wegen geschehen, seyd ihr und alle eure Gön- ner, in Wahrheit nichtcapablezu widerstehen. GebrauchetRaison, Monsieur,und machet von dieser meiner Schrifft keinBruit,sonsten wird der Verdacht ohnfehlbar auf eine Person fal- len, die nur dasPlaisirgehabt hat, euch von ferne kennen zu lernen, sich aber dennoch nennet
Monsieur, Eurer Liebsten und eure gute FreundinN. N.
Bey so gestalten Sachen konte ich wohl ohn Schertz sagen; Inter sacrum & saxum sto! Friß Vogel oder stirb. Jedoch mußte die Sache erstlich mit meinen, in Hoffnung habenden Schwieger- Eltern, so wohl als mit der Liebste selbst überlegen, und da diese ingesamt riethen, nur aufs eiligste ab- zureifen, und nicht eher wieder zu kommen, bis sie mir die Versicherung überschrieben, daß sich der itzige Sturm gelegt, oder ich mir selbst eine gute bleibende Stätte ausgemacht hätte, ging ich mit der ersten Post auf mein Vater-Land zu, nachdem mir Eleonore die kräfftigsten Versicherungen gege- ben, nimmermehr keinen andern als mich zu heyra- then, sondern viel lieber Zeit Lebens ledig zu bleiben.
Zum größten Unglücke war ich auf die Gedancken gerathen, meinem Vormunde einen Brief voraus zu schicken, und ihm den Post-Tag zu melden, an welchem ich bey ihm eintreffen, mich aufs eiligste mit ihm berechnen, und so dann die Reise nach einer an- dern Universität fortsetzen wolte, denn es wurde
mir
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wegen geſchehen, ſeyd ihr und alle eure Goͤn- ner, in Wahrheit nichtcapablezu widerſtehen. GebrauchetRaiſon, Monſieur,und machet von dieſer meiner Schrifft keinBruit,ſonſten wird der Verdacht ohnfehlbar auf eine Perſon fal- len, die nur dasPlaiſirgehabt hat, euch von ferne kennen zu lernen, ſich aber dennoch nennet
Monſieur, Eurer Liebſten und eure gute FreundinN. N.
Bey ſo geſtalten Sachen konte ich wohl ohn Schertz ſagen; Inter ſacrum & ſaxum ſto! Friß Vogel oder ſtirb. Jedoch mußte die Sache erſtlich mit meinen, in Hoffnung habenden Schwieger- Eltern, ſo wohl als mit der Liebſte ſelbſt uͤberlegen, und da dieſe ingeſamt riethen, nur aufs eiligſte ab- zureifen, und nicht eher wieder zu kommen, bis ſie mir die Verſicherung uͤberſchrieben, daß ſich der itzige Sturm gelegt, oder ich mir ſelbſt eine gute bleibende Staͤtte ausgemacht haͤtte, ging ich mit der erſten Poſt auf mein Vater-Land zu, nachdem mir Eleonore die kraͤfftigſten Verſicherungen gege- ben, nimmermehr keinen andern als mich zu heyra- then, ſondern viel lieber Zeit Lebens ledig zu bleiben.
Zum groͤßten Ungluͤcke war ich auf die Gedancken gerathen, meinem Vormunde einen Brief voraus zu ſchicken, und ihm den Poſt-Tag zu melden, an welchem ich bey ihm eintreffen, mich aufs eiligſte mit ihm berechnen, und ſo dann die Reiſe nach einer an- dern Univerſitaͤt fortſetzen wolte, denn es wurde
mir
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wegen geſchehen, ſeyd ihr und alle eure Goͤn-
ner, in Wahrheit nicht capable zu widerſtehen.
Gebrauchet Raiſon, Monſieur, und machet von
dieſer meiner Schrifft kein Bruit, ſonſten wird
der Verdacht ohnfehlbar auf eine Perſon fal-
len, die nur das Plaiſir gehabt hat, euch von
ferne kennen zu lernen, ſich aber dennoch
nennet
Monſieur,
Eurer Liebſten und eure
gute Freundin N. N.
Bey ſo geſtalten Sachen konte ich wohl ohn
Schertz ſagen; Inter ſacrum & ſaxum ſto! Friß
Vogel oder ſtirb. Jedoch mußte die Sache erſtlich
mit meinen, in Hoffnung habenden Schwieger-
Eltern, ſo wohl als mit der Liebſte ſelbſt uͤberlegen,
und da dieſe ingeſamt riethen, nur aufs eiligſte ab-
zureifen, und nicht eher wieder zu kommen, bis ſie
mir die Verſicherung uͤberſchrieben, daß ſich der
itzige Sturm gelegt, oder ich mir ſelbſt eine gute
bleibende Staͤtte ausgemacht haͤtte, ging ich mit
der erſten Poſt auf mein Vater-Land zu, nachdem
mir Eleonore die kraͤfftigſten Verſicherungen gege-
ben, nimmermehr keinen andern als mich zu heyra-
then, ſondern viel lieber Zeit Lebens ledig zu bleiben.
Zum groͤßten Ungluͤcke war ich auf die Gedancken
gerathen, meinem Vormunde einen Brief voraus
zu ſchicken, und ihm den Poſt-Tag zu melden, an
welchem ich bey ihm eintreffen, mich aufs eiligſte mit
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/227>, abgerufen am 24.11.2024.
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