Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

in stiller Sicherheit befände, und so zu sagen, un-
möglich ausgeforscht werden könte.

Jch sahe mich gezwungen, meiner Gebieterin
zu gehorsamen, reisete derowegen in das, ohnweit
des Herrn von V.** Güthern gelegene Städtgen, such-
te von daraus durch Briefe, und einen abgeschickten
sehr klugen Advocaten, zu tractiren, iedoch es war
in allen Stücken Hopfen und Maltz verlohren, an
statt der Antwort ließ man mir die schändlichsten
Injurien sagen, von welchen mich nichts ärgers ver-
droß, als daß ich ein Bettler, barmhertziger Offi-
cier
und Fräuleins-Räuber wäre, oder doch zum
wenigsten den Spitz-Buben Geld gegeben hätte,
das Fräulein Charlotten zu entführen. Ja Ferdi-
nand
hatte in Gegenwart des Cavaliers Herrn
von P.** und verschiedener anderer von Adel den-
noch behaupten wollen: Jch wäre cum infamia von
dem Regiment verjagt worden. Nun war zwar
P.** noch so klug gewesen, in diesem Stücke das
Gegentheil zu erweisen, iedennoch desto unbeson-
nener meinen Stand und Wesen aufs aller verächt-
lichste durchzuhecheln, und weiln mir solches gleich
andern Tages von andern vernünfftigen Edelleu-
ten, die sich ein Plaisir aus meinem Umgange mach-
ten, gesteckt wurde, setzte ich so gleich ein Cartel
auf, welches ich mutatis mutandis eigenhändig
schrieb und unterschrieb, einem ieden von diesen
beyden, durch zwey junge Cavaliers überschickte,
die sich selbst nicht allein zu Uberbringern, sondern
auch zu meinen Secundanten erboten:

Verwegene Massette

So bald ich vernommen, daß deine canail-

leuse

in ſtiller Sicherheit befaͤnde, und ſo zu ſagen, un-
moͤglich ausgeforſcht werden koͤnte.

Jch ſahe mich gezwungen, meiner Gebieterin
zu gehorſamen, reiſete derowegen in das, ohnweit
des Herrn von V.** Guͤthern gelegene Staͤdtgẽ, ſuch-
te von daraus durch Briefe, und einen abgeſchickten
ſehr klugen Advocaten, zu tractiren, iedoch es war
in allen Stuͤcken Hopfen und Maltz verlohren, an
ſtatt der Antwort ließ man mir die ſchaͤndlichſten
Injurien ſagen, von welchen mich nichts aͤrgers ver-
droß, als daß ich ein Bettler, barmhertziger Offi-
cier
und Fraͤuleins-Raͤuber waͤre, oder doch zum
wenigſten den Spitz-Buben Geld gegeben haͤtte,
das Fraͤulein Charlotten zu entfuͤhren. Ja Ferdi-
nand
hatte in Gegenwart des Cavaliers Herrn
von P.** und verſchiedener anderer von Adel den-
noch behaupten wollen: Jch waͤre cum infamia von
dem Regiment verjagt worden. Nun war zwar
P.** noch ſo klug geweſen, in dieſem Stuͤcke das
Gegentheil zu erweiſen, iedennoch deſto unbeſon-
nener meinen Stand und Weſen aufs aller veraͤcht-
lichſte durchzuhecheln, und weiln mir ſolches gleich
andern Tages von andern vernuͤnfftigen Edelleu-
ten, die ſich ein Plaiſir aus meinem Umgange mach-
ten, geſteckt wurde, ſetzte ich ſo gleich ein Cartel
auf, welches ich mutatis mutandis eigenhaͤndig
ſchrieb und unterſchrieb, einem ieden von dieſen
beyden, durch zwey junge Cavaliers uͤberſchickte,
die ſich ſelbſt nicht allein zu Uberbringern, ſondern
auch zu meinen Secundanten erboten:

