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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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Französische Sprache befliß, auch was weniges
von dasiger Baukunst begriff, um zum wenigsten
doch etwas löbliches in Franckreich vorzunehmen.
Bey solcher Gelegenheit gerieth ich in die Bekand-
schafft zweyer Mecklenburgischer junger Edelleute,
die von einem Hofmeister geführet wurden. Weil
nun der letztere sich durch meine redliche Stellung
betrügen ließ, so erlaubte er mir zum öfftern diese
beyden jungen Herrn spaziren zu führen, zumahl,
wenn er Lust haben mochte seinen eigenen Streichen
nach zu gehen. Sie führeten starcke Gelder bey
sich, welches mir eine höchst vergnügliche Sache
war, sie derowegen in solche Compagnien führete,
wo sich vor dergleichen junge Lecker allerhand Er-
götzlichkeiten fanden, hergegen stellete ich mich an,
als ob das Spielen mir eine wiederwärtige Sache
sey, zumahl, da leicht zu mercken, daß sie beyder-
seits starcke Liebhaber davon wären. Mein Ca-
merad Stax muste endlich auch in ihre Bekand-
schafft kommen, dieser ließ einen stärckern Appetit
zum Spielen blicken, jedoch bey dem ersten, andern
und dritten Umgange, die jungen Herrn so wohl
als ihren Hofmeister mehr als zwey oder drittehalb
hundert Frantz-Gulden gewinnen. Jch bekam da-
vor, daß ich sie an einen so profitablen Ort gefüh-
ret, von dem ältesten eine kostbare Englische silber-
ne Uhr, von dem jüngsten aber einen silbernen De-
gen geschenckt, wurde auch gebethen, sie ferner in
andere dergleichen Compagnien zu führen, und
auf ihre Schantze so treulich wie bißhero Achtung
zu geben. Dieses geschahe einsmahls, und zwar
da der Hofmeister wegen einiger Kopff-Schmer-

tzen

Franzoͤſiſche Sprache befliß, auch was weniges
von daſiger Baukunſt begriff, um zum wenigſten
doch etwas loͤbliches in Franckreich vorzunehmen.
Bey ſolcher Gelegenheit gerieth ich in die Bekand-
ſchafft zweyer Mecklenburgiſcher junger Edelleute,
die von einem Hofmeiſter gefuͤhret wurden. Weil
nun der letztere ſich durch meine redliche Stellung
betruͤgen ließ, ſo erlaubte er mir zum oͤfftern dieſe
beyden jungen Herrn ſpaziren zu fuͤhren, zumahl,
wenn er Luſt haben mochte ſeinen eigenen Streichen
nach zu gehen. Sie fuͤhreten ſtarcke Gelder bey
ſich, welches mir eine hoͤchſt vergnuͤgliche Sache
war, ſie derowegen in ſolche Compagnien fuͤhrete,
wo ſich vor dergleichen junge Lecker allerhand Er-
goͤtzlichkeiten fanden, hergegen ſtellete ich mich an,
als ob das Spielen mir eine wiederwaͤrtige Sache
ſey, zumahl, da leicht zu mercken, daß ſie beyder-
ſeits ſtarcke Liebhaber davon waͤren. Mein Ca-
merad Stax muſte endlich auch in ihre Bekand-
ſchafft kommen, dieſer ließ einen ſtaͤrckern Appetit
zum Spielen blicken, jedoch bey dem erſten, andern
und dritten Umgange, die jungen Herrn ſo wohl
als ihren Hofmeiſter mehr als zwey oder drittehalb
hundert Frantz-Gulden gewinnen. Jch bekam da-
vor, daß ich ſie an einen ſo profitablen Ort gefuͤh-
ret, von dem aͤlteſten eine koſtbare Engliſche ſilber-
ne Uhr, von dem juͤngſten aber einen ſilbernen De-
gen geſchenckt, wurde auch gebethen, ſie ferner in
andere dergleichen Compagnien zu fuͤhren, und
auf ihre Schantze ſo treulich wie bißhero Achtung
zu geben. Dieſes geſchahe einsmahls, und zwar
da der Hofmeiſter wegen einiger Kopff-Schmer-

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[374/0388] Franzoͤſiſche Sprache befliß, auch was weniges von daſiger Baukunſt begriff, um zum wenigſten doch etwas loͤbliches in Franckreich vorzunehmen. Bey ſolcher Gelegenheit gerieth ich in die Bekand- ſchafft zweyer Mecklenburgiſcher junger Edelleute, die von einem Hofmeiſter gefuͤhret wurden. Weil nun der letztere ſich durch meine redliche Stellung betruͤgen ließ, ſo erlaubte er mir zum oͤfftern dieſe beyden jungen Herrn ſpaziren zu fuͤhren, zumahl, wenn er Luſt haben mochte ſeinen eigenen Streichen nach zu gehen. Sie fuͤhreten ſtarcke Gelder bey ſich, welches mir eine hoͤchſt vergnuͤgliche Sache war, ſie derowegen in ſolche Compagnien fuͤhrete, wo ſich vor dergleichen junge Lecker allerhand Er- goͤtzlichkeiten fanden, hergegen ſtellete ich mich an, als ob das Spielen mir eine wiederwaͤrtige Sache ſey, zumahl, da leicht zu mercken, daß ſie beyder- ſeits ſtarcke Liebhaber davon waͤren. Mein Ca- merad Stax muſte endlich auch in ihre Bekand- ſchafft kommen, dieſer ließ einen ſtaͤrckern Appetit zum Spielen blicken, jedoch bey dem erſten, andern und dritten Umgange, die jungen Herrn ſo wohl als ihren Hofmeiſter mehr als zwey oder drittehalb hundert Frantz-Gulden gewinnen. Jch bekam da- vor, daß ich ſie an einen ſo profitablen Ort gefuͤh- ret, von dem aͤlteſten eine koſtbare Engliſche ſilber- ne Uhr, von dem juͤngſten aber einen ſilbernen De- gen geſchenckt, wurde auch gebethen, ſie ferner in andere dergleichen Compagnien zu fuͤhren, und auf ihre Schantze ſo treulich wie bißhero Achtung zu geben. Dieſes geſchahe einsmahls, und zwar da der Hofmeiſter wegen einiger Kopff-Schmer- tzen

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/388>, abgerufen am 26.11.2024.