selbigen Abend eine Compagnie von 5. oder 6. ho- netten Personen zusammen, unter selbigen aber zwey Hof-Bediente fanden, die, wie ich aus ihren Gesprächen hörete, täglich sehr nahe um den Landes- Herrn waren.
Das Gespräch kam endlich auf die beyden La- boranten, und da ich ihre Haupt-Streiche ausge- kundschafft, und in Erfahrung gebracht, daß ein gewisser Minister von ihren Künsten gäntzlich be- zaubert sey, auch nicht das geringste Mißtrauen in sie setzte, hergegen der meiste Hauffe, diese Kerls vor Land-Läuffer und Betrüger hielte, kartete ich mit vorerwehnten beyden Hof-Bedienten, noch sel- bigen Abend, die Sache dergestalt heimlich ab, daß sie mich bey Nachts-Zeit mit auf die Burg führeten, ihrem Principal mein hertzhafftes Unternehmen vorstelleten, und es endlich dahin brachten, den bey- den berüchtigen Spitz-Buben entgegen gestellet zu werden, welche den strengesten Befehl erhielten, ihre gerühmte Probe in meiner Gegenwart zu machen, und sich von mir tentiren zu lassen.
Ey Himmel! wie erschracken Meister Elias und Elisaeus nicht, da ich ihnen so unvermuthet vor die Augen kam, allein die abgefeimten Betrüger wuß- ten sich augenblicklich in den Handel zu finden und anzustellen, als ob sie mich Zeit Lebens nicht mit Au- gen gesehen hätten. Jch sparete keine Mühe, den Eliam wegen seiner Verjüngerung, Entzückungen, geheimen Offenbarungen und andern von ihm selbst erzehlten Streichen aufs allerempfindlichste zu schrauben, welches er aber alles, ohne besondere Passion zu zeigen, einfraß, und sich nur darauf ver-
ließ
u 3
ſelbigen Abend eine Compagnie von 5. oder 6. ho- netten Perſonen zuſammen, unter ſelbigen aber zwey Hof-Bediente fanden, die, wie ich aus ihren Geſpraͤchen hoͤrete, taͤglich ſehr nahe um den Landes- Herrn waren.
Das Geſpraͤch kam endlich auf die beyden La- boranten, und da ich ihre Haupt-Streiche ausge- kundſchafft, und in Erfahrung gebracht, daß ein gewiſſer Miniſter von ihren Kuͤnſten gaͤntzlich be- zaubert ſey, auch nicht das geringſte Mißtrauen in ſie ſetzte, hergegen der meiſte Hauffe, dieſe Kerls vor Land-Laͤuffer und Betruͤger hielte, kartete ich mit vorerwehnten beyden Hof-Bedienten, noch ſel- bigen Abend, die Sache dergeſtalt heimlich ab, daß ſie mich bey Nachts-Zeit mit auf die Burg fuͤhreten, ihrem Principal mein hertzhafftes Unternehmen vorſtelleten, und es endlich dahin brachten, den bey- den beruͤchtigen Spitz-Buben entgegen geſtellet zu werden, welche den ſtrengeſten Befehl erhielten, ihre geruͤhmte Probe in meiner Gegenwart zu machen, und ſich von mir tentiren zu laſſen.
