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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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ter aber, so wie ihr voriger Mann, Lutherisch, und
uns 3. Kinder auch in solcher Religion auferziehen
wolte, seinen deßfalls geschöpften Verdruß nicht
bergen konte, sondern bald nach der Hochzeit
Mutter und Kinder wie die Hunde tractirete, so
lange, bis sich dieselbe endlich bequemete, ihm nach
zu gehen, und uns Kinder in dem Reformirten Glau-
ben aufzuziehen. Sie hatte solchergestalt so wohl
als wir, eine zeitlang Friede im Hause, jedoch
nicht gar lange, denn weil mein Stief-Vater den
verzweifelten Brandtewein allzu sehr liebte, wurde
derselbe, wenn er sich zuweilen darinnen übernom-
men, fast gantz rasend, so, daß sich keins von den
Seinigen im Hause durffte sehen lassen. Meine
Mutter war also, und zwar mit ihrem mercklichen
Schaden, zu spät innen worden, daß sie das Abra-
then guter Leute, wegen der Heyrath mit diesem
Menschen, verlacht hatte; Allein, nunmehro halff
nichts als die liebe Gedult. Den ältesten Bruder
hatte dieser böse Mann gantz zu Schande geschla-
gen, so, daß er wegen Gebrechlichkeit zu keiner
starcken Arbeit etwas nutzte, sondern das Schnei-
der-Handwerck lernen mußte. Mit mir wäre er
ohnfehlbar auf gleiche Weise verfahren, allein, ich
lieff mit heimlicher Bewilligung meiner Mutter, im
zwölfften Jahre darvon, wurde von meines Vaters
Bruder, der ebenfalls ein Müller, und zwar an
der Saale, von guten Mitteln war, aufgenommen,
und nicht allein zum Handwercke angeführet, son-
dern auch zur Lutherischen Schule gehalten, so, daß
ich bald hernach zum heiligen Abendmahle gehen
konte.

Es

ter aber, ſo wie ihr voriger Mann, Lutheriſch, und
uns 3. Kinder auch in ſolcher Religion auferziehen
wolte, ſeinen deßfalls geſchoͤpften Verdruß nicht
bergen konte, ſondern bald nach der Hochzeit
Mutter und Kinder wie die Hunde tractirete, ſo
lange, bis ſich dieſelbe endlich bequemete, ihm nach
zu gehen, und uns Kinder in dem Reformirten Glau-
ben aufzuziehen. Sie hatte ſolchergeſtalt ſo wohl
als wir, eine zeitlang Friede im Hauſe, jedoch
nicht gar lange, denn weil mein Stief-Vater den
verzweifelten Brandtewein allzu ſehr liebte, wurde
derſelbe, wenn er ſich zuweilen darinnen uͤbernom-
men, faſt gantz raſend, ſo, daß ſich keins von den
Seinigen im Hauſe durffte ſehen laſſen. Meine
Mutter war alſo, und zwar mit ihrem mercklichen
Schaden, zu ſpaͤt innen worden, daß ſie das Abra-
then guter Leute, wegen der Heyrath mit dieſem
Menſchen, verlacht hatte; Allein, nunmehro halff
nichts als die liebe Gedult. Den aͤlteſten Bruder
hatte dieſer boͤſe Mann gantz zu Schande geſchla-
gen, ſo, daß er wegen Gebrechlichkeit zu keiner
ſtarcken Arbeit etwas nutzte, ſondern das Schnei-
der-Handwerck lernen mußte. Mit mir waͤre er
ohnfehlbar auf gleiche Weiſe verfahren, allein, ich
lieff mit heimlicher Bewilligung meiner Mutter, im
zwoͤlfften Jahre darvon, wurde von meines Vaters
Bruder, der ebenfalls ein Muͤller, und zwar an
der Saale, von guten Mitteln war, aufgenommen,
und nicht allein zum Handwercke angefuͤhret, ſon-
dern auch zur Lutheriſchen Schule gehalten, ſo, daß
ich bald hernach zum heiligen Abendmahle gehen
konte.

Es
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[363/0377] ter aber, ſo wie ihr voriger Mann, Lutheriſch, und uns 3. Kinder auch in ſolcher Religion auferziehen wolte, ſeinen deßfalls geſchoͤpften Verdruß nicht bergen konte, ſondern bald nach der Hochzeit Mutter und Kinder wie die Hunde tractirete, ſo lange, bis ſich dieſelbe endlich bequemete, ihm nach zu gehen, und uns Kinder in dem Reformirten Glau- ben aufzuziehen. Sie hatte ſolchergeſtalt ſo wohl als wir, eine zeitlang Friede im Hauſe, jedoch nicht gar lange, denn weil mein Stief-Vater den verzweifelten Brandtewein allzu ſehr liebte, wurde derſelbe, wenn er ſich zuweilen darinnen uͤbernom- men, faſt gantz raſend, ſo, daß ſich keins von den Seinigen im Hauſe durffte ſehen laſſen. Meine Mutter war alſo, und zwar mit ihrem mercklichen Schaden, zu ſpaͤt innen worden, daß ſie das Abra- then guter Leute, wegen der Heyrath mit dieſem Menſchen, verlacht hatte; Allein, nunmehro halff nichts als die liebe Gedult. Den aͤlteſten Bruder hatte dieſer boͤſe Mann gantz zu Schande geſchla- gen, ſo, daß er wegen Gebrechlichkeit zu keiner ſtarcken Arbeit etwas nutzte, ſondern das Schnei- der-Handwerck lernen mußte. Mit mir waͤre er ohnfehlbar auf gleiche Weiſe verfahren, allein, ich lieff mit heimlicher Bewilligung meiner Mutter, im zwoͤlfften Jahre darvon, wurde von meines Vaters Bruder, der ebenfalls ein Muͤller, und zwar an der Saale, von guten Mitteln war, aufgenommen, und nicht allein zum Handwercke angefuͤhret, ſon- dern auch zur Lutheriſchen Schule gehalten, ſo, daß ich bald hernach zum heiligen Abendmahle gehen konte. Es

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/377>, abgerufen am 25.11.2024.