etwa das Nachsehen haben müssen. Herr Mag. Schmeltzer mußte selbst über dessen Worte lachen, sagte aber: Mein Herr Wolffgang! eure treuher- tzige Sorgfalt solte mich fast dahin verleiten, euch zu meinem Vorsprecher bey der artigen Christiana Vir- gilia anzunehmen, denn ich bin in Liebes-Sachen sehr blode, über dieses weiß auch nicht, ob ich es wa- gen dürffte, dem werthen Altvater seine klügste Haus-Wirthin abspenstig zu machen. Der Alt- vater lächelte hierzu, Herr Wolffgang aber fragte gantz dreiste: Ob es Ernst wäre? so wolte er die Commission mit Freuden auf sich nehmen, indem er sich zum voraus versichert hielte, dabey nicht un- glücklich zu seyn. Ja, ja! antwortete der Herr Ma- gister. es ist der wahrhaffte Ernst, Ernst Gottlieb Schmeltzers. die schöne und tugendhaffte Christia- na Virgilia zu heyrathen, daferne sich dieselbe darzu entschliessen will, und gegenwärtiger werthe Altva- ter, nebst ihren leiblichen Eltern darein consentiren. Auf diese Worte reichte der Altvater Herr Mag. Schmeltzern die Hand, und sagte: Mein liebster Herr! Christiana ist euch seiten meiner zugesagt, welche sich nicht wegern wird, einen solchen schätz- baren Ehe-Gatten anzunehmen, morgen geliebt es GOTT will ich, nebst Herr Wolffgangen, bey ih- ren Eltern so wohl, als bey ihr selbst, vor euch wer- ben, daferne sie sonsten von eurer keuschen Liebe noch keine nähete Kundschafft hat. Daß nun dieses letz- tere unmöglich seyn könne, versicherte Herr Mag. Schmelzer sonderlich, indem, wie er sagte, auch sei- ne Augen so behutsam gewesen, ihr nicht das gering- ste mercken zu lassen. Da aber hierauf Herr Wolff-
gang
etwa das Nachſehen haben muͤſſen. Herr Mag. Schmeltzer mußte ſelbſt uͤber deſſen Worte lachen, ſagte aber: Mein Herr Wolffgang! eure treuher- tzige Sorgfalt ſolte mich faſt dahin verleiten, euch zu meinem Vorſprecher bey der artigen Chriſtiana Vir- gilia anzunehmen, denn ich bin in Liebes-Sachen ſehr blode, uͤber dieſes weiß auch nicht, ob ich es wa- gen duͤrffte, dem werthen Altvater ſeine kluͤgſte Haus-Wirthin abſpenſtig zu machen. Der Alt- vater laͤchelte hierzu, Herr Wolffgang aber fragte gantz dreiſte: Ob es Ernſt waͤre? ſo wolte er die Commiſſion mit Freuden auf ſich nehmen, indem er ſich zum voraus verſichert hielte, dabey nicht un- gluͤcklich zu ſeyn. Ja, ja! antwortete der Herr Ma- giſter. es iſt der wahrhaffte Ernſt, Ernſt Gottlieb Schmeltzers. die ſchoͤne und tugendhaffte Chriſtia- na Virgilia zu heyrathen, daferne ſich dieſelbe darzu entſchlieſſen will, und gegenwaͤrtiger werthe Altva- ter, nebſt ihren leiblichen Eltern darein conſentiren. Auf dieſe Worte reichte der Altvater Herr Mag. Schmeltzern die Hand, und ſagte: Mein liebſter Herr! Chriſtiana iſt euch ſeiten meiner zugeſagt, welche ſich nicht wegern wird, einen ſolchen ſchaͤtz- baren Ehe-Gatten anzunehmen, morgen geliebt es GOTT will ich, nebſt Herr Wolffgangen, bey ih- ren Eltern ſo wohl, als bey ihr ſelbſt, vor euch wer- ben, daferne ſie ſonſten von eurer keuſchen Liebe noch keine naͤhete Kundſchafft hat. Daß nun dieſes letz- tere unmoͤglich ſeyn koͤnne, verſicherte Herr Mag. Schmelzer ſonderlich, indem, wie er ſagte, auch ſei- ne Augen ſo behutſam geweſen, ihr nicht das gering- ſte mercken zu laſſen. Da aber hierauf Herr Wolff-
gang
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0180"n="166"/>
etwa das Nachſehen haben muͤſſen. Herr <hirendition="#aq">Mag.<lb/>
Schmeltzer</hi> mußte ſelbſt uͤber deſſen Worte lachen,<lb/>ſagte aber: Mein Herr <hirendition="#aq">Wolffgang!</hi> eure treuher-<lb/>
tzige Sorgfalt ſolte mich faſt dahin verleiten, euch zu<lb/>
meinem Vorſprecher bey der artigen <hirendition="#aq">Chriſtiana Vir-<lb/>
