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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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ihm zum sonderbaren Vergnügen gereichen würde,
wenn die sämtlichen vor Jahres-Frist angekom-
menen Europäer, beständig auf der Jnsul Felsen-
burg verbleiben wolten, so wären sie nun allhie ge-
genwärtig, nicht nur selbst nochmahls um dasjeni-
ge zu bitten, was ihnen so guthertzig angeboten
worden, und da es verlangt würde, einen heiligen
Eyd zum Pfande ihrer beständigen Liebe, Treue und
Redlichkeit abzulegen, sondern ausser dem, von dem
lieben Altvater, als dem Oberhaupte dieser Jnsul,
gütige Erlaubniß zu bitten, daß sich ein iedweder mit
demjenigen Frauenzimmer, welches er an der Hand
führete, durch ihren allgemeinen Seelsorger, Herrn
Mag. Schmelzern, öffentlich und ehelich dürffe zu-
sammen geben lassen. Jmmassen bis auf diese
Condition, die Bräute, deren Eltern und Ver-
wandte, ihr Ja-Wort bereits von sich gegeben hät-
ten. Wird nun unser Suchen (setzte er hinzu) vor
billig erkannt, so getrösten wir uns baldiger geneig-
ter Willfahrung, und zwar noch vor Eintritt der
heil. Advents-Zeit, in welcher man bey den Luthe-
ranern, löblicher Gewohnheit gemäß, nicht leichtlich
zu heyrathen pflegt; Jst aber an einem oder dem an-
dern unter uns etwas auszusetzen, so bitten wir, ihm
seine Fehler in Liebe und Güte zu entdecken, denn in
dem Stücke sind wir alle eines Sinnes unser Leben
immer tugendhaffter anzustellen, damit wir desto
eher den frommen eingebohrnen Felsen-Bürgern
gleich werden mögen.

Der gute Altvater fing, unter Mons. Kramers
wohlgegebenen Reden, vor Freuden hertzlich an zu
weinen, und gab hernach zur Antwort: Lieben

Freun-

ihm zum ſonderbaren Vergnuͤgen gereichen wuͤrde,
wenn die ſaͤmtlichen vor Jahres-Friſt angekom-
menen Europaͤer, beſtaͤndig auf der Jnſul Felſen-
burg verbleiben wolten, ſo waͤren ſie nun allhie ge-
genwaͤrtig, nicht nur ſelbſt nochmahls um dasjeni-
ge zu bitten, was ihnen ſo guthertzig angeboten
worden, und da es verlangt wuͤrde, einen heiligen
Eyd zum Pfande ihrer beſtaͤndigen Liebe, Treue und
Redlichkeit abzulegen, ſondern auſſer dem, von dem
lieben Altvater, als dem Oberhaupte dieſer Jnſul,
guͤtige Erlaubniß zu bitten, daß ſich ein iedweder mit
demjenigen Frauenzimmer, welches er an der Hand
fuͤhrete, durch ihren allgemeinen Seelſorger, Herrn
Mag. Schmelzern, oͤffentlich und ehelich duͤrffe zu-
ſammen geben laſſen. Jmmaſſen bis auf dieſe
Condition, die Braͤute, deren Eltern und Ver-
wandte, ihr Ja-Wort bereits von ſich gegeben haͤt-
ten. Wird nun unſer Suchen (ſetzte er hinzu) vor
billig erkannt, ſo getroͤſten wir uns baldiger geneig-
ter Willfahrung, und zwar noch vor Eintritt der
heil. Advents-Zeit, in welcher man bey den Luthe-
ranern, loͤblicher Gewohnheit gemaͤß, nicht leichtlich
zu heyrathen pflegt; Jſt aber an einem oder dem an-
dern unter uns etwas auszuſetzen, ſo bitten wir, ihm
ſeine Fehler in Liebe und Guͤte zu entdecken, denn in
dem Stuͤcke ſind wir alle eines Sinnes unſer Leben
immer tugendhaffter anzuſtellen, damit wir deſto
eher den frommen eingebohrnen Felſen-Buͤrgern
gleich werden moͤgen.

Der gute Altvater fing, unter Monſ. Kramers
wohlgegebenen Reden, vor Freuden hertzlich an zu
weinen, und gab hernach zur Antwort: Lieben

Freun-
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[164/0178] ihm zum ſonderbaren Vergnuͤgen gereichen wuͤrde, wenn die ſaͤmtlichen vor Jahres-Friſt angekom- menen Europaͤer, beſtaͤndig auf der Jnſul Felſen- burg verbleiben wolten, ſo waͤren ſie nun allhie ge- genwaͤrtig, nicht nur ſelbſt nochmahls um dasjeni- ge zu bitten, was ihnen ſo guthertzig angeboten worden, und da es verlangt wuͤrde, einen heiligen Eyd zum Pfande ihrer beſtaͤndigen Liebe, Treue und Redlichkeit abzulegen, ſondern auſſer dem, von dem lieben Altvater, als dem Oberhaupte dieſer Jnſul, guͤtige Erlaubniß zu bitten, daß ſich ein iedweder mit demjenigen Frauenzimmer, welches er an der Hand fuͤhrete, durch ihren allgemeinen Seelſorger, Herrn Mag. Schmelzern, oͤffentlich und ehelich duͤrffe zu- ſammen geben laſſen. Jmmaſſen bis auf dieſe Condition, die Braͤute, deren Eltern und Ver- wandte, ihr Ja-Wort bereits von ſich gegeben haͤt- ten. Wird nun unſer Suchen (ſetzte er hinzu) vor billig erkannt, ſo getroͤſten wir uns baldiger geneig- ter Willfahrung, und zwar noch vor Eintritt der heil. Advents-Zeit, in welcher man bey den Luthe- ranern, loͤblicher Gewohnheit gemaͤß, nicht leichtlich zu heyrathen pflegt; Jſt aber an einem oder dem an- dern unter uns etwas auszuſetzen, ſo bitten wir, ihm ſeine Fehler in Liebe und Guͤte zu entdecken, denn in dem Stuͤcke ſind wir alle eines Sinnes unſer Leben immer tugendhaffter anzuſtellen, damit wir deſto eher den frommen eingebohrnen Felſen-Buͤrgern gleich werden moͤgen. Der gute Altvater fing, unter Monſ. Kramers wohlgegebenen Reden, vor Freuden hertzlich an zu weinen, und gab hernach zur Antwort: Lieben Freun-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/178>, abgerufen am 23.11.2024.