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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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jagte, wovon sie sogleich ohnmächtig vor sich nie-
der auf ihr Mägdgen fiel. Der von P. **, in dem
er seinen Leuten zurief: Schiesset zu, gebt Feuer!
rächet meinen Tod! sanck ebenfalls vom Pferde
herunter, iedoch von seinen Leuten unterstund sich
kein eintziger, eine Hand aufzuheben, ihre Pistolen
aber liessen sie ohne eintzige Widerrede von meinem
Leuten ab, und in die Lufft schiessen, auch die Stei-
ne abschrauben, da ich mittlerweile die in jämmer-
lichen Zustande befindliche Charlotte, mit Bey-
hülffe ihres Mägdgens, wiederum dahin brachte,
daß sie ihren Mund und Augen öffnete, und mich
mit diesen kläglichen Worten anredete: Jch ster-
be, mein Litzberg! und zwar durch Mörders
Hand, GOtt hat nicht gewolt, daß unsere Leiber
also wie die Gemüther sollen vereiniget werden,
derowegen fasset euch mit Gedult. Habet Danck
vor eure getreue Liebe, nehmet diese Stücke zurück,
daß sie nicht in andere Hände kommen. Und hier-
mit zohe sie alle ihre Ringe von den Fingern, band
das Diamant-Creutz vom Halse, langete die gol-
dene Uhr, wie auch ihren Coffre-Schlüssel hervor,
welchem letztern sie ihrem Mägdgen gab, mit dem
Befehle, ihre rothe gestickte Sammet-Tasche aus
dem Coffre zu langen, welches denn augenblicklich
geschahe, und also überreichte mir das getreue Her-
tze, nebst vorerwehnten Kostbarkeiten, auch diese Ta-
sche, worinnen etliche Kleinodien nebst 56. spec. Du-
cat
en stacken mit folgender Ansprache: Kräncket
mich nicht, mein Engel! mit Verschmähung dieser
Kleinigkeiten, welche ich in keinen andern als eu-
ern Händen wissen will, zu meinem Begräbniß

und

jagte, wovon ſie ſogleich ohnmaͤchtig vor ſich nie-
der auf ihr Maͤgdgen fiel. Der von P. **, in dem
er ſeinen Leuten zurief: Schieſſet zu, gebt Feuer!
raͤchet meinen Tod! ſanck ebenfalls vom Pferde
herunter, iedoch von ſeinen Leuten unterſtund ſich
kein eintziger, eine Hand aufzuheben, ihre Piſtolen
aber lieſſen ſie ohne eintzige Widerrede von meinem
Leuten ab, und in die Lufft ſchieſſen, auch die Stei-
ne abſchrauben, da ich mittlerweile die in jaͤmmer-
lichen Zuſtande befindliche Charlotte, mit Bey-
huͤlffe ihres Maͤgdgens, wiederum dahin brachte,
daß ſie ihren Mund und Augen oͤffnete, und mich
mit dieſen klaͤglichen Worten anredete: Jch ſter-
be, mein Litzberg! und zwar durch Moͤrders
Hand, GOtt hat nicht gewolt, daß unſere Leiber
alſo wie die Gemuͤther ſollen vereiniget werden,
derowegen faſſet euch mit Gedult. Habet Danck
vor eure getreue Liebe, nehmet dieſe Stuͤcke zuruͤck,
daß ſie nicht in andere Haͤnde kommen. Und hier-
mit zohe ſie alle ihre Ringe von den Fingern, band
das Diamant-Creutz vom Halſe, langete die gol-
dene Uhr, wie auch ihren Coffre-Schluͤſſel hervor,
welchem letztern ſie ihrem Maͤgdgen gab, mit dem
Befehle, ihre rothe geſtickte Sammet-Taſche aus
dem Coffre zu langen, welches denn augenblicklich
geſchahe, und alſo uͤberreichte mir das getreue Her-
tze, nebſt vorerwehnten Koſtbarkeiten, auch dieſe Ta-
ſche, worinnen etliche Kleinodien nebſt 56. ſpec. Du-
cat
en ſtacken mit folgender Anſprache: Kraͤncket
mich nicht, mein Engel! mit Verſchmaͤhung dieſer
Kleinigkeiten, welche ich in keinen andern als eu-
ern Haͤnden wiſſen will, zu meinem Begraͤbniß

und
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[152/0166] jagte, wovon ſie ſogleich ohnmaͤchtig vor ſich nie- der auf ihr Maͤgdgen fiel. Der von P. **, in dem er ſeinen Leuten zurief: Schieſſet zu, gebt Feuer! raͤchet meinen Tod! ſanck ebenfalls vom Pferde herunter, iedoch von ſeinen Leuten unterſtund ſich kein eintziger, eine Hand aufzuheben, ihre Piſtolen aber lieſſen ſie ohne eintzige Widerrede von meinem Leuten ab, und in die Lufft ſchieſſen, auch die Stei- ne abſchrauben, da ich mittlerweile die in jaͤmmer- lichen Zuſtande befindliche Charlotte, mit Bey- huͤlffe ihres Maͤgdgens, wiederum dahin brachte, daß ſie ihren Mund und Augen oͤffnete, und mich mit dieſen klaͤglichen Worten anredete: Jch ſter- be, mein Litzberg! und zwar durch Moͤrders Hand, GOtt hat nicht gewolt, daß unſere Leiber alſo wie die Gemuͤther ſollen vereiniget werden, derowegen faſſet euch mit Gedult. Habet Danck vor eure getreue Liebe, nehmet dieſe Stuͤcke zuruͤck, daß ſie nicht in andere Haͤnde kommen. Und hier- mit zohe ſie alle ihre Ringe von den Fingern, band das Diamant-Creutz vom Halſe, langete die gol- dene Uhr, wie auch ihren Coffre-Schluͤſſel hervor, welchem letztern ſie ihrem Maͤgdgen gab, mit dem Befehle, ihre rothe geſtickte Sammet-Taſche aus dem Coffre zu langen, welches denn augenblicklich geſchahe, und alſo uͤberreichte mir das getreue Her- tze, nebſt vorerwehnten Koſtbarkeiten, auch dieſe Ta- ſche, worinnen etliche Kleinodien nebſt 56. ſpec. Du- caten ſtacken mit folgender Anſprache: Kraͤncket mich nicht, mein Engel! mit Verſchmaͤhung dieſer Kleinigkeiten, welche ich in keinen andern als eu- ern Haͤnden wiſſen will, zu meinem Begraͤbniß und

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/166>, abgerufen am 23.11.2024.