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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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Sprache, wie nicht weniger in der künstlichen Zeich-
nung, privatim zu informiren. Weiln sich nun
in kurtzen noch einige andere Scholairs darzu fan-
den, konte ich ohne die Kost und andere Bequem-
lichkeit, blos durch das informiren jährlich fast
mehr als 150. Thlr. verdienen. Uber dieses hatte
noch Zeit genug übrig, auf dasiger Universität
meine ziemlich verwelckten Studia in etwas wieder-
um zu erfrischen, und mir die vortreffliche publi-
que Bibliothec,
worinnen ich sonderlich des be-
rühmten Mathematici Tychonis-de Brahe und an-
derer Mathematicorum Bücher fleißig durchsuchte,
garsehr zu Nutze zu machen. Selbige ist in einem
runden Thurme verwahret, auf welchen man von
unten an bis oben aus, mit Wagen und Pferden
fahren kan. Der Eingang in die Bibliothec aber
ist wöchentlich zweymahl erlaubt. So lange ich
frey und ungebunden leben konte, war mein Sinn
noch ziemlicher massen vergnügt, ohne wenn ich
dann und wann mit den Gedancken auf meine Hertz-
kränckende Avanturen verfiel, und mich nicht selten
gantze Nächte, mit dergleichen melancholischen
Grillen herum schlug. Allein, so bald mir einige
nicht übelgesinnete Freunde, das Seil über die Hör-
ner werffen, und mich durch die Heyrath mit einer
von meines Patrons Töchtern in ein gar honora-
bels
und austrägliches Amt ziehen wolten, ver-
ging mir auf einmahl alle Lust, länger in Coppen-
hagen zu bleiben, nahm dannenhero plötzlich Ab-
schied, und war gesinnet, nach Stockholm zu rei-
sen, allein, wie ich nachhero erwogen, mußte ich mich
durch den Schluß des unergründlichen Verhäng-

nisses,

Sprache, wie nicht weniger in der kuͤnſtlichen Zeich-
nung, privatim zu informiren. Weiln ſich nun
in kurtzen noch einige andere Scholairs darzu fan-
den, konte ich ohne die Koſt und andere Bequem-
lichkeit, blos durch das informiren jaͤhrlich faſt
mehr als 150. Thlr. verdienen. Uber dieſes hatte
noch Zeit genug uͤbrig, auf daſiger Univerſitaͤt
meine ziemlich verwelckten Studia in etwas wieder-
um zu erfriſchen, und mir die vortreffliche publi-
que Bibliothec,
worinnen ich ſonderlich des be-
ruͤhmten Mathematici Tychonis-de Brahe und an-
derer Mathematicorum Buͤcher fleißig durchſuchte,
garſehr zu Nutze zu machen. Selbige iſt in einem
runden Thurme verwahret, auf welchen man von
unten an bis oben aus, mit Wagen und Pferden
fahren kan. Der Eingang in die Bibliothec aber
iſt woͤchentlich zweymahl erlaubt. So lange ich
frey und ungebunden leben konte, war mein Sinn
noch ziemlicher maſſen vergnuͤgt, ohne wenn ich
dann und wann mit den Gedancken auf meine Hertz-
kraͤnckende Avanturen verfiel, und mich nicht ſelten
gantze Naͤchte, mit dergleichen melancholiſchen
Grillen herum ſchlug. Allein, ſo bald mir einige
nicht uͤbelgeſinnete Freunde, das Seil uͤber die Hoͤr-
ner werffen, und mich durch die Heyrath mit einer
von meines Patrons Toͤchtern in ein gar honora-
bels
und austraͤgliches Amt ziehen wolten, ver-
ging mir auf einmahl alle Luſt, laͤnger in Coppen-
hagen zu bleiben, nahm dannenhero ploͤtzlich Ab-
ſchied, und war geſinnet, nach Stockholm zu rei-
ſen, allein, wie ich nachhero erwogen, mußte ich mich
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[158/0172] Sprache, wie nicht weniger in der kuͤnſtlichen Zeich- nung, privatim zu informiren. Weiln ſich nun in kurtzen noch einige andere Scholairs darzu fan- den, konte ich ohne die Koſt und andere Bequem- lichkeit, blos durch das informiren jaͤhrlich faſt mehr als 150. Thlr. verdienen. Uber dieſes hatte noch Zeit genug uͤbrig, auf daſiger Univerſitaͤt meine ziemlich verwelckten Studia in etwas wieder- um zu erfriſchen, und mir die vortreffliche publi- que Bibliothec, worinnen ich ſonderlich des be- ruͤhmten Mathematici Tychonis-de Brahe und an- derer Mathematicorum Buͤcher fleißig durchſuchte, garſehr zu Nutze zu machen. Selbige iſt in einem runden Thurme verwahret, auf welchen man von unten an bis oben aus, mit Wagen und Pferden fahren kan. Der Eingang in die Bibliothec aber iſt woͤchentlich zweymahl erlaubt. So lange ich frey und ungebunden leben konte, war mein Sinn noch ziemlicher maſſen vergnuͤgt, ohne wenn ich dann und wann mit den Gedancken auf meine Hertz- kraͤnckende Avanturen verfiel, und mich nicht ſelten gantze Naͤchte, mit dergleichen melancholiſchen Grillen herum ſchlug. Allein, ſo bald mir einige nicht uͤbelgeſinnete Freunde, das Seil uͤber die Hoͤr- ner werffen, und mich durch die Heyrath mit einer von meines Patrons Toͤchtern in ein gar honora- bels und austraͤgliches Amt ziehen wolten, ver- ging mir auf einmahl alle Luſt, laͤnger in Coppen- hagen zu bleiben, nahm dannenhero ploͤtzlich Ab- ſchied, und war geſinnet, nach Stockholm zu rei- ſen, allein, wie ich nachhero erwogen, mußte ich mich durch den Schluß des unergruͤndlichen Verhaͤng- niſſes,

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/172>, abgerufen am 22.11.2024.