war, und ich<lb/>
wiederum in die freye Lufft gehen konte. Nun-<lb/>
mehro war die Haupt-Sache zwar gehoben, je-<lb/>
doch erregte der Satan fa&#x017F;t ta&#x0364;glich noch einen Zweif-<lb/>
fel in meiner Seelen, an der vollkommenen Be-<lb/>
gnadigung GOttes und Vergebung meiner Su&#x0364;n-<lb/>
den, derowegen be&#x017F;uchte ich den frommen Prie-<lb/>
&#x017F;ter fa&#x017F;t ta&#x0364;glich ein oder ein paar Stunden, und be-<lb/>
kam von ihm die allerkra&#x0364;fftig&#x017F;ten Tro&#x0364;&#x017F;tungen, au&#x017F;&#x017F;er<lb/>
die&#x017F;en &#x017F;chenckte er mir eine kleine Hand-Bibel, ein<lb/>
Ge&#x017F;ang-Buch, worinnen er mir die kra&#x0364;ftig&#x017F;ten Buß-<lb/>
und Tro&#x017F;t-Lieder ordentlich bezeichnete, Joh. A-<lb/>
rends Paradieß-Ga&#x0364;rtlein, dann noch das vortreffli-<lb/>
che Buch: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Mayers</hi></hi> verlohrnes und wieder gefunde-<lb/>
nes Kind GOttes, recommendirte mir auch u&#x0364;ber<lb/>
die&#x017F;e noch einige andere erbauliche Bu&#x0364;cher, die er<lb/>
&#x017F;chrifftlich auf&#x017F;etzte. Jch &#x017F;olgte &#x017F;einem gegebenen<lb/>
Nathe aufs allergenaue&#x017F;te, und habe nach der Zeit fa&#x017F;t<lb/>
keinen Tag ver&#x017F;a&#x0364;umet, in dergleichen Bu&#x0364;cher &#x017F;ehr<lb/>
fleißig zu le&#x017F;en, und meinen Lebens-Wandel darnach<lb/>
einzurichten, wie ich denn auch alle die&#x017F;elben mit<lb/>
auf die&#x017F;e Jn&#x017F;ul gebracht habe, und &#x017F;ie vor meinen<lb/>
allerbe&#x017F;ten Schatz halte.</p><lb/>
          <p>Der vortreffliche Gei&#x017F;tliche wolte durchaus kei-<lb/>
ne Belohnung vor &#x017F;eine mit mir gehabte Mu&#x0364;he von<lb/>
mir annehmen, ich habe ihm aber dennoch, nach-<lb/>
dem ich allbereit mit thra&#x0364;nenden Augen Ab&#x017F;chied<lb/>
von ihm genommen, 20. harte Thaler von demje-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nigen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[396/0410] Es hat, GOtt ſey tauſendmahl Danck, ihm und mir gelungen, denn nachdem er alle Zeichen eines ver- beſſerten Gemuͤths wahrgenommen, reichete er mir das heilige Abendmahl, beſuchte mich auch ſo lange, biß die Kranckheit gaͤntzlich voruͤber war, und ich wiederum in die freye Lufft gehen konte. Nun- mehro war die Haupt-Sache zwar gehoben, je- doch erregte der Satan faſt taͤglich noch einen Zweif- fel in meiner Seelen, an der vollkommenen Be- gnadigung GOttes und Vergebung meiner Suͤn- den, derowegen beſuchte ich den frommen Prie- ſter faſt taͤglich ein oder ein paar Stunden, und be- kam von ihm die allerkraͤfftigſten Troͤſtungen, auſſer dieſen ſchenckte er mir eine kleine Hand-Bibel, ein Geſang-Buch, worinnen er mir die kraͤftigſten Buß- und Troſt-Lieder ordentlich bezeichnete, Joh. A- rends Paradieß-Gaͤrtlein, dann noch das vortreffli- che Buch: Mayers verlohrnes und wieder gefunde- nes Kind GOttes, recommendirte mir auch uͤber dieſe noch einige andere erbauliche Buͤcher, die er ſchrifftlich aufſetzte. Jch ſolgte ſeinem gegebenen Nathe aufs allergenaueſte, und habe nach der Zeit faſt keinen Tag verſaͤumet, in dergleichen Buͤcher ſehr fleißig zu leſen, und meinen Lebens-Wandel darnach einzurichten, wie ich denn auch alle dieſelben mit auf dieſe Jnſul gebracht habe, und ſie vor meinen allerbeſten Schatz halte. Der vortreffliche Geiſtliche wolte durchaus kei- ne Belohnung vor ſeine mit mir gehabte Muͤhe von mir annehmen, ich habe ihm aber dennoch, nach- dem ich allbereit mit thraͤnenden Augen Abſchied von ihm genommen, 20. harte Thaler von demje- nigen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/410
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/410>, abgerufen am 25.11.2024.