gilia</hi> anzunehmen, denn ich bin in Liebes-Sachen<lb/>ſehr blode, uͤber dieſes weiß auch nicht, ob ich es wa-<lb/>
gen duͤrffte, dem werthen Altvater ſeine kluͤgſte<lb/>
Haus-Wirthin abſpenſtig zu machen. Der Alt-<lb/>
vater laͤchelte hierzu, Herr <hirendition="#aq">Wolffgang</hi> aber fragte<lb/>
gantz dreiſte: Ob es Ernſt waͤre? ſo wolte er die<lb/><hirendition="#aq">Commiſſion</hi> mit Freuden auf ſich nehmen, indem<lb/>
er ſich zum voraus verſichert hielte, dabey nicht un-<lb/>
gluͤcklich zu ſeyn. Ja, ja! antwortete der Herr <hirendition="#aq">Ma-<lb/>
giſter.</hi> es iſt der wahrhaffte Ernſt, <hirendition="#aq">Ernſt Gottlieb<lb/>
Schmeltzers.</hi> die ſchoͤne und tugendhaffte <hirendition="#aq">Chriſtia-<lb/>
na Virgilia</hi> zu heyrathen, <choice><sic>daſerne</sic><corr>daferne</corr></choice>ſich dieſelbe darzu<lb/>
entſchlieſſen will, und gegenwaͤrtiger werthe Altva-<lb/>
ter, nebſt ihren leiblichen Eltern darein <hirendition="#aq">conſenti</hi>ren.<lb/>
Auf dieſe Worte reichte der Altvater Herr <hirendition="#aq">Mag.<lb/>
Schmeltzern</hi> die Hand, und ſagte: Mein liebſter<lb/>
Herr! <hirendition="#aq">Chriſtiana</hi> iſt euch ſeiten meiner zugeſagt,<lb/>
welche ſich nicht wegern wird, einen ſolchen ſchaͤtz-<lb/>
baren Ehe-Gatten anzunehmen, morgen geliebt es<lb/>
GOTT will ich, nebſt Herr <hirendition="#aq">Wolffgangen,</hi> bey ih-<lb/>
ren Eltern ſo wohl, als bey ihr ſelbſt, vor euch wer-<lb/>
ben, daferne ſie ſonſten von eurer keuſchen Liebe noch<lb/>
keine naͤhete Kundſchafft hat. Daß nun dieſes letz-<lb/>
tere unmoͤglich ſeyn koͤnne, verſicherte Herr <hirendition="#aq">Mag.<lb/>
Schmelzer</hi>ſonderlich, indem, wie er ſagte, auch ſei-<lb/>
ne Augen ſo behutſam geweſen, ihr nicht das gering-<lb/>ſte mercken zu laſſen. Da aber hierauf Herr <hirendition="#aq">Wolff-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">gang</hi></fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[166/0180]
etwa das Nachſehen haben muͤſſen. Herr Mag.
Schmeltzer mußte ſelbſt uͤber deſſen Worte lachen,
ſagte aber: Mein Herr Wolffgang! eure treuher-
tzige Sorgfalt ſolte mich faſt dahin verleiten, euch zu
meinem Vorſprecher bey der artigen Chriſtiana Vir-
gilia anzunehmen, denn ich bin in Liebes-Sachen
ſehr blode, uͤber dieſes weiß auch nicht, ob ich es wa-
gen duͤrffte, dem werthen Altvater ſeine kluͤgſte
Haus-Wirthin abſpenſtig zu machen. Der Alt-
vater laͤchelte hierzu, Herr Wolffgang aber fragte
gantz dreiſte: Ob es Ernſt waͤre? ſo wolte er die
Commiſſion mit Freuden auf ſich nehmen, indem
er ſich zum voraus verſichert hielte, dabey nicht un-
gluͤcklich zu ſeyn. Ja, ja! antwortete der Herr Ma-
giſter. es iſt der wahrhaffte Ernſt, Ernſt Gottlieb
Schmeltzers. die ſchoͤne und tugendhaffte Chriſtia-
na Virgilia zu heyrathen, daferne ſich dieſelbe darzu
entſchlieſſen will, und gegenwaͤrtiger werthe Altva-
ter, nebſt ihren leiblichen Eltern darein conſentiren.
Auf dieſe Worte reichte der Altvater Herr Mag.
Schmeltzern die Hand, und ſagte: Mein liebſter
Herr! Chriſtiana iſt euch ſeiten meiner zugeſagt,
welche ſich nicht wegern wird, einen ſolchen ſchaͤtz-
baren Ehe-Gatten anzunehmen, morgen geliebt es
GOTT will ich, nebſt Herr Wolffgangen, bey ih-
ren Eltern ſo wohl, als bey ihr ſelbſt, vor euch wer-
ben, daferne ſie ſonſten von eurer keuſchen Liebe noch
keine naͤhete Kundſchafft hat. Daß nun dieſes letz-
tere unmoͤglich ſeyn koͤnne, verſicherte Herr Mag.
Schmelzer ſonderlich, indem, wie er ſagte, auch ſei-
ne Augen ſo behutſam geweſen, ihr nicht das gering-
ſte mercken zu laſſen. Da aber hierauf Herr Wolff-
gang
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/180>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.