Verwegene Masſette

So bald ich vernommen, daß deine canail-

leuſe
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0162" n="148"/>
in &#x017F;tiller Sicherheit befa&#x0364;nde, und &#x017F;o zu &#x017F;agen, un-<lb/>
mo&#x0364;glich ausgefor&#x017F;cht werden ko&#x0364;nte.</p><lb/>
          <p>Jch &#x017F;ahe mich gezwungen, meiner Gebieterin<lb/>
zu gehor&#x017F;amen, rei&#x017F;ete derowegen in das, ohnweit<lb/>
des Herrn von <hi rendition="#aq">V.</hi>** Gu&#x0364;thern gelegene Sta&#x0364;dtge&#x0303;, &#x017F;uch-<lb/>
te von daraus durch Briefe, und einen abge&#x017F;chickten<lb/>
&#x017F;ehr klugen <hi rendition="#aq">Advocat</hi>en, zu <hi rendition="#aq">tractir</hi>en, iedoch es war<lb/>
in allen Stu&#x0364;cken Hopfen und Maltz verlohren, an<lb/>
&#x017F;tat<hi rendition="#aq">t</hi> der Antwort ließ man mir die &#x017F;cha&#x0364;ndlich&#x017F;ten<lb/><hi rendition="#aq">Injuri</hi>en &#x017F;agen, von welchen mich nichts a&#x0364;rgers ver-<lb/>
droß, als daß ich ein Bettler, barmhertziger <hi rendition="#aq">Offi-<lb/>
cier</hi> und Fra&#x0364;uleins-Ra&#x0364;uber wa&#x0364;re, oder doch zum<lb/>
wenig&#x017F;ten den Spitz-Buben Geld gegeben ha&#x0364;tte,<lb/>
das Fra&#x0364;ulein <hi rendition="#aq">Charlotten</hi> zu entfu&#x0364;hren. Ja <hi rendition="#aq">Ferdi-<lb/>
nand</hi> hatte in Gegenwart des <hi rendition="#aq">Cavaliers</hi> Herrn<lb/>
von <hi rendition="#aq">P.</hi>** und ver&#x017F;chiedener anderer von Adel den-<lb/>
noch behaupten wollen: Jch wa&#x0364;re <hi rendition="#aq">cum infamia</hi> von<lb/>
dem Regiment verjagt worden. Nun war zwar<lb/><hi rendition="#aq">P.</hi>** noch &#x017F;o klug gewe&#x017F;en, in die&#x017F;em Stu&#x0364;cke das<lb/>
Gegentheil zu erwei&#x017F;en, iedennoch de&#x017F;to unbe&#x017F;on-<lb/>
nener meinen Stand und We&#x017F;en aufs aller vera&#x0364;cht-<lb/>
lich&#x017F;te durchzuhecheln, und weiln mir &#x017F;olches gleich<lb/>
andern Tages von andern vernu&#x0364;nfftigen Edelleu-<lb/>
ten, die &#x017F;ich ein <hi rendition="#aq">Plai&#x017F;ir</hi> aus meinem Umgange mach-<lb/>
ten, ge&#x017F;teckt wurde, &#x017F;etzte ich &#x017F;o gleich ein <hi rendition="#aq">Cartel</hi><lb/>
auf, welches ich <hi rendition="#aq">mutatis mutandis</hi> eigenha&#x0364;ndig<lb/>
&#x017F;chrieb und unter&#x017F;chrieb, einem ieden von die&#x017F;en<lb/>
beyden, durch zwey junge <hi rendition="#aq">Cavaliers</hi> u&#x0364;ber&#x017F;chickte,<lb/>
die &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t nicht allein zu Uberbringern, &#x017F;ondern<lb/>
auch zu meinen <hi rendition="#aq">Secundant</hi>en erboten:</p><lb/>
          <floatingText>
            <body>
              <div type="letter">
                <salute> <hi rendition="#c">Verwegene <hi rendition="#aq">Mas&#x017F;ette</hi></hi> </salute><lb/>
                <p> <hi rendition="#in">S</hi> <hi rendition="#fr">o bald ich vernommen, daß deine</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">canail-</hi> </hi><lb/>
                  <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">leu&#x017F;e</hi> </hi> </fw><lb/>
                </p>
              </div>
            </body>
          </floatingText>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[148/0162] in ſtiller Sicherheit befaͤnde, und ſo zu ſagen, un- moͤglich ausgeforſcht werden koͤnte. Jch ſahe mich gezwungen, meiner Gebieterin zu gehorſamen, reiſete derowegen in das, ohnweit des Herrn von V.** Guͤthern gelegene Staͤdtgẽ, ſuch- te von daraus durch Briefe, und einen abgeſchickten ſehr klugen Advocaten, zu tractiren, iedoch es war in allen Stuͤcken Hopfen und Maltz verlohren, an ſtatt der Antwort ließ man mir die ſchaͤndlichſten Injurien ſagen, von welchen mich nichts aͤrgers ver- droß, als daß ich ein Bettler, barmhertziger Offi- cier und Fraͤuleins-Raͤuber waͤre, oder doch zum wenigſten den Spitz-Buben Geld gegeben haͤtte, das Fraͤulein Charlotten zu entfuͤhren. Ja Ferdi- nand hatte in Gegenwart des Cavaliers Herrn von P.** und verſchiedener anderer von Adel den- noch behaupten wollen: Jch waͤre cum infamia von dem Regiment verjagt worden. Nun war zwar P.** noch ſo klug geweſen, in dieſem Stuͤcke das Gegentheil zu erweiſen, iedennoch deſto unbeſon- nener meinen Stand und Weſen aufs aller veraͤcht- lichſte durchzuhecheln, und weiln mir ſolches gleich andern Tages von andern vernuͤnfftigen Edelleu- ten, die ſich ein Plaiſir aus meinem Umgange mach- ten, geſteckt wurde, ſetzte ich ſo gleich ein Cartel auf, welches ich mutatis mutandis eigenhaͤndig ſchrieb und unterſchrieb, einem ieden von dieſen beyden, durch zwey junge Cavaliers uͤberſchickte, die ſich ſelbſt nicht allein zu Uberbringern, ſondern auch zu meinen Secundanten erboten: Verwegene Masſette So bald ich vernommen, daß deine canail- leuſe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/162
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/162>, abgerufen am 22.12.2024.