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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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tholic war, hatte kaum Erlaubniß bekommen kön-
nen, mich mündlich zu sprechen, erforschte dero-
wegen desto genauer, was die Sache, nach meinem
Vorgeben, vor eine Bewandniß habe, und da er
endlich den Verlauff von mir vernommen, sprach
er: Traget nur Gedult, und bleibet bey der reinen
Wahrheit, ich hoffe, ihr sollet morgen oder über-
morgen bey dem Bischoff selbst zum Verhör kom-
men. Solches traff ein, denn nach Verlauff zwey-
er Nächte, wurde ich von den Ketten befreyet, und
gerades Wegs in den Bischöfflichen Pallast, ja so
gar in dessen Zimmer geführet, allwo derselbe auf
seinem Stuhl saß, und das wurmstichige Bildniß
des heil. Bonifacii, auf einem kleinen Tische, vor
sich liegen hatte. Zu seiner Seiten stunden ver-
schiedene Bedienten, etwas weiter unten aber mein
Ankläger, der meine Mütze mit den Cremnizer
Ducat
en in Händen hatte, und denn mein Meister.
So bald ich meinen Reverenz gemacht, fragte der
Bischoff mit einer zornigen Geberde: Bist du der
frevele Ketzer, welcher das wunderthätige Bild
des heil. Bonifacii, boshaffter weise zerbrochen,
und über dieses schimpflich von demselben gespro-
chen hat? Hochwürdigster, Gnädigster Herr!
gab ich zur Antwort, ich rufe denjenigen GOtt,
den so wohl die Lutherisch-als die Römisch-Catholi-
schen Christen anbeten, zum Zeugen an, daß ich die-
ses Heiligen Bild nicht muthwilliger oder boshaff-
ter weise zerbrochen, sondern gleich wie es, dem Au-
genscheine nach, gar sehr wurmstichig, ist es mir
unter den Händen entzwey gegangen, und zwar
vermuthlich nicht ohne sonderbare Göttliche Fü-

gung,

tholic war, hatte kaum Erlaubniß bekommen koͤn-
nen, mich muͤndlich zu ſprechen, erforſchte dero-
wegen deſto genauer, was die Sache, nach meinem
Vorgeben, vor eine Bewandniß habe, und da er
endlich den Verlauff von mir vernommen, ſprach
er: Traget nur Gedult, und bleibet bey der reinen
Wahrheit, ich hoffe, ihr ſollet morgen oder uͤber-
morgen bey dem Biſchoff ſelbſt zum Verhoͤr kom-
men. Solches traff ein, denn nach Verlauff zwey-
er Naͤchte, wurde ich von den Ketten befreyet, und
gerades Wegs in den Biſchoͤfflichen Pallaſt, ja ſo
gar in deſſen Zimmer gefuͤhret, allwo derſelbe auf
ſeinem Stuhl ſaß, und das wurmſtichige Bildniß
des heil. Bonifacii, auf einem kleinen Tiſche, vor
ſich liegen hatte. Zu ſeiner Seiten ſtunden ver-
ſchiedene Bedienten, etwas weiter unten aber mein
Anklaͤger, der meine Muͤtze mit den Cremnizer
Ducat
en in Haͤnden hatte, und denn mein Meiſter.
So bald ich meinen Reverenz gemacht, fragte der
Biſchoff mit einer zornigen Geberde: Biſt du der
frevele Ketzer, welcher das wunderthaͤtige Bild
des heil. Bonifacii, boshaffter weiſe zerbrochen,
und uͤber dieſes ſchimpflich von demſelben geſpro-
chen hat? Hochwuͤrdigſter, Gnaͤdigſter Herr!
gab ich zur Antwort, ich rufe denjenigen GOtt,
den ſo wohl die Lutheriſch-als die Roͤmiſch-Catholi-
ſchen Chriſten anbeten, zum Zeugen an, daß ich die-
ſes Heiligen Bild nicht muthwilliger oder boshaff-
ter weiſe zerbrochen, ſondern gleich wie es, dem Au-
genſcheine nach, gar ſehr wurmſtichig, iſt es mir
unter den Haͤnden entzwey gegangen, und zwar
vermuthlich nicht ohne ſonderbare Goͤttliche Fuͤ-

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[335/0349] tholic war, hatte kaum Erlaubniß bekommen koͤn- nen, mich muͤndlich zu ſprechen, erforſchte dero- wegen deſto genauer, was die Sache, nach meinem Vorgeben, vor eine Bewandniß habe, und da er endlich den Verlauff von mir vernommen, ſprach er: Traget nur Gedult, und bleibet bey der reinen Wahrheit, ich hoffe, ihr ſollet morgen oder uͤber- morgen bey dem Biſchoff ſelbſt zum Verhoͤr kom- men. Solches traff ein, denn nach Verlauff zwey- er Naͤchte, wurde ich von den Ketten befreyet, und gerades Wegs in den Biſchoͤfflichen Pallaſt, ja ſo gar in deſſen Zimmer gefuͤhret, allwo derſelbe auf ſeinem Stuhl ſaß, und das wurmſtichige Bildniß des heil. Bonifacii, auf einem kleinen Tiſche, vor ſich liegen hatte. Zu ſeiner Seiten ſtunden ver- ſchiedene Bedienten, etwas weiter unten aber mein Anklaͤger, der meine Muͤtze mit den Cremnizer Ducaten in Haͤnden hatte, und denn mein Meiſter. So bald ich meinen Reverenz gemacht, fragte der Biſchoff mit einer zornigen Geberde: Biſt du der frevele Ketzer, welcher das wunderthaͤtige Bild des heil. Bonifacii, boshaffter weiſe zerbrochen, und uͤber dieſes ſchimpflich von demſelben geſpro- chen hat? Hochwuͤrdigſter, Gnaͤdigſter Herr! gab ich zur Antwort, ich rufe denjenigen GOtt, den ſo wohl die Lutheriſch-als die Roͤmiſch-Catholi- ſchen Chriſten anbeten, zum Zeugen an, daß ich die- ſes Heiligen Bild nicht muthwilliger oder boshaff- ter weiſe zerbrochen, ſondern gleich wie es, dem Au- genſcheine nach, gar ſehr wurmſtichig, iſt es mir unter den Haͤnden entzwey gegangen, und zwar vermuthlich nicht ohne ſonderbare Goͤttliche Fuͤ- gung,

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/349>, abgerufen am 22.11.2024.