Ey Himmel! wie erſchracken Meiſter Elias und Eliſæus nicht, da ich ihnen ſo unvermuthet vor die Augen kam, allein die abgefeimten Betruͤger wuß- ten ſich augenblicklich in den Handel zu finden und anzuſtellen, als ob ſie mich Zeit Lebens nicht mit Au- gen geſehen haͤtten. Jch ſparete keine Muͤhe, den Eliam wegen ſeiner Verjuͤngerung, Entzuͤckungen, geheimen Offenbarungen und andern von ihm ſelbſt erzehlten Streichen aufs allerempfindlichſte zu ſchrauben, welches er aber alles, ohne beſondere Paſſion zu zeigen, einfraß, und ſich nur darauf ver-
ließ
u 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0323"n="309"/>ſelbigen Abend eine <hirendition="#aq">Compagnie</hi> von 5. oder 6. <hirendition="#aq">ho-<lb/>
nett</hi>en Perſonen zuſammen, unter ſelbigen aber<lb/>
zwey Hof-Bediente fanden, die, wie ich aus ihren<lb/>
Geſpraͤchen hoͤrete, taͤglich ſehr nahe um den Landes-<lb/>
Herrn waren.</p><lb/><p>Das Geſpraͤch kam endlich auf die beyden <hirendition="#aq">La-<lb/>
borant</hi>en, und da ich ihre Haupt-Streiche ausge-<lb/>
kundſchafft, und in Erfahrung gebracht, daß ein<lb/>
gewiſſer <hirendition="#aq">Miniſter</hi> von ihren Kuͤnſten gaͤntzlich be-<lb/>
zaubert ſey, auch nicht das geringſte Mißtrauen in<lb/>ſie ſetzte, hergegen der meiſte Hauffe, dieſe Kerls<lb/>
vor Land-Laͤuffer und Betruͤger hielte, kartete ich<lb/>
mit vorerwehnten beyden Hof-Bedienten, noch ſel-<lb/>
bigen Abend, die Sache dergeſtalt heimlich ab, daß<lb/>ſie mich bey Nachts-Zeit mit auf die Burg fuͤhreten,<lb/>
ihrem <hirendition="#aq">Principal</hi> mein hertzhafftes Unternehmen<lb/>
vorſtelleten, und es endlich dahin brachten, den bey-<lb/>
den beruͤchtigen Spitz-Buben entgegen geſtellet zu<lb/>
werden, welche den ſtrengeſten Befehl erhielten, ihre<lb/>
geruͤhmte Probe in meiner Gegenwart zu machen,<lb/>
und ſich von mir <hirendition="#aq">tentir</hi>en zu laſſen.</p><lb/><p>Ey Himmel! wie erſchracken Meiſter <hirendition="#aq">Elias</hi> und<lb/><hirendition="#aq">Eliſæus</hi> nicht, da ich ihnen ſo unvermuthet vor die<lb/>
Augen kam, allein die abgefeimten Betruͤger wuß-<lb/>
ten ſich augenblicklich in den Handel zu finden und<lb/>
anzuſtellen, als ob ſie mich Zeit Lebens nicht mit Au-<lb/>
gen geſehen haͤtten. Jch ſparete keine Muͤhe, den<lb/><hirendition="#aq">Eliam</hi> wegen ſeiner Verjuͤngerung, Entzuͤckungen,<lb/>
geheimen Offenbarungen und andern von ihm<lb/>ſelbſt erzehlten Streichen aufs allerempfindlichſte<lb/>
zu ſchrauben, welches er aber alles, ohne beſondere<lb/><hirendition="#aq">Paſſion</hi> zu zeigen, einfraß, und ſich nur darauf ver-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">u 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">ließ</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[309/0323]
ſelbigen Abend eine Compagnie von 5. oder 6. ho-
netten Perſonen zuſammen, unter ſelbigen aber
zwey Hof-Bediente fanden, die, wie ich aus ihren
Geſpraͤchen hoͤrete, taͤglich ſehr nahe um den Landes-
Herrn waren.
Das Geſpraͤch kam endlich auf die beyden La-
boranten, und da ich ihre Haupt-Streiche ausge-
kundſchafft, und in Erfahrung gebracht, daß ein
gewiſſer Miniſter von ihren Kuͤnſten gaͤntzlich be-
zaubert ſey, auch nicht das geringſte Mißtrauen in
ſie ſetzte, hergegen der meiſte Hauffe, dieſe Kerls
vor Land-Laͤuffer und Betruͤger hielte, kartete ich
mit vorerwehnten beyden Hof-Bedienten, noch ſel-
bigen Abend, die Sache dergeſtalt heimlich ab, daß
ſie mich bey Nachts-Zeit mit auf die Burg fuͤhreten,
ihrem Principal mein hertzhafftes Unternehmen
vorſtelleten, und es endlich dahin brachten, den bey-
den beruͤchtigen Spitz-Buben entgegen geſtellet zu
werden, welche den ſtrengeſten Befehl erhielten, ihre
geruͤhmte Probe in meiner Gegenwart zu machen,
und ſich von mir tentiren zu laſſen.
Ey Himmel! wie erſchracken Meiſter Elias und
Eliſæus nicht, da ich ihnen ſo unvermuthet vor die
Augen kam, allein die abgefeimten Betruͤger wuß-
ten ſich augenblicklich in den Handel zu finden und
anzuſtellen, als ob ſie mich Zeit Lebens nicht mit Au-
gen geſehen haͤtten. Jch ſparete keine Muͤhe, den
Eliam wegen ſeiner Verjuͤngerung, Entzuͤckungen,
geheimen Offenbarungen und andern von ihm
ſelbſt erzehlten Streichen aufs allerempfindlichſte
zu ſchrauben, welches er aber alles, ohne beſondere
Paſſion zu zeigen, einfraß, und ſich nur darauf ver-
ließ
u 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/323>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.