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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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gesessen hätte. Jedoch da mir die erwehlte Profes-
sion
nach und nach, und zwar ie länger ie besser zu ge-
fallen begunnte, der Herr auch nur zuweilen etwas
wunderlich, sonsten aber ein ziemlich gütiger Mann
war, suchte ich mich, so viel als möglich, unter die
Hand meines Verhängnisses zu demüthigen, und
befand das gemeine Sprüchwort: Lust und Lie-
be zum Dinge, macht alle Arbeit geringe,
in
der That wahr zu seyn. Denn ich fassete nicht
allein alle bey dieser Profession mir gezeigten Vor-
theile, weit leichter als andere, so mit mir certirten,
sondern machte mir die treffliche Gelegenheit, in
Anatomicis einen guten Grund zu legen, sehr wohl
zu Nutze, wendete die, wiewohl selten müßigen Ta-
ges-Stunden, auf Lesung nützlicher Bücher, brach
auch nicht selten früh morgens ein paar Stunden
vom Schlafe ab, um nur bey Zeiten was rechts zu
begreiffen.

Jnzwischen machte ich nun zwar, welches nicht zu
läugnen, auch in meiner Lehre allerhand lustige Pos-
sen, iedoch weil keine Bosheit, noch besonderer Nach-
theil des Nächsten darunter versirte, ließ es mein
Vorgesetzter, so dann und wann ohne Strafe hinge-
hen, und wenn zuweilen etwas ingenieuses passirt
war, merckte ers zwar, und that doch als ob ers nicht
merckte. Jch trage ein billiges Bedencken viel von
solchen Jugend-und Jungens-Possen zu recapituli-
ren, doch einen eintzigen nicht gar wohl überlegten lu-
stigen Streich, muß ich wohl melden, weil selbiger die
eintzige Ursache war, daß mich mein Herr zum ersten
und letzten mahle mit dem Spanischen Rohre, und
zwar wohlverdienter massen tractirte.

Jch

geſeſſen haͤtte. Jedoch da mir die erwehlte Profeſ-
ſion
nach und nach, und zwar ie laͤnger ie beſſer zu ge-
fallen begunnte, der Herr auch nur zuweilen etwas
wunderlich, ſonſten aber ein ziemlich guͤtiger Mann
war, ſuchte ich mich, ſo viel als moͤglich, unter die
Hand meines Verhaͤngniſſes zu demuͤthigen, und
befand das gemeine Spruͤchwort: Luſt und Lie-
be zum Dinge, macht alle Arbeit geringe,
in
der That wahr zu ſeyn. Denn ich faſſete nicht
allein alle bey dieſer Profeſſion mir gezeigten Vor-
theile, weit leichter als andere, ſo mit mir certirten,
ſondern machte mir die treffliche Gelegenheit, in
Anatomicis einen guten Grund zu legen, ſehr wohl
zu Nutze, wendete die, wiewohl ſelten muͤßigen Ta-
ges-Stunden, auf Leſung nuͤtzlicher Buͤcher, brach
auch nicht ſelten fruͤh morgens ein paar Stunden
vom Schlafe ab, um nur bey Zeiten was rechts zu
begreiffen.

Jnzwiſchen machte ich nun zwar, welches nicht zu
laͤugnen, auch in meiner Lehre allerhand luſtige Poſ-
ſen, iedoch weil keine Bosheit, noch beſonderer Nach-
theil des Naͤchſten darunter verſirte, ließ es mein
Vorgeſetzter, ſo dann und wann ohne Strafe hinge-
hen, und wenn zuweilen etwas ingenieuſes paſſirt
war, merckte ers zwar, und that doch als ob ers nicht
merckte. Jch trage ein billiges Bedencken viel von
ſolchen Jugend-und Jungens-Poſſen zu recapituli-
ren, doch einen eintzigen nicht gar wohl uͤberlegten lu-
ſtigen Streich, muß ich wohl melden, weil ſelbiger die
eintzige Urſache war, daß mich mein Herr zum erſten
und letzten mahle mit dem Spaniſchen Rohre, und
zwar wohlverdienter maſſen tractirte.

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[187/0201] geſeſſen haͤtte. Jedoch da mir die erwehlte Profeſ- ſion nach und nach, und zwar ie laͤnger ie beſſer zu ge- fallen begunnte, der Herr auch nur zuweilen etwas wunderlich, ſonſten aber ein ziemlich guͤtiger Mann war, ſuchte ich mich, ſo viel als moͤglich, unter die Hand meines Verhaͤngniſſes zu demuͤthigen, und befand das gemeine Spruͤchwort: Luſt und Lie- be zum Dinge, macht alle Arbeit geringe, in der That wahr zu ſeyn. Denn ich faſſete nicht allein alle bey dieſer Profeſſion mir gezeigten Vor- theile, weit leichter als andere, ſo mit mir certirten, ſondern machte mir die treffliche Gelegenheit, in Anatomicis einen guten Grund zu legen, ſehr wohl zu Nutze, wendete die, wiewohl ſelten muͤßigen Ta- ges-Stunden, auf Leſung nuͤtzlicher Buͤcher, brach auch nicht ſelten fruͤh morgens ein paar Stunden vom Schlafe ab, um nur bey Zeiten was rechts zu begreiffen. Jnzwiſchen machte ich nun zwar, welches nicht zu laͤugnen, auch in meiner Lehre allerhand luſtige Poſ- ſen, iedoch weil keine Bosheit, noch beſonderer Nach- theil des Naͤchſten darunter verſirte, ließ es mein Vorgeſetzter, ſo dann und wann ohne Strafe hinge- hen, und wenn zuweilen etwas ingenieuſes paſſirt war, merckte ers zwar, und that doch als ob ers nicht merckte. Jch trage ein billiges Bedencken viel von ſolchen Jugend-und Jungens-Poſſen zu recapituli- ren, doch einen eintzigen nicht gar wohl uͤberlegten lu- ſtigen Streich, muß ich wohl melden, weil ſelbiger die eintzige Urſache war, daß mich mein Herr zum erſten und letzten mahle mit dem Spaniſchen Rohre, und zwar wohlverdienter maſſen tractirte. Jch

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/201>, abgerufen am 22.11.2024.