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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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subtilen Sayten auf der Geige meines liederlichen
und GOttes-vergessenen Lebens nicht mehr hätten
klingen wollen. So aber konte zu damahliger
Zeit mit den allerlistigsten Kunst-Griffen beym
Würffel- Basset- und andern kostbaren Karten-
Spielen, mein annoch beständiges gutes Conto
finden, wie ich denn eines Abends bey einer Assem-
blee
so glücklich war, von einem gewissen Major
1000. Thlr. baar Geld zu gewinnen. So viel
Geld getrauete ich mir unmöglich alleine durchzu-
bringen. Derowegen verschrieb meinen zurück-
gelassenen Kunst-Lehr- und Fecht-Meister zu mir,
übersandte ihm 200. Thlr. von dem gewonnenen
Gelde, mit dem Unterricht, daß er sich bey seiner
Ankunfft, vor allen Dingen einen Adelichen Nah-
men geben müsse, vor unsern Staat zu führen, solte
er hingegen, mich alleine sorgen lassen.

Er säumete nicht, sich unter einem vornehmen
Adelichen Geschlechts-Nahmen, der Eustachius von
S** lautete, einzustellen, gleichwohl muste es das
Ansehen bey allen andern haben, als ob wir beyde
einander niemahls mit Augen gesehen hätten, jedoch
in wenig Tagen, errichteten wir die allervertrauteste
Freundschafft, und bezogen zusammen ein Logis.
Es ist mir unmöglich, alle Arten der List und Boß-
heit anzuführen, durch welche wir binnen wenig
Monaten ein Capital von mehr als 2000. Thlr. zu-
sammen brachten, jedoch der Krug gieng so lange
zu Wasser, biß endlich der Henckel abbrach, denn
mein Compagnon wurde eines Abends, von einem
Cavalier, auf frischer That des falsch Spielens,
ertappt, und bekam von demselbigen eine tüchtige
Maulschelle.

Die-

ſubtilen Sayten auf der Geige meines liederlichen
und GOttes-vergeſſenen Lebens nicht mehr haͤtten
klingen wollen. So aber konte zu damahliger
Zeit mit den allerliſtigſten Kunſt-Griffen beym
Wuͤrffel- Baſſet- und andern koſtbaren Karten-
Spielen, mein annoch beſtaͤndiges gutes Conto
finden, wie ich denn eines Abends bey einer Aſſem-
blee
ſo gluͤcklich war, von einem gewiſſen Major
1000. Thlr. baar Geld zu gewinnen. So viel
Geld getrauete ich mir unmoͤglich alleine durchzu-
bringen. Derowegen verſchrieb meinen zuruͤck-
gelaſſenen Kunſt-Lehr- und Fecht-Meiſter zu mir,
uͤberſandte ihm 200. Thlr. von dem gewonnenen
Gelde, mit dem Unterricht, daß er ſich bey ſeiner
Ankunfft, vor allen Dingen einen Adelichen Nah-
men geben muͤſſe, vor unſern Staat zu fuͤhren, ſolte
er hingegen, mich alleine ſorgen laſſen.

Er ſaͤumete nicht, ſich unter einem vornehmen
Adelichen Geſchlechts-Nahmen, der Euſtachius von
S** lautete, einzuſtellen, gleichwohl muſte es das
Anſehen bey allen andern haben, als ob wir beyde
einander niemahls mit Augen geſehen haͤtten, jedoch
in wenig Tagen, errichteten wir die allervertrauteſte
Freundſchafft, und bezogen zuſammen ein Logis.
Es iſt mir unmoͤglich, alle Arten der Liſt und Boß-
heit anzufuͤhren, durch welche wir binnen wenig
Monaten ein Capital von mehr als 2000. Thlr. zu-
ſammen brachten, jedoch der Krug gieng ſo lange
zu Waſſer, biß endlich der Henckel abbrach, denn
mein Compagnon wurde eines Abends, von einem
Cavalier, auf friſcher That des falſch Spielens,
ertappt, und bekam von demſelbigen eine tuͤchtige
Maulſchelle.

Die-
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[372/0386] ſubtilen Sayten auf der Geige meines liederlichen und GOttes-vergeſſenen Lebens nicht mehr haͤtten klingen wollen. So aber konte zu damahliger Zeit mit den allerliſtigſten Kunſt-Griffen beym Wuͤrffel- Baſſet- und andern koſtbaren Karten- Spielen, mein annoch beſtaͤndiges gutes Conto finden, wie ich denn eines Abends bey einer Aſſem- blee ſo gluͤcklich war, von einem gewiſſen Major 1000. Thlr. baar Geld zu gewinnen. So viel Geld getrauete ich mir unmoͤglich alleine durchzu- bringen. Derowegen verſchrieb meinen zuruͤck- gelaſſenen Kunſt-Lehr- und Fecht-Meiſter zu mir, uͤberſandte ihm 200. Thlr. von dem gewonnenen Gelde, mit dem Unterricht, daß er ſich bey ſeiner Ankunfft, vor allen Dingen einen Adelichen Nah- men geben muͤſſe, vor unſern Staat zu fuͤhren, ſolte er hingegen, mich alleine ſorgen laſſen. Er ſaͤumete nicht, ſich unter einem vornehmen Adelichen Geſchlechts-Nahmen, der Euſtachius von S** lautete, einzuſtellen, gleichwohl muſte es das Anſehen bey allen andern haben, als ob wir beyde einander niemahls mit Augen geſehen haͤtten, jedoch in wenig Tagen, errichteten wir die allervertrauteſte Freundſchafft, und bezogen zuſammen ein Logis. Es iſt mir unmoͤglich, alle Arten der Liſt und Boß- heit anzufuͤhren, durch welche wir binnen wenig Monaten ein Capital von mehr als 2000. Thlr. zu- ſammen brachten, jedoch der Krug gieng ſo lange zu Waſſer, biß endlich der Henckel abbrach, denn mein Compagnon wurde eines Abends, von einem Cavalier, auf friſcher That des falſch Spielens, ertappt, und bekam von demſelbigen eine tuͤchtige Maulſchelle. Die-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/386>, abgerufen am 26.11.2024.