Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

kein Bedencken, ihr Geld, Geschmeide, und andere
leicht fort zu bringende Sachen bey nächtlicher
Weile in unsere Hände zu liefern, derowegen liessen
wir ein rothes und ein blaues Officier-Kleid verfer-
tigen, kaufften 2. Degen, Stöcke, Hüte, und alles
was ein paar Cavalier nöthig haben. Vor uns
beyde aber liessen wir ein paar Laquayen-Kleider
machen. Kurtz! wir fädelten alle Anstalten, die bey-
den Nonnen in Officiers Habiten fort zu bringen, der-
massen klüglich und listig ein, daß wir an glücklicher
Ausführung unsers Vorhabens nicht im gering-
sten zweifeln konten. Mein Compagnon bestelle-
te also, nach völlig genommener Abrede, in der
nächsten Stadt eine Extra-Post, welche auf einen
gewissen Tag und Stunde parat stehen solte, ein
paar Officiers mit ihren Dienern abzuführen. Jn
unserer Vorstadt aber miethete er einen Lohn-Wa-
gen, schaffte unsere übrige Sachen hinaus, und
konte sich darauf verlassen, daß derselbe alle Minu-
ten, wenn es ihm beliebte, abfahren wolte. Die Of-
ficiers
Kleider und darzu gehörige Sachen, pra-
cticirt
en wir bey Tage in die verschlossene Orgel,
abends verschlossen wir uns selbst mit Feuer-Zeu-
gen und Blend-Laternen hinein. Unsere Nonnen
versäumeten nicht, sich zu bestimmter Zeit einzu-
stellen, verschlossen sich mit den empfangenen Offici-
ers.
Kleidern, weissen Peruquen und allen Zubehör,
in die Blasebalgs-Cammer, kleideten sich um, und
wurden hernach von uns glücklich zur Kirche, und in
die Vorstadt hinaus begleitet, worbey wir zugleich ih-
re eingepackten Nonnen-Kleider, nebst noch einigen
andern mitgebrachten Sachen, unter unsern Män-
teln mit fort trugen.

Es

kein Bedencken, ihr Geld, Geſchmeide, und andere
leicht fort zu bringende Sachen bey naͤchtlicher
Weile in unſere Haͤnde zu liefern, derowegen lieſſen
wir ein rothes und ein blaues Officier-Kleid verfer-
tigen, kaufften 2. Degen, Stoͤcke, Huͤte, und alles
was ein paar Cavalier noͤthig haben. Vor uns
beyde aber lieſſen wir ein paar Laquayen-Kleider
machen. Kurtz! wir faͤdelten alle Anſtalten, die bey-
den Nonnen in Officiers Habiten fort zu bringen, der-
maſſen kluͤglich und liſtig ein, daß wir an gluͤcklicher
Ausfuͤhrung unſers Vorhabens nicht im gering-
ſten zweifeln konten. Mein Compagnon beſtelle-
te alſo, nach voͤllig genommener Abrede, in der
naͤchſten Stadt eine Extra-Poſt, welche auf einen
gewiſſen Tag und Stunde parat ſtehen ſolte, ein
paar Officiers mit ihren Dienern abzufuͤhren. Jn
unſerer Vorſtadt aber miethete er einen Lohn-Wa-
gen, ſchaffte unſere uͤbrige Sachen hinaus, und
konte ſich darauf verlaſſen, daß derſelbe alle Minu-
ten, wenn es ihm beliebte, abfahren wolte. Die Of-
ficiers
Kleider und darzu gehoͤrige Sachen, pra-
cticirt
en wir bey Tage in die verſchloſſene Orgel,
abends verſchloſſen wir uns ſelbſt mit Feuer-Zeu-
gen und Blend-Laternen hinein. Unſere Nonnen
verſaͤumeten nicht, ſich zu beſtimmter Zeit einzu-
ſtellen, verſchloſſen ſich mit den empfangenen Offici-
ers.
Kleidern, weiſſen Peruquen und allen Zubehoͤr,
in die Blaſebalgs-Cammer, kleideten ſich um, und
wurden hernach von uns gluͤcklich zur Kirche, und in
die Vorſtadt hinaus begleitet, worbey wir zugleich ih-
re eingepackten Nonnen-Kleider, nebſt noch einigen
andern mitgebrachten Sachen, unter unſern Maͤn-
teln mit fort trugen.

Es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0363" n="349"/>
kein Bedencken, ihr Geld, Ge&#x017F;chmeide, und andere<lb/>
leicht fort zu bringende Sachen bey na&#x0364;chtlicher<lb/>
Weile in un&#x017F;ere Ha&#x0364;nde zu liefern, derowegen lie&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wir ein rothes und ein blaues <hi rendition="#aq">Officier</hi>-Kleid verfer-<lb/>
tigen, kaufften 2. Degen, Sto&#x0364;cke, Hu&#x0364;te, und alles<lb/>
was ein paar <hi rendition="#aq">Cavalier</hi> no&#x0364;thig haben. Vor uns<lb/>
beyde aber lie&#x017F;&#x017F;en wir ein paar <hi rendition="#aq">Laquayen</hi>-Kleider<lb/>
machen. Kurtz! wir fa&#x0364;delten alle An&#x017F;talten, die bey-<lb/>
den Nonnen in <hi rendition="#aq">Officiers Habit</hi>en fort zu bringen, der-<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en klu&#x0364;glich und li&#x017F;tig ein, daß wir an glu&#x0364;cklicher<lb/>
Ausfu&#x0364;hrung un&#x017F;ers Vorhabens nicht im gering-<lb/>
&#x017F;ten zweifeln konten. Mein <hi rendition="#aq">Compagnon</hi> be&#x017F;telle-<lb/>
te al&#x017F;o, nach vo&#x0364;llig genommener Abrede, in der<lb/>
na&#x0364;ch&#x017F;ten Stadt eine <hi rendition="#aq">Extra</hi>-Po&#x017F;t, welche auf einen<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;en Tag und Stunde <hi rendition="#aq">parat</hi> &#x017F;tehen &#x017F;olte, ein<lb/>
paar <hi rendition="#aq">Officiers</hi> mit ihren Dienern abzufu&#x0364;hren. Jn<lb/>
un&#x017F;erer Vor&#x017F;tadt aber miethete er einen Lohn-Wa-<lb/>
gen, &#x017F;chaffte un&#x017F;ere u&#x0364;brige Sachen hinaus, und<lb/>
konte &#x017F;ich darauf verla&#x017F;&#x017F;en, daß der&#x017F;elbe alle Minu-<lb/>
ten, wenn es ihm beliebte, abfahren wolte. Die <hi rendition="#aq">Of-<lb/>
ficiers</hi> Kleider und darzu geho&#x0364;rige Sachen, <hi rendition="#aq">pra-<lb/>
cticirt</hi>en wir bey Tage in die ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ene Orgel,<lb/>
abends ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en wir uns &#x017F;elb&#x017F;t mit Feuer-Zeu-<lb/>
gen und Blend-Laternen hinein. Un&#x017F;ere Nonnen<lb/>
ver&#x017F;a&#x0364;umeten nicht, &#x017F;ich zu be&#x017F;timmter Zeit einzu-<lb/>
&#x017F;tellen, ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich mit den empfangenen <hi rendition="#aq">Offici-<lb/>
ers.</hi> Kleidern, wei&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Peruquen</hi> und allen Zubeho&#x0364;r,<lb/>
in die Bla&#x017F;ebalgs-Cammer, kleideten &#x017F;ich um, und<lb/>
wurden hernach von uns glu&#x0364;cklich zur Kirche, und in<lb/>
die Vor&#x017F;tadt hinaus begleitet, worbey wir zugleich ih-<lb/>
re eingepackten Nonnen-Kleider, neb&#x017F;t noch einigen<lb/>
andern mitgebrachten Sachen, unter un&#x017F;ern Ma&#x0364;n-<lb/>
teln mit fort trugen.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[349/0363] kein Bedencken, ihr Geld, Geſchmeide, und andere leicht fort zu bringende Sachen bey naͤchtlicher Weile in unſere Haͤnde zu liefern, derowegen lieſſen wir ein rothes und ein blaues Officier-Kleid verfer- tigen, kaufften 2. Degen, Stoͤcke, Huͤte, und alles was ein paar Cavalier noͤthig haben. Vor uns beyde aber lieſſen wir ein paar Laquayen-Kleider machen. Kurtz! wir faͤdelten alle Anſtalten, die bey- den Nonnen in Officiers Habiten fort zu bringen, der- maſſen kluͤglich und liſtig ein, daß wir an gluͤcklicher Ausfuͤhrung unſers Vorhabens nicht im gering- ſten zweifeln konten. Mein Compagnon beſtelle- te alſo, nach voͤllig genommener Abrede, in der naͤchſten Stadt eine Extra-Poſt, welche auf einen gewiſſen Tag und Stunde parat ſtehen ſolte, ein paar Officiers mit ihren Dienern abzufuͤhren. Jn unſerer Vorſtadt aber miethete er einen Lohn-Wa- gen, ſchaffte unſere uͤbrige Sachen hinaus, und konte ſich darauf verlaſſen, daß derſelbe alle Minu- ten, wenn es ihm beliebte, abfahren wolte. Die Of- ficiers Kleider und darzu gehoͤrige Sachen, pra- cticirten wir bey Tage in die verſchloſſene Orgel, abends verſchloſſen wir uns ſelbſt mit Feuer-Zeu- gen und Blend-Laternen hinein. Unſere Nonnen verſaͤumeten nicht, ſich zu beſtimmter Zeit einzu- ſtellen, verſchloſſen ſich mit den empfangenen Offici- ers. Kleidern, weiſſen Peruquen und allen Zubehoͤr, in die Blaſebalgs-Cammer, kleideten ſich um, und wurden hernach von uns gluͤcklich zur Kirche, und in die Vorſtadt hinaus begleitet, worbey wir zugleich ih- re eingepackten Nonnen-Kleider, nebſt noch einigen andern mitgebrachten Sachen, unter unſern Maͤn- teln mit fort trugen. Es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/363
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/363>, abgerufen am 24.11.